Zeidler, Achter und Co. unter Druck Der deutschen Ruder-Flotte droht nächster Untergang

Frankfurt am Main · Nach einem klärenden Gespräch zwischen Kritiker Oliver Zeidler und dem Verband soll bei den deutschen Ruderern wieder Ruhe einkehren. Doch bei der WM droht gleich das nächste Debakel.

Oliver Zeidler.

Oliver Zeidler.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Der Untergang der deutschen Ruder-Flotte von München ist kaum verdaut, die vernichtende Kritik von Weltmeister Oliver Zeidler und der öffentlich ausgetragene Zoff keineswegs verhallt, da droht bereits das nächste Debakel. Gerade einmal einen Monat nach dem miserablen Abschneiden bei der Heim-EM könnte sich die Krise im Deutschen Ruderverband (DRV) verschärfen. Denn die Aussichten vor der WM in Racice/Tschechien (18. bis 25. September) sind düster.

Der Verband, prophezeite Zeidler, werde „keinen Zauberstab“ gehabt haben, um es nach der desaströsen EM mit nur einer Medaille in den olympischen Klassen „plötzlich hinzubekommen, wieder auf breiter Front konkurrenzfähig zu sein“. Zeidler, der am Sonntag seinen Vorlauf bestreitet, zeigte zuletzt ungewohnte Schwächen, der erfolgsverwöhnte Achter hat nach dem Umbruch zu kämpfen und Alexandra Fösters EM-Bronze kam etwas überraschend. Medaillenchancen bei der WM? Gibt es kaum.

Den Anschluss an die europäischen Top-Nationen, das gab der DRV jüngst sogar zu, haben die deutschen Ruderer verloren. Wohl auch deshalb hatten Zeidler und Co. rund um die EM mit markigen Ansagen versucht, die sportliche Führung aufzurütteln.

Es sei zwar „blöd, dass es immer erstmal so extrem knallen muss, bis dann wirklich etwas passiert und an der ernsthaften Aufdeckung von Problemen gearbeitet wird“, sagte der Einer-Spezialist dem SID, er könne aber „noch in Ruhe schlafen, weil ich einfach nur die Wahrheit gesagt habe und vielen aus der Seele spreche“.

Was auf die Streitigkeiten folgte, waren laut DRV viele Gespräche - auch mit Kritiker Zeidler. Die Zeit werde nun zeigen, betonte der 26-Jährige, „ob der Verband wirklich gewillt ist, etwas zu verändern“. Seine Forderungen unterstrich er nochmals: Es brauche „die eine oder andere personelle Veränderung“, der Verband müsse „Kritik ernster nehmen“ und auch die Verantwortlichen an der Erfüllung von gesetzten Zielen bewertet werden.

Welche Erkenntnisse die Titelkämpfe in Racice bieten, ist aber völlig offen. „Für uns wird es leider eine WM der Übriggebliebenen“, sagte Bundestrainerin Brigitte Bielig, die in Tschechien nur auf eine ausgedünnte Mannschaft zurückgreifen kann. Der DRV ist auch aufgrund von Corona-Problemen nur in neun der 14 olympischen Bootsklassen am Start.

Unabhängig davon beteuert der Verband jedenfalls, schnell das Ruder herumreißen zu wollen. Ein „Expertenrat“ soll die Probleme analysieren und Ende Oktober Lösungen präsentieren – denn die Sorgen sind groß. Die bangen Blicke richten sich bereits jetzt auf die WM im kommenden Jahr, dort geht es schließlich um die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024.

(lonn/SID)
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