Pilotanlage in Köln Forscher aus Duisburg eröffnen bundesweit erste kabellose Ladestation für E-Taxis

Duisburg · Heike Proff und ihr Team haben das Taxifahren revolutioniert. Der Strom für die E-Fahrzeuge kommt bei ihnen nicht mehr aus der Ladesäule sondern fließt kabellos – aus dem Asphalt. Am Kölner Hauptbahnhof eröffneten sie am Freitag die bundesweit erste Anlage.

 Die Anlage am Kölner Hauptbahnhof wurde am Freitag erstmals der Öffentlichkeit gezeigt.

Die Anlage am Kölner Hauptbahnhof wurde am Freitag erstmals der Öffentlichkeit gezeigt.

Foto: Alexander Triesch

Wie die Mobilität der Zukunft aussehen soll, dazu gibt es ganz schön viele Überlegungen. Schnell, günstig und grün soll alles sein. Die einen glauben an schwebende Taxis, die anderen an selbstfahrende Autos und Elon Musk will die Menschen bald im Vakuum durch die als Hyperloop bekannten Röhren schießen. Die meisten dieser Projekte befinden sich erst in einer Frühphase oder sind noch nicht auf dem Markt. Forscher aus Duisburg sind einen Schritt weiter. Am Freitag haben sie in Köln Deutschlands erste kabellose Ladestation für Taxis eröffnet.

Der Taxistand am Hauptbahnhof wurde dafür in den vergangenen Monaten umgebaut. Insgesamt sechs Ladeplatten liegen dort nun im Asphalt. Per Induktion können sie das umgebaute Taxi-Fahrzeug des britischen Herstellers London EV Company (LEVC) kontaktlos mit Strom betanken. Dazu muss das Auto nur genau auf der Bodenplatte geparkt werden, ein Magnetfeld erzeugt dann den Strom. Im Fahrzeug hilft eine Kamera bei der richtigen Positionierung.

Prof. Heike Proff vom Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Internationales Automobilmanagement der Universität Duisburg-Essen freute sich über die Eröffnung der Anlage: „Wir zeigen hiermit, dass unsere Idee auch wirklich funktioniert.“ Für die Fahrgäste ändert sich preislich nichts. Die Fahrt mit einem der neuen Taxis, die unter anderem das Unternehmen Taxi Ruf Köln mit Fördergeldern der Stadt angeschafft hat, kostet genauso viel wie mit den herkömmlichen Fahrzeugen.

Die Forscher hoffen, dass bald auch mehr Taxi-Anbieter auf die neue Technik umstellen könnten. Eine Stunde reicht aus, um das LEVC-Modell vollzuladen. Damit soll eine Reichweite von bis zu 130 Kilometern möglich sein – im Notfall mit einem sogenannten Range Extender auch noch mehr. Für die recht kurzen Wege im Stadtverkehr soll das erstmal genügen. Wichtig war dem Team vor allem, dass die Ladeplatten am Taxistand nicht stören. So können auch gewöhnliche Autos trotz der Magnettechnik ohne Bedenken über sie drüber fahren. Sogar ein 40-Tonner soll der Platte nichts ausmachen können.

Langfristig geht es den Duisburger Forschern auch darum, mit ihrem Projekt das Klima zu schonen. Proff rechnet vor: Würden allein die Taxis in Köln alle mit der neuen Technik ausgerüstet, ließen sich so jährlich eine Million Tonnen CO2 sparen. Bislang fahren die meisten Fahrzeuge noch mit Diesel. Sie gegen E-Taxis auszutauschen, ist schwierig – und lohnt sich auch nicht immer. Die Fahrzeuge sind ständig unterwegs, zum Laden bleibt wenig Zeit. Und da an fast allen Taxiständen das Vorrückprinzip gilt, sind sie auch dort immer viel in Bewegung. Wann also überhaupt den Stecker in die Ladesäule stecken?

 Im Fahrzeug zeigt ein Display die Position der Bodenplatte an.

Im Fahrzeug zeigt ein Display die Position der Bodenplatte an.

Foto: Alexander Triesch

Das Forscherteam um Proff hat seit 2019 an dem Projekt Taxi-Lade-Konzept für den öffentlichen Raum (Talako) gearbeitet. Sie sind aber eigentlich Betriebswirte und keine Ingenieure. Hilfe kam deshalb vom Unternehmen Intis aus Niedersachsen, das sich ursprünglich auf kabellose Ladestationen für E-Scooter spezialisierte und die Fahrzeuge umgerüstet hat. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert Talako mit zwei Millionen Euro.

Bislang wurde Talako nur auf einer privaten Anlage eines Taxidienstes in Mülheim an der Ruhr getestet, jetzt folgt der Einsatz in einer Millionenstadt. Wirtschaftsingenieur Daniel Jaspers, der im Team von Proff arbeitet, berichtet bereits von Anfragen aus Hamburg und Berlin, wo man ebenfalls Interesse an der Technik hat. „Wir stehen in Kontakt mit einigen Interessenten, aber es gibt noch keine konkreten Vereinbarungen.“ Auch in Duisburg gab es bereits Gespräche mit der Stadt und den Stadtwerken – bislang aber noch ohne Ergebnis, sagt Jaspers.

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