Gold im Speerwurf Julian Weber beendet seinen „Blech-Fluch“

München · Speerwerfer Julian Weber hat sich den Traum von einer EM-Medaille erfüllt. Der 27-Jährige holte in München Gold und hakt sein „Blech-Pech“ ab.

 Julian Weber.

Julian Weber.

Foto: AFP/ANDREJ ISAKOVIC

Julian Weber schlug erst die Hände vor sein Gesicht, dann präsentierte der neue Speerwurf-Europameister dem Publikum stolz seine Muskeln. Der „Blech-Fluch“ war endlich gebannt: Nach zwei bitteren vierten Plätzen bei Olympia und der WM erfüllte sich Weber zum Abschluss der Leichtathletik-Wettkämpfe in München seinen Medaillentraum. Und wie.

Der Mainzer setzte sich mit 87,66 m durch und trat damit die Nachfolge von Thomas Röhler an. „Ich kann es nicht fassen. München, ihr seid so geil. Vielen Dank“, rief Weber ins Stadion-Mikro: „Ich habe voll durchgezogen, und es hat funktioniert.“

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Der Tscheche Jakub Vadlejch (Tschechien/87,28) holte vor Lassi Etelätalo (86,44) aus Finnland Silber. Andreas Hofmann, in Berlin 2018 noch Vize-Europameister, verpasste als Zehnter (74,75) den Endkampf.

Der 27-jährige Weber dagegen krönte sich zum fünften deutschen Europameister. „Unfassbar, es war so geil hier. Ich habe nicht gedacht, dass ich werfen kann heute. Die Schulter tat weh, der Rücken tat weh. Ich habe mich nicht eingeworfen, aber das Publikum hat so gepusht“, schwärmte er am ZDF-Mikrofon.

Weber hatte schon im ersten Durchgang mit 83,05 m weitere drei Würfe gesichert - und seine Ambitionen mit Leistung unterstrichen. „Das Ziel ist ganz klar eine Medaille“, hatte der Sportsoldat vor der Qualifikation gesagt.

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In Tokio fehlten 14 Zentimeter, in den USA 123 Zentimeter auf das Podest. In München hatte Weber spätestens nach dem vierten Durchgang Gewissheit, dass es zu einer Medaillen reichen sollte.

Doch es sollte gar der Titel werden. Als sein Speer unter dem Jubel der Fans jenseits der 87 Meter flog, schob sich Weber vor Vadlejch, den Olympia-Zweiten von Tokio. Weber ging auf die Knie und hämmerte mit der Faust auf den Boden - vor Freude.

„Ich hoffe, dass er ihm jetzt die Hosen runtergezogen hat“, sagte Bundestrainer Boris Obergföll im ZDF: „Das hat Julian gigantisch gemacht.“

Um in den Klub der 90er einzuziehen, reichte es am Sonntagabend zwar noch nicht. Doch das könnte bald der Fall sein. Fünf deutsche Speerwerfer haben bislang die 90-Meter-Marke überboten. Weber war mit 89,54 m als Europas Nummer drei nach Bayern gereist.

In Deutschland ist er mit dem Triumph endgültig zur derzeit größten Speerwurf-Hoffnung aufgestiegen. Röhler, der in der Qualifikation ausgeschieden war, ist nach einer langen Verletzungspause völlig außer Form. Der deutsche Rekordhalter Johannes Vetter hatte seinen Start bei der EM verletzungsbedingt absagen müssen.

(sid/old)
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