Im AOK-Haus in Mönchengladbach Borussias Pokalhelden schwelgen bei Ausstellungseröffnung in Erinnerungen

Mönchengladbach · Viele Ex-Profis waren bei der Eröffnung dabei. Welche Exponate sie und die Besucher bestaunen können – und auf welches Problem die Ausstellung hinweisen soll.

 Der Pokal-Talk bei der AOK: Cheftrainer Bernd Krauss, Rolf Buchwitz von der AOK, Stadionsprecher Thorsten Knippertz und Kapitän Michael Klinkert (v.r.)

Der Pokal-Talk bei der AOK: Cheftrainer Bernd Krauss, Rolf Buchwitz von der AOK, Stadionsprecher Thorsten Knippertz und Kapitän Michael Klinkert (v.r.)

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Beim Gang durch das AOK-Haus hatte Michael Klinkert die Bilder von Borussias letztem Titelgewinn schnell wieder vor Augen. Seine Kapitänsbinde, die Aufwärmjacke und eine Eintrittskarte erinnern dort in einer Ausstellung an den 24. Juni 1995, als die Gladbacher im Berliner Olympiastadion den damaligen Zweitligisten VfL Wolfsburg mit 3:0 schlugen und am Ende den DFB-Pokal in den Himmel streckten. „Dieses Gefühl von damals ist einmalig“, sagte Klinkert, Borussias letzter Titelkapitän. „Auch als ich jetzt die Feierlichkeiten von Eintracht Frankfurt nach dem Sieg in der Europa League gesehen habe, musste ich an uns damals denken. Wir hatten schon eine gute Truppe zusammen.“

Die Möglichkeit, in Erinnerungen zu schwelgen, hatte Michael Klinkert am Freitagabend allemal. Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Bewegt. Gesund“ lud die AOK Borussias Führungsriege um Präsident Rolf Königs und einige Pokalhelden von 1995 ein. Neben Kapitän Klinkert kamen auch Torhüter Uwe Kamps und Cheftrainer Bernd Krauss, um das Pokalgefühl von damals wieder ein wenig aufleben zu lassen. „Für mich war der Empfang damals in Mönchengladbach das Größte“, erzählte Bernd Krauss, der erst als Spieler und dann als Trainer beim Verein tätig war. „Da waren mehr Fans als Einwohner in der Stadt – das werde ich nie vergessen.“

 Viel Borussia war anwesend am Freitagabend: unter anderem auch Wilfried Jacobs, Rolf Königs, Stephan Schippers und Markus Aretz.

Viel Borussia war anwesend am Freitagabend: unter anderem auch Wilfried Jacobs, Rolf Königs, Stephan Schippers und Markus Aretz.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Dass die Freude über den Titelgewinn vor 27 Jahren auch viel mit Erleichterung zu tun hatte, davon berichteten die drei Pokalhelden ebenfalls. Schon 1992 stand Borussia Mönchengladbach im Endspiel des DFB-Pokals, scheiterte damals an Hannover 96 – bis heute der einzige Pokalsieg eines Zweitligisten. „Viele Spieler, die 1992 das Finale gegen Hannover verloren haben, waren 1995 auch noch dabei. Wir wussten, wie schmerzhaft es ist, gegen einen Zweitligisten zu verlieren“, erinnerte sich Klinkert. „1992 hatten wir das Gefühl, dass wir uns dafür schämen müssten. Da war es schon super, dass wir den Titel drei Jahre später gewonnen haben“. Auch für Uwe Kamps, der damals in Berlin zwischen den Pfosten stand und auch heute noch für das Torwarttraining bei den Fohlen verantwortlich ist, hat der Pokalerfolg einen großen Stellenwert in Borussias Historie: „Man merkt 27 Jahre später wie wertvoll dieser DFB-Pokal-Sieg ist – weil es nun mal auch der letzte Titel in der Vereinsgeschichte war.“

Neben den Erinnerungen an das Pokalfinale sprachen die drei Ex-Borussen mit Stadionsprecher Thorsten Knippertz, der die Gesprächsrunde moderierte, aber auch im Allgemeinen über die damalige Zeit in den 1990er-Jahren. Das Training war weniger professionell als heute, dafür intensiver: „Du spielst so, wie du trainierst, das war meine Devise“, sagte Krauss. „Da ist auch schon mal Blut geflossen.“ Das konnte auch Michael Klinkert bestätigen. „Du hast dich damals nicht im Spiel verletzt, sondern im Training. In einem Zweikampf mit mir hat sich Martin Max damals kurz nachdem er zu uns kam die Bänder gerissen – das war nun mal so.“ Seitdem seien beide übrigens sehr gute Freunde, wie Klinkert schmunzelnd ergänzte.

 Die Kapitänsbinde und Aufwärmjacke von Michael Klinkert aus dem DFB-Pokalfinale 1995 von Borussia Mönchengladbach gegen VfL Wolfsburg

Die Kapitänsbinde und Aufwärmjacke von Michael Klinkert aus dem DFB-Pokalfinale 1995 von Borussia Mönchengladbach gegen VfL Wolfsburg

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Die nun eröffnete Wanderausstellung soll aber nicht nur den Pokaltriumph behandeln, sondern das Thema Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt stellen. Deshalb finden sich zwischen den Exponaten und Stelen zum Titelerfolg viele weitere Säulen mit Informationen, Studien und Empfehlungen zu diesem Bereich: „Kinder sollten sich jeden Tag mindestens eine Stunde körperlich betätigen, 80 Prozent tun dies aber nicht“, erklärte Rolf Buchwitz, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg. „Wir möchten mit dieser Ausstellung auf das Problem hinweisen und gleichzeitig Projekte und Kooperationen an den Start bringen.“

Ein Projekt betreut Pokalheld Michael Klinkert gemeinsam mit Marcel Witeczek, ebenfalls Ex-Profi von Borussia. Bei „Fit durch die Schule“ gehen die beiden gezielt an Schulen der Region und übernehmen Teile des Sportunterrichts. „Das ist professionelles Fußballtraining in komprimierter Form, die Kinder sind immer ganz begeistert“, sagte Christiane Lenzen, Grundschullehrerin aus Odenkirchen. „Ich bekomme das ja auch direkt mit: Es gibt Kinder, die nicht mal eine Vorwärtsrolle können – da muss dringend etwas passieren.“

Borussia Mönchengladbach: Pokalsieger von 1995 im Vereinsmuseum
10 Bilder

Borussias Pokalsieger von 1995 im Vereinsmuseum

10 Bilder
Foto: Imago

Welche Projekte und Angebote noch auf die Beine gestellt werden, das können sich Interessierte in den kommenden zwei Monaten bei der Wanderausstellung im Foyer des AOK-Haus (Steinmetzstraße 57-61) anschauen. Und dann ganz nebenbei in den Erinnerungen von 1995 schwelgen – wie es Titelkapitän Michael Klinkert am Freitagabend gemacht hat.

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