Amiri, Diaby, Tapsoba und Co. Die Neuen richten es bei der Werkself

Leverkusen · 2020 hat Bayer sieben von acht Spielen gewonnen. Die starke Serie ist auch ein Verdienst von fünf Sommer- und Winterzugängen.

 Nadiem Amiri bedankt sich nach seinem ersten Tor für Bayer 04 für den Beistand von oben.

Nadiem Amiri bedankt sich nach seinem ersten Tor für Bayer 04 für den Beistand von oben.

Foto: imago images/Kirchner-Media/Christopher Neundorf/Kirchner-Media via www.imago-images.de

Nadiem Amiri konnte sein Glück kaum fassen. Als er nach einer knappen Stunde mit dem Ball Richtung Tor stürmte und dabei unbehelligt von den Verteidigern des FC Augsburg blieb, sorgte er nach einem Sololauf für den 2:0-Endstand. Es war sein erstes Tor im Trikot der Werkself. Die Idee eines Abspiels habe er angesichts der geringen Gegenwehr verworfen. „Ich dachte: Okay, dann machst Du es jetzt eben selbst.“ Am Ende stand ein Sieg gegen harmlose Augsburger, die bislang keines ihrer 18 Bundesliga-Duelle gegen Bayer gewonnen haben. Der siebte Erfolg im achten Pflichtspiel des Jahres 2020 zeigt: Bayers Transfers zünden. Eine Übersicht.

Nadiem Amiri Der ehemalige Hoffenheimer hat sich etabliert. Zwar ist er nicht immer Teil der Startelf, aber er kommt in 21 Ligaspielen auf über 1300 Spielminuten, einen Treffer und fünf Vorlagen – ordentliche Werte. Drei seiner bislang sechs Scorerpunkte erzielte er nach der Winterpause. Dass der 23-Jährige seine Torpremiere für Bayer feiern konnte, erleichterte ihn nicht nur wegen des Sieges. „Es ist eine Last von mir gefallen“, sagte Amiri. Er habe sich selbst viel Druck gemacht, „aber auch meine Freunde und meine Familie haben sich gefragt, ob ich überhaupt noch Tore schießen kann.“ Er sei damit von seinem Umfeld regelmäßig aufgezogen worden, erzählte er lachend, nachdem er seine Treffsicherheit bewiesen hatte. Den Hunger nach Toren hat das aber nicht gestillt. Er bemängelte, dass die Werkself auch 4:0 oder höher hätte gewinnen können. „Da müssen wir den Gegner einfach killen“, sagte der Nationalspieler.

Moussa Diaby Der Franzose hat nach seinem Wechsel im Sommer von Paris St. Germain eine Weile gebraucht, um in Leverkusen Fuß zu fassen. Trainer Peter Bosz gewährte dem 20-Jährigen viel Zeit. Schon zum Ende der Hinrunde häuften sich bei ihm gute Leistungen, doch seit der Winterpause geht es für den Flügelspieler mit dem explosiven Antritt steil bergauf. Gegen Augsburg erzielte er das 1:0. Es war sein drittes Tor seit dem Jahreswechsel und sein viertes für Bayer insgesamt. Hinzu kommen zwei Vorlagen. Diaby scheint seinem Positionskonkurrenten Leon Bailey den Rang abzulaufen – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn er ist der zweitschnellste Sprinter der Bundesliga. Er wurde im Januar gegen Düsseldorf mit 35,95 Stundenkilometern gemessen. Bislang war nur Dortmunds Achraf Hakimi schneller (36,20).

Daley Sinkgraven Der Niederländer wurde von Bosz mit reichlich Vorschusslorbeeren bedacht. Der 24-jährige Linksverteidiger habe das „Potenzial zur absoluten Weltspitze“, sagte der Trainer im Februar 2019. Er kennt ihn aus gemeinsamen Zeiten bei Ajax Amsterdam. Die Hinrunde verlief holprig für Sinkgraven, eine Oberschenkelverletzung setzte ihn für mehrere Wochen außer Gefecht. Im neuen Jahr kommt er bislang auf sechs Einsätze in Liga, Pokal und Europa League, bei denen er mit solider Arbeit zu überzeugen wusste. Der über Jahre hinweg gesetzte Wendell steht nun unter Konkurrenzdruck – und die schwache Leistung des Brasilianers gegen Augsburg war nicht unbedingt eine Empfehlung für mehr Spielzeit.

Edmond Tapsoba Der am letzten Tag des Wintertransferfensters von Vitoria Guimaraes verpflichtete Innenverteidiger entwickelt sich zu einem Phänomen. Er verpasste seit seinem Wechsel aus Portugal ins Rheinland nur das Spiel in Hoffenheim – Bayers einzige Niederlage in diesem Jahr (1:2). Danach stand er in jeder Partie in der Startelf und spielte durch. Dabei bestach er mit Zweikampf- sowie Kopfballstärke, Schnelligkeit, gutem Stellungsspiel und ebenso cleveren wie präzisen Pässen im Spielaufbau. Kein Wunder, dass seine Teamkollegen ins Schwärmen geraten, wenn sie auf den 21-Jährigen angesprochen werden. „Ich finde ihn überragend“, sagte Amiri. „Er spielt so cool, als wäre er schon zehn Jahre in Leverkusen.“ Abwehrchef Sven Bender sieht es ähnlich: „Für sein Alter ist er schon sehr weit und er tut uns mit seiner Qualität unfassbar gut.“

Exequiel Palacios Gegen den FCA gab der Argentinier sein Bundesligadebüt, nachdem er bereits im DFB-Pokal gegen Stuttgart 90 Minuten durchspielte und überzeugte. Gegen Augsburg war er von Anfang an präsent, forderte viele Bälle und wusste meist etwas Sinnvolles mit ihnen anzufangen. Dazu gewann er viele Zweikämpfe. Kai Havertz adelte den 21-Jährigen nach dem Pokalsieg gegen den Zweitligisten: „Er ist ein Spieler, der uns noch gefehlt hat. Das war ein sehr, sehr guter Transfer.“ Sportdirektor Simon Rolfes hob zudem das gute Raumgefühl, das klare Passspiel sowie den Biss im Zweikampfverhalten des Winterzugangs hervor – und die Fähigkeit, den „finalen Pass“ zu spielen. Die war auch gegen Augsburg zu sehen, doch sein Landsmann Lucas Alario konnte die Bilderbuchvorlage nicht nutzen. Aber: Die nächste kommt bestimmt.

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