Keine Medaille bei EM Olympiasieger Reckermann kritisiert deutsches Beachvolleyball

München · Die deutschen Beachvolleyballer und -volleyballerinnen verpassen eine EM-Medaille bei den European Championships. Olympiasieger Jonas Reckermann übt Kritik – auch am Verband.

 Schieden früh aus: Cinja Tillmann (r.) und Svenja Müller.

Schieden früh aus: Cinja Tillmann (r.) und Svenja Müller.

Foto: dpa/Angelika Warmuth

Die Hoffnungen der deutschen Beachvolleyball-Teams war groß, die des Verbands sowieso. Schließlich war alles angerichtet für ein tolles Turnier im Rahmen der European Championships. Das Wetter war herausragend, die Stimmung am Münchener Königsplatz ebenso. Nur: die deutschen Teams schafften es nicht, bei der Heim-Europameisterschaft eine Medaille zu erspielen. Bei den Frauen schieden die letzten beiden Duos Karla Borger/Julia Sude und Chantal Laboureur/Sarah Schulz im Viertelfinale aus, das Bronze-Duo bei der Weltmeisterschaft, Cinja Tillmann/Svenja Müller, musste die Segel bereits in der ersten K.-o.-Runde streichen. Bei den Männern sah es nicht besser aus. Einzig Nils Ehlers/Clemens Wickler erreichten das Viertelfinale – scheiterten dort aber an den Topfavoriten aus Norwegen.

„Für jedes Team einzeln für sich betrachtet, ist das im Rahmen. Das Abschneiden in der Breite ist allerdings schon eine Enttäuschung“, sagte Beachvolleyball-Olympiasieger und ZDF-Experte Jonas Reckermann unserer Redaktion. „Halbfinalteilnahmen wären insbesondere bei den Frauen realistisch gewesen.“

Doch soweit kamen die deutschen Teams nicht. Das hatte unterschiedliche Gründe. Während das neu zusammengestellte Duo Kira Walkenhorst und Louisa Lippmann gute Ansätze zeigte, leisteten sich beispielsweise Tillmann/Müller bereits in der Gruppenphase Patzer und mussten in die Zwischenrunde. „Dann war die Auslosung schwer“, sagte Reckermann und kritisierte, dass man in der Gruppenphase nicht richtig da war.

Generell taten sich die deutschen Teams in den Turniertagen von München schwer. Auf das absolute Leistungsniveau kamen viele Spielerinnen und Spieler nur selten. Borger/Sude spielten noch herausragendes Beachvolleyball im Achtelfinale, in der nächsten Runde war das Duo aus Lettland aber zu stark. Immerhin: dieses stieß hinterher bis ins Finale vor. „Die deutschen Teams sind eindeutig unter ihren Möglichkeiten geblieben“, schlussfolgerte Reckermann. „Sie haben nicht versagt, es aber auch nicht geschafft, ans obere Leistungslimit zu kommen.“

Ein Problem dürfte die hohe Belastung gewesen sein. Noch bis zum vergangenen Wochenende spielten die deutschen Teams in Hamburg ein Heim-Turnier, wollten sich auch dort dem deutschen Publikum präsentieren. Reckermann kritisierte, dass dieses Turnier überhaupt direkt vor den European Championships angesetzt wurde.

Für die Zukunft sieht der Olympiasieger von 2012 in London zusammen mit Julius Brink aber nicht schwarz. Gerade bei den deutschen Frauen wären einige gute Spielerinnen dabei, „denen die Zukunft gehört“. „Wir haben viele erfolgversprechende Blockerinnen“, sagte Reckermann und nannte unter anderem Beach-Quereinsteigerin Lippmann.

Wichtig sei nun, dass der Verband gute Strukturen zur Entwicklung schaffen würde. Denn die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris beginnt nun bereits. Doch ausgerechnet jetzt herrscht im Verband nach Querelen ein Vakuum. „Das müssen wir schnell füllen“, mahnte Reckermann. Man habe die sportliche Kompetenz zur Unzeit entkernt, sagte er. Querelen im Verband beschäftigen die Beachvolleyball-Szene bereits seit einigen Jahren. Vor ein paar Wochen eskalierte der Streit aber und Sportdirektor Niclas Hildebrand wurde freigestellt.

Die Erfolgssparte des deutschen Volleyball-Verbands der vergangenen Jahren steht vor einer ungewissen Zukunft.

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