Christoph Klimke Kleve Klimkes Blick in Beuys’ Küche

Kleve · Der Klever Schriftsteller Christoph Klimke arbeitet zum Beuys-Jahr an einem Stück über den Klever Künstler für die Bühnen Krefeld/Mönchengladbach. Am 7. November ist er „Praktikant“ in der Buchhandlung Hintzen.

 Klever Schriftsteller Christoph Klimke bei einer Lesung in der Buchhandlung Hintzen. Hier wird er bald „Tagespraktikant“.

Klever Schriftsteller Christoph Klimke bei einer Lesung in der Buchhandlung Hintzen. Hier wird er bald „Tagespraktikant“.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Das Beuys-Jahr rückt näher und die Heimatstadt des Weltkünstlers steht in den Startlöchern: Mit „Dimensionen des Frühwerks“ reiht das Museum Kurhaus  sich in den Reigen der NRW-Museen zum 100. Geburtsjahr des in Krefeld geborenen Künstlers ein. Wobei Museumsdirektor Harald Kunde in dem Jahr auch ein Klever Beuys-Überraschungen im Köcher habe, wie er jüngst verriet ohne genaueres zu verraten. Doch nicht nur das Museum steht Gewehr bei Fuß. Christoph Klimke, in Kleve geborener Lyriker und Autor Prosa und Theater- und Opernstücken, hat für die Bühnen Krefeld und Mönchengladbach ein performatives Stück  geschrieben, das an den dortigen städtischen Bühnen zum Beuys-Jahr uraufgeführt werden wird. Als Geburtstagsgruß der Stadt Krefeld an ihren großen künstlerischen Sohn mit einem Autor aus Kleve. Jener Stadt, die Beuys stets als seine Heimat bezeichnet hatte.

„Hier geht es nicht um die Biographie oder Filz und Fett, sondern um die Themen von Beuys, seine Suche nach politischen Alternativen, das Aufzeigen von Verlusten und seine Empathie für die Umwelt und unsere Mitgeschöpfe“, sagt Klimke. Der Klever setzt damit da an, womit Beuys immer noch so hochaktuell ist: Mit seinem Blick auf die Natur und wie man sie wahren muss, wie eine  politische Alternative für die Zukunft aussehen könnte. „Beuys Küche“ titelt das Werk des Klever Schriftstellers über den Klever Künstler. Mit einem Blick auf die Beuys-Aktion „Beethovens Küche“, eine Aktion, deren Bilder Bettina Paust für Moyland ankaufte, mit Blick aber auch auf die Kochkünste der Bildhauers. Klimke hat anlässlich des 100. Geburtstages von Joseph Beuys auch einen langen Essay für die Zeitschrift „Plateau“ geschrieben, die am 1. Dezember erscheint: „Die Heiligen auf den Kopf stellen“, heißt es darin mehrdeutig.

Noch vor Corona schrieb der Schriftsteller für das Theater an der Wien frei nach Goethe einen Egmont  „am Puls unserer Zeit“. Es war übrigens ein Stück zum Beethoven-Jahr, besetzt mit hervorragenden Sängern und in der Regie von Keith Warner.

Doch dann kam Corona. „Seit März sind von mir mehrere Premieren um ein bis zwei Jahre verschoben. Und Opernlibretti wohl auf noch längere Zeit“, sagt Klimke im Blick auf das vor allem für Kultuschaffende so schwierige Corona-Jahr. Klimke nimmt’s pragmatisch: „Schreiben hilft ja immer, so manches nervige Manko zu füllen“, sagt er. Und so setzte er sich eben an die Beuys-Stücke. „Im nächsten Jahr wird mein Stück über Janusz Korczak die Uraufführung am Jungen Theater Göttingen haben und ,Jemand. Eine Hommage an Johann Kresnik’ im Theater Bleiburg/Kärnten“, blickt er nach vorne.

Nachdem etliche Lesungen ausgefallen sind, geht es für ihn aber da endlich wieder los. „Ich werde mit Gustav Peter Wöhler demnächst aus meiner Erzählung ,Der Koloss’ und dem Lyrikband ,Das Alphabet des Meeres’ lesend unterwegs sein. So bringe ich via Beuys und Koloss auch den Niederrhein in die Welt“, sagt Christoph Klimke mit Blick auf seine Heimat. Und natürlich habe er wieder neue Stoffe fürs Theater und ein Buchprojekt im Kopf und Herzen.

Anfang November kommt Klimke dann auch wieder öffentlich in seine Heimatstadt, wird bei Hintzen als „Praktikant“ arbeiten. „In meiner alten Penne (dem Stein-Gymnasium) im Deutsch-Leistungskurs werde ich Lyrik und Prosa lesen und mit den Schüler/innen ins Gespräch kommen. Ich selbst habe als Pennäler in der Oberstufe an der Lesung einer Schriftstellerin staunend teilgenommen. Ich weiß noch, dass ich gar nicht zugehört habe, sondern sie nur anstarrte. Schließlich dachte ich bis dato, Schriftsteller sind tot“, blickt er auf seine Schulzeit zurück. Das habe auch daran gelegen, dass damals in seinem Unterricht Gegenwartsliteratur Mangelware war.

Bei Hintzen ist er am Samstag, 7. November, im Rahmen der jährlich stattfindenden „Woche unabhängiger Buchhandlungen“ zum „Autorensamstag“. Klimke macht an diesem Samstag in der Buchhandlung seiner Heimatstadt ein „Tagespraktikum“ als Buchhändler. Er gibt Buchtipps, empfiehlt und verkauft Bücher, auch seine eigenen, die man sich signieren lassen kann. Er selber sieht’s so: „Ich möchte als Praktikant meine ,Lieblinge’ von Kunert bis Pasolini, von Lorca bis Marie Luise Fleißer  unter die Klever bringen“.

Christoph Klimke macht die Buchhandlung Hintzen zu einem temporären Lieblingsort. Man kann ihn fragen, welche Bücher ihn im Laufe seines Lebens inspiriert haben und vielleicht auch, wie wichtig unabhängige Buchhandlungen sind, macht Sigrun Hintzen Lust auf einen Besuch beim Buchhändler an diesem Tag.

Und sonst? Er meide in Corona-Zeiten Berlin, bleibe bei seinem Freund, dem Schauspieler Andreas Seifert, in Heidelberg und  spaziere mit seinem vergnügten Vierbeiner am Neckar, erzählt Klimke.

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