Bayer-Zugang Tapsoba im Check Stark gestartet, stark nachgelassen

Leverkusen · In einer Serie werfen wir einen genaueren Blick auf Bayers Zugänge in dieser Saison. Teil 1: Edmond Tapsoba. Der 21-Jährige wechselte Ende Januar für 18 Millionen Euro unters Bayer Kreuz – und schlug sofort ein. Dann kam die Zwangspause.

 Edmond Tapsoba (r.) köpft im DFB-Pokalfinale Münchens Torjäger Robert Lewandowski dazwischen.

Edmond Tapsoba (r.) köpft im DFB-Pokalfinale Münchens Torjäger Robert Lewandowski dazwischen.

Foto: AP/Michael Sohn

Eigentlich braucht ein Fußballprofi immer eine gewisse Zeit, um sich an eine neue Liga, neue Sprache, neue Mannschaft und neue Taktik zu gewöhnen. Bei Edmond Tapsoba war das anders. Als „Last-Minute-Transfer“ wechselte er in der Winterpause vom portugiesischen Erstligisten Vitoria Guimaraes für etwa 18 Millionen Euro zur Werkself. Das war am 31. Januar. Eine gute Woche später stand er beim 4:3-Sieg gegen Borussia Dortmund in der Startelf, spielte 90 Minuten durch und hinterließ einen bleibenden Eindruck.

Zweikampf- und kopfballstark, sicher bei den Pässen sowie in der Spieleröffnung, abgeklärt und souverän wirkte der 21-jährige Nationalspieler aus Burkina Faso in seinen ersten Spielen für Bayer. Dass er der „Neue“ im Team ist, war ihm nie anzumerken. Trainer Peter Bosz machte ihn in Rekordzeit zum Startelfspieler. Der Niederländer lobte immer wieder die Qualitäten des Innenverteidigers, der auch mit einem gewissen Vorwärtsdrang ausgestattet ist.

Sportdirektor Simon Rolfes stimmt in das Lob ein. „Er hat sich sehr schnell sehr gut entwickelt und sich sehr schnell eingefunden“, sagt der 36-Jährige über den Wintertransfer. „Im Grunde hat er seine rasante Entwicklung, die er in Guimaraes begonnen hat, bei uns fortgesetzt.“ Schon bei den Portugiesen war Tapsoba ein Durchstarter und entwickelte sich innerhalb eines halben Jahres zum Stammspieler, nachdem er aus der zweiten Mannschaft hochgezogen wurde.

Bei Bayer ist er innerhalb kürzester Zeit zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten für Nationalspieler Jonathan Tah avanciert. „Er hat unserem Spiel mit seiner Präsenz und seinem Aufbauspiel gut getan – und dazu beigetragen, dass wir vor Corona-Pause so eine gute Serie hatten“, sagt Rolfes. Damit grenzt Bayers Sportdirektor allerdings auch den Zeitraum ein, ab dem Tapsobas steile Karrierekurve nach oben einen ersten Knick bekam. Denn der Abwehrspieler ist einer der Profis der Werkself, die mit eher schwacher Form aus der Zwangspause kamen.

Plötzlich häuften sich bei ihm die Fehler, die Souveränität ging verloren. Das ist freilich leicht mit der Situation zu erklären, denn bevor Corona die Sportwelt zum Erliegen brachte, war er nahe an dem, was gemeinhin als „Topform“ bezeichnet wird. Eine mehrwöchige Unterbrechung inklusive aller Unwägbarkeiten ist nicht einfach so wegzustecken. Der Knick dürfte daher ein vorübergehendes Phänomen sein, denn von seinem Talent her hat er zweifellos das Zeug, einer der besten Verteidiger der Bundesliga zu werden.

Sein bislang letzter Auftritt im Trikot der Werkself war indes ein unglücklicher. Sein überflüssiges Foul gegen Robert Lewandowski vor dem eigenen Strafraum brachte dem FC Bayern im DFB-Pokalfinale den Freistoß, den David Alaba zum 1:0 ins obere rechte Eck zirkelte. Auch sonst gab der 21-Jährige im Endspiel ein eher fahriges Bild ab, verpasste das richtige Timing, um Gegner ins Abseits zu stellen und ließ seine sonst so starke Präsenz vermissen.

Es sind Erfahrungswerte, aus denen er lernen muss – und wird. Dass er das kann, hat er bereits kurz nach seinem Wechsel zu Bayer Leverkusen bewiesen.

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