Doppelsilber am Samstag Meyer und Lita Baehre verkörpern den neuen Mut der Leichtathletik

München · Stabhochspringer Bo Kanda Lita Baehre und Hindernisläuferin Lea Meyer zeigen, wie deutsche Athleten erfolgreich sein können. Sie könnten als Vorbilder für andere DLV-Mitglieder dienen.

 Lea Meyer lief ein engagiertes Rennen.

Lea Meyer lief ein engagiertes Rennen.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Bo Kanda Lita Baehre und Lea Meyer sahen erstaunlich frisch aus am Sonntagmittag. Dabei hatte zumindest Meyer am Samstagabend München auch außerhalb des Olympiastadions erobert, nachdem sie bereits drinnen über die 3000 Meter Hindernis einen fulminanten Lauf hinlegte und Silber gewann. Später am Abend wurde diese Medaille ausgiebig gefeiert.

„Das war eine absolut fantastische Leistung“, teilte ihr die beste deutsche Hindernis-Läuferin Gesa Felicitas Krause über den Deutschen Leichtathletik-Verband mit – und auch privat habe sie ihr bereits gratuliert, sagte Meyer. „Das ist supercool, dass sie sich freut“, sagte die Frau, die mit 9:15,35 Minuten ihr stärkstes Rennen der Karriere ablieferte und ihre persönliche Bestzeit um satte zehn Sekunden verbesserte. „Ich wollte ins EM-Finale, dieses Ziel hatte ich Donnerstag schon erreicht. Heute war die Kür“, sagte Meyer. Und das ausgerechnet im Schluss-Duell gegen ihre Freundin Elisabeth Bird aus Großbritannien, mit der sie einmal ein Jahr lang in San Francisco zusammen Psychologie studierte. „Sie war damals meine engste Freundin“, sagte Meyer.

Keine Freunde in seinem Wettkampf kennt derweil der Leverkusener Stabhochspringer Lita Baehre, der anders als Meyer sich nicht ganz so über seine Silber-Medaille freuen konnte. Zu dominant war wieder einmal die Vorstellung von Armand Duplantis, der im gefühlten Vorbeigehen mit 6,06 Metern zu EM-Gold und Championsship-Rekord sprang. „Wenn ich mit drei Fehlversuchen den Wettbewerb beende, zieht mich das runter. Ich bin enttäuscht“, sagte er. „Die Silbermedaille ist geil, aber ich habe verloren.“ Direkt nach seinem dritten Fehlversuch über 5,95 Metern stand er mit gesenktem Kopf auf der Matte, ließ sich aber doch noch feiern.

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Die Stars und Gewinner der European Championships

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Foto: AP/Martin Meissner

Am Sonntag machte der selbstbewusste Mann dann eine Ansage: „Duplantis ist kein Übermensch. Da wo er ist, will ich auch hin.“

Sowohl Lita Baehre als auch Meyer haben sicherlich noch Steigerungspotenzial, ihre Leistungen in München im Rahmen der European Championships fügten sich aber nahtlos in die des gesamten Teams ein. Der deutsche Leichtathletik-Verband holte vor dem abschließenden Sonntag bereits 14 Medaillen – darunter fünf EM-Titel. Entsprechend zufrieden war Chefbundestrainerin Annett Stein. „Die Tage hier haben uns allen sehr gut getan“, sagte sei. „Wir haben uns gemeinsam motiviert und sind stolz auf diese Mannschaft. Sie hat super performt.“

Egal, welchen Athleten oder welche Athletin man in den Tagen von München fragte – die Stimmung innerhalb der gesamten Mannschaft soll super gewesen sein. Getragen wurden sie auch vom Publikum, merkte etwa Bo Kanda Lita Baehre an. „Das Stadion war bei Lea außer Rand und Band“, sagte er am Sonntag. Ihn selbst schien es beflügelt zu haben, als er sich nach Fehlversuchen bei 5,65 Metern (die er in der Qualifikation noch souverän übersprang), 5,75 und 5,85 spät in die Medaillenränge sprang. Im dritten Versuch über die 5,85 Meter holte er sich die Silbermedaille und blieb nur fünf Zentimeter unter seiner persönlichen Bestleistung. Für die Zukunft peilt er aber mehr an und nimmt sich Duplantis als Vorbild. „Er hat sich alles hart erarbeitet, hat viele Sprünge gemacht. Er brennt für das, was er macht“, sagte Lita Baehre, der in der Szene als sehr ehrgeizig angesehen wird. „Er ist mental sehr stark. Wir wussten, dass er hier eine Medaille gewinnen kann“, sagte beispielsweise die Stabhochsprung-Legende Renaud Lavillenie gegenüber unserer Redaktion. „Ich bin jetzt in der Weltspitze dabei – aber ich will die schlagen“, sagte Liga Baehre.

Es sind solche Ansagen, die der deutschen Leichtathletik Mut machen sollten. Denn in München traten die Athletinnen und Athleten deutlich selbstbewusster auf als noch bei der WM in Eugene. „Die Sportler nehmen hier ihre Chancen wahr“, freute sich Bundestrainerin Stein. Es bleibt abzuwarten, wie sich das 2023 bei der nächsten WM darstellen wird. Denn im internationalen Vergleich fehlt noch Einiges.

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