„Der Stachel sitzt tief“ Dauser frustriert nach Barren-Abgang – Dunkel kündigt Champagner-Party an

München · Lukas Dauser verpatzt seine Barren-Kür im Einzelfinale am Sonntag und ist frustriert. Nils Dunkel jubelt derweil über Bronze am Pferd und kündigt eine große Feier an. Der Verbandspräsident ist zufrieden.

 Musste vom Barren: Lukas Dauser.

Musste vom Barren: Lukas Dauser.

Foto: AFP/INA FASSBENDER

Lukas Dauser hatte sichtlich den Kaffee auf. Wäre er allein gewesen, er hätte sicherlich eine Flasche weggetreten, oder auf irgendetwas eingeschlagen. Der Frust bei dem 29-jährigen Turner saß tief. Ausgerechnet im Einzelfinale, ausgerechnet an seinem Lieblingsgerät, ausgerechnet in seiner Heimatstadt vermasselte er seine Übung. Bei der nächsten Turn-Show des Briten Joe Fraser am Barren schlug Dauser während der Übung mit den Beinen an einem Holm an und musste absteigen. Die Übung war quasi beendet, der Traum von einer Medaille ausgeträumt. Aber er kämpfte sich durch seine Übung, das wäre er den Fans schuldig gewesen, sagte er später.

„Der Stachel sitzt tief. Die Enttäuschung wird auch heute oder morgen nicht weg sein“, sagte der Olympia-Zweite von Tokio 2021. Er hatte sich viel vorgenommen für die Heim-EM, wollte es allen beweisen. Und hätte er am Sonntag die Leistung aus dem Teamfinale vom Vortag (bei dem die deutsche Riege auf Platz sieben kam) abrufen können, hätte er mit seinen 15,533 Punkten souverän Gold gewonnen. Besonders geärgert hatte Dauser, dass ausgerechnet er vor seiner Übung kaum Zeit hatte, die Uhr der Kampfrichter lief schnell wieder. „Ich konnte meine Übung mental nicht mehr durchgehen“, ärgerte er sich. Als Entschuldigung wollte er es aber nicht vorbringen, er habe selbst vor seinem Fehler nicht mehr aktiv weitergeturnt.

Femke Bol, Janja Garnbret und Co.: Die Stars, Gewinner European Championships
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Die Stars und Gewinner der European Championships

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Foto: AP/Martin Meissner

Deutlich besser lief der Sonntag für Nils Dunkel am Pauschenpferd. Vollkommen überraschend gewann der Thüringer mit 14,633 Punkten Bronze am „Hassgerät“ der deutschen Turner, wie der eine oder andere aus der Riege in den vergangenen Jahren es mal nannte. Denn an dem Grundlagengerät des Turnens funktionierte es für die Deutschen äußerst selten.

„Ich habe meine Übung gar nicht so gut empfunden, wie die Kampfrichter es gesehen haben. Ich musste viel drücken. Es war eine Übung, in der ich sehr viel kämpfen musste. Deswegen war ich ein bisschen überrascht über meine Endnote“, sagte Dunkel nach seiner ersten internationalen Medaille und kündigte eine Party an: „Dadurch, dass die Wettkämpfe heute zu Ende sind und wir heute noch das Bankett haben, wird da schon die eine oder andere Sektflasche den Korken verlieren.“

European Championships: Die deutschen Medaillengewinner von München
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Die deutschen Medaillengewinner von München

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Foto: AFP/ANDREJ ISAKOVIC

Grund dazu hätte auch Turn-Verbandspräsident Alfons Hölzl. „Sportlich waren diese European Championships sehr erfolgreich“, sagte er am Sonntag und erinnerte noch einmal an die Frauen-Erfolg der Vorwoche: Gold für Elisabeth Seitz und Emma Malewski, Bronze im Frauen-Team im Mehrkampf, nur Bronze von Dunkel. Zu euphorisch wollte er dann aber auch nicht sein: „Wir haben noch Nachholbedarf“. Sah übrigens auch Dauser so, der bald wieder angreifen will.

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