Bayer-Zugang Sinkgraven im Check Der Konkurrenzmacher hinten links

Leverkusen · In unserer Serie werfen wir einen genauen Blick auf Bayers Zugänge in dieser Saison. Teil 2: Daley Sinkgraven. Der Niederländer kam im Sommer 2019 für fünf Millionen Euro von Ajax Amsterdam und galt als Wunschspieler von Peter Bosz.

 Daley Sinkgraven hat bei der Werkself eine Debütsaison mit Höhen und Tiefen hinter sich.

Daley Sinkgraven hat bei der Werkself eine Debütsaison mit Höhen und Tiefen hinter sich.

Foto: dpa/Stefan Puchner

Viel größer und saftiger hätten die Vorschusslorbeeren kaum sein können. Daley Sinkgraven galt im Sommer 2019 als absoluter Wunschspieler von Peter Bosz. Die beiden kennen und schätzen sich seit der gemeinsamen Zeit bei Ajax Amsterdam. Der Trainer attestierte seinem Landsmann einst das „Potenzial für die absolute Weltspitze“ und nannte die Spielweise des 25-Jährigen gar „eine Offenbarung“. Die Ablöse von etwa fünf Millionen Euro erschien angesichts der Lobeshymnen geradezu lächerlich gering. Doch sie hatte ihre Gründe.

Als Bosz nach dem mit Ajax verlorenen Europa-League-Finale sein Glück in Dortmund versuchte, begann beinahe parallel Sinkgravens Leidenszeit in Amsterdam. Eine Knieverletzung zwang ihn zu einer langen Pause. Das sensible Gelenk wurde zunächst monatelang konservativ behandelt, doch etwaige Comebackversuche fanden ein jähes Ende. Als es nicht mehr anders ging, unterzog sich der damals von Bosz vom offensiven Mittelfeldspieler zum linken Verteidiger umgeschulte Niederländer einer Operation. Es folgte erneut eine lange Phase der Rekonvaleszenz.

Während seine Teamkollegen vor etwas mehr als einem Jahr bis ins Champions-League-Halbfinale und zur niederländischen Meisterschaft stürmten, kam er nur noch sporadisch zum Einsatz. „Ich war fast zwei Jahre lang draußen“, sagte Sinkgraven bei seiner Vorstellung in Leverkusen. „Es war eine harte Zeit für mich, aber seit der Operation ist alles wieder in Ordnung.“

Bei seinem neuen Arbeitgeber musste er sich zunächst in die Mannschaft kämpfen. Jahrelang war Wendell auf der linken Abwehrseite praktisch konkurrenzlos, nun hatte der Brasilianer den Niederländer im Nacken – und der Neue überzeugte bei seinen Einsätzen mit weitgehend guter Defensivarbeit, die bei Wendell bisweilen zu Wünschen übrig ließ. Allerdings setzte Sinkgraven offensiv zunächst kaum Akzente. Hinzu kam eine Muskel- und Sehnenverletzung im Oberschenkel, die ihn im Herbst 2019 erneut mehrere Wochen zurückwarf. Dennoch: Der Konkurrenzkampf hinten links war im Gange.

Nach seinem Comeback lieferte der 25-Jährige ab. Rund um den Jahreswechsel sah es so aus, als hätte er Wendell auf die Bank verdrängt. Sinkgraven verlieh der notorisch anfälligen linken Seite Stabilität. Anfang Februar gelang ihm beim 4:3-Sieg gegen Dortmund seine erste Vorlage in der Bundesliga. Es war die Flanke zum von Kapitän Lars Bender erköpften Siegtreffer. Sein Durchbruch schien geschafft.

Doch eine Woche später fehlte der Niederländer beim 2:3-Auswärtssieg bei Union Berlin. Eine Erkältung plagte Sinkgraven, der daraufhin in den drei Partien bis zur Corona-Zwangspause nicht mehr im Kader stand. Nach der Unterbrechung war er indes gleich wieder in der Startelf, bei den Niederlagen gegen Wolfsburg (1:4) und den FC Bayern (2:4) indes wieder nicht im Kader. Im Endspurt der Liga kam er nur noch beim 1:0-Sieg zum Abschluss gegen Mainz zum Einsatz. Das Pokalfinale gegen München verpasste er mit muskulären Problemen.

So gibt die Saison des Sommerzugangs ein eher unstetes Bild ab. Starke Leistungen waren dabei, aber auch Verletzungspech und schwierige Umstände, nicht nur wegen der Zwangspause. Dennoch hat Sinkgraven bei seinen Einsätzen gezeigt, dass er mehr als nur eine Alternative für die linke Abwehrseite ist. Was abgesehen von seinem meist guten Stellungsspiel und Zweikampfverhalten für ihn spricht, ist seine Vielseitigkeit. Der Niederländer kann im Bedarfsfall auch deutlich weiter vorne spielen. Beim 4:3 gegen Dortmund war er zum Beispiel eher im linken Mittelfeld unterwegs.

Voraussetzung für seine nachhaltige Etablierung in der ersten Elf ist, dass er von Verletzungen verschont bleibt. Ob es dann tatsächlich zur „absoluten Weltspitze“ reicht, wird sich zeigen. Den Konkurrenzkampf im Kader hat er aber auf jeden Fall angeheizt.

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