Haus Koekkoek Kleve „Lenchen“ Siegert als Förstertochter

Kleve · Zum 200. Geburtstag von August Friedrich Siegert ist ein opulenter Band erschienen. Die Ausstellung im Haus Koekkoek ist noch bis 1. November zu sehen.

 „Am Fenster“ oder „Förstertochter“ titelt das Genre-Bild von August Friedrich Siegert, das wahrscheinlich die Tochter des Malers zeigt. Das Gemälde ist von 1874.

„Am Fenster“ oder „Förstertochter“ titelt das Genre-Bild von August Friedrich Siegert, das wahrscheinlich die Tochter des Malers zeigt. Das Gemälde ist von 1874.

Foto: Repro: mgr

Lenchen sitzt im Fenster und schaut aus verträumten Augen in die welt. Sie trägt eine weiße Bluse und ein rotes Wams, einen grauen Rock. Die blonden Haare sind zusammen gebunden. Der Fensterrahmen ist reich mit Schnitzwerk versehen, die Butzenscheibchen schimmern trübe im Vergleich zu der jungen Försterin, deren Gesicht, deren weiße Bluse und das rote Wams regelrecht aus der Szeniere herausleuchten.  1874 malte August Friedrich Siegert die junge Frau auf dem Fenstersims als „Förstertochter“, so der Titel des Bildes. Siegert gehörte zur Düsseldorfer Malerschule und widmete sich in vielen seiner Gemälde der biedermeierlichen Familienidylle oder den Genres, wie hier der Förstertochter.

Die junge Schöne könnte seine Tochter „Lenchen“ sein, verrät uns der Band, der jetzt im Wienand-Verlag zum 200. Geburtstag des Malers erschienen ist: Die junge Frau war damals 19 Jahre alt. Der Geburtstags-Band titelt wie die derzeit laufende Ausstellung im Haus Koekkoek „Die kleine Welt in der großen“. Er kostet im Museumsshop und im Buchhandel 36 Euro (240 Seiten, ISBN 978-3-86832-569-0), ist teils in Leinen gebunden und trägt als Titel eines der Gemälde, das zum Lieblingsbild der Ausstellung im Koekkoek-Haus wurde: Ein kleiner Mann, vielleicht vier Jahre alt, ist ganz vertieft in ein großes Schlachtengemälde.

Für den Band über den Zeitgenossen Koekkoeks  schrieben unter anderem die künstlerische Leiterin des Koekkoek-Hauses Ursula Geisselbrecht und der ehemalige Klever Museumsdirektor Guido de Werd. Das Buch beleuchtet  das Leben des biedermeierlichen Familienfreunds von allen Seiten. Und am Ende steht ein beachtliches Werkverzeichnis seiner Bilder. Alte Fotos entführen ins 19. Jahrhundert, in seine Wohnung und sein Atelier.

Sie zeigen aber auch das Kontobuch des geschäftstüchtigen Künstlers, der nach dem Studium an der Akademie durch Europa reiste. Siegert wurde in Düsseldorf sesshaft und war Mitglied im Künstlerverein Malkasten. 1872 berief man ihn zum Professor an die Kunstakademie in Düsseldorf. Er starb 1883 an den Folgen einer Blutvergiftung. Die hatte er sich am Mittelfinger zugezogen und stammt wohl von seinen bleiversetzten Farben.

Die große und die kleine Welt des Malers August Friedrich Siegert sind noch zwei Wochen lang im Koekkoek-Haus zu sehen. Er war ein Vorfahre des Leiters der Schuhfabrik Hoffmann (elefanten), Walther Siegert (1904-1970).

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