Besuch in Duisburg EU-Kommissar Schmit verspricht Thyssenkrupp Unterstützung

Duisburg · Thyssenkrupp steht vor der größten Transformation seiner Geschichte. Am Montag besichtigte Nicolas Schmit, EU-Kommissar für Beschäftigung und Soziales, das Gelände. Der Besuch kommt nicht zufällig. Im Juni werden in Brüssel wichtige Entscheidungen getroffen.

 von links: Europa-Politiker Radtke, NRW-Arbeitsminister Laumann und EU-Kommissar Schmit beim Blick über das Thyssenkrupp-Gelände.

von links: Europa-Politiker Radtke, NRW-Arbeitsminister Laumann und EU-Kommissar Schmit beim Blick über das Thyssenkrupp-Gelände.

Foto: Alexander Triesch

Wenn mächtige Politiker zuletzt nach Duisburg kamen, standen sie selten auf Markplätzen und ganz schön oft auf dem Werksgelände von Thyssenkrupp. Wirtschaftsminister Robert Habeck zum Beispiel war im Februar da, NRW-SPD-Chef Thomas Kutschaty im März und im vergangenen Jahr der grüne Bundestagsabgeordnete Anton Hofreiter, Ministerpräsident Hendrik Wüst und sogar Olaf Scholz, der damals noch nicht Kanzler war.

Sie alle gaben dem Konzern ein Versprechen ab: Wir helfen euch bei der größten Transformation in eurer Geschichte. Nur: Wie intensiv will man denn helfen? Habeck hat jedenfalls zuletzt Milliarden versprochen. Doch viele Details sind noch unklar.

Am Montag kam dann auch hoher Besuch aus Brüssel. Nicolas Schmit, EU-Kommissar für Beschäftigung und soziale Rechte – quasi der Arbeitsminister der Europäischen Union – machte sich auf dem Gelände in Duisburg-Bruckhausen ein Bild von der aktuellen Lage bei Thyssenkrupp. Die ist derzeit alles andere als einfach. In den kommenden Jahren will der Konzern bei der Produktion von Stahl keine Kohle mehr verbrennen. Stattdessen soll Wasserstoff der Rohstoff der Zukunft sein. 

„Das Ruhrgebiet ist das industrielle Powerhouse Europas“, sagte Schmit, der für Luxemburg in der EU-Kommission sitzt nach einem Rundgang durch das Wasserstoff-Labor am Hochofen. Nun gehe es darum, dass das auch so bleibt. „Die Industrie steht vor einer kolossalen Umstellung. Wir müssen dabei einen Weg finden, den die Menschen auch mitgehen.“ Bei dem Termin wurde Schmit von NRW-Arbeits- und Sozialminister Karl-Josef Laumann und Dennis Radtke (beide CDU), Mitglied des Europäischen Parlaments für das Ruhrgebiet, begleitet. Schmit sieht derweil große Chancen in der grünen Transformation. „Wir schätzen, dass EU-weit bis zu 2030 bis zu eine Million Arbeitsplätze entstehen können“, sagte er.  Doch längst nicht alles läuft dabei glatt. 2020 musste Thyssenkrupp bekanntgeben, 5000 Stellen wegen der Corona-Krise in den kommenden Tagen zu streichen.     

Deutschland ist, insbesondere mit dem Standort Duisburg, der größte Stahlhersteller der Europäischen Union. Allein bei Thyssenkrupp in Duisburg arbeiten 13.000 Menschen. Bis 2045 will der Konzern klimaneutral sein. Der Umstieg wird Milliarden kosten – und vermutlich den Preis erhöhen. Die Unternehmen im Land sollen aber deshalb auch nicht etwa Stahl aus China kaufen. Also ist der Staat gefragt.

Das Europäische Parlament wird am 7. und 8. Juni über die Vorschläge der Kommission zur Fortführung des Europäischen Emissionshandels ab 2026 entscheiden. Damit sollen die höheren Kosten fürch die klimafreundliche Produktion letztendlich ausgeglichen werden. Zuletzt hatte der Umweltausschuss die Kommissionsvorlage noch einmal verschärft. Auf dieser Grundlage würden die bisher gewährten Freizuteilungen im Rahmen des Emissionshandels abgeschmolzen und bis 2030 schließlich wegfallen.

Schmit besuchte am Morgen auch die Werkkiste Duisburg, eine katholische Einrichtung der Jugendhilfe. Dort informierte er sich über von der EU geförderte Projekte, etwa Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds, der in der Werkkiste mehrere Stellen sichert.

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