Brand bei Straelen „Es dauert Jahre, bis sich der Wald davon erholt“

Straelen · Die Folgen des Waldbrands bei Straelen werden langsam sichtbar. Tiere verendeten, Pflanzen verbrannten – und vermutlich werden noch viele Bäume absterben. Dennoch ist ein Experte vom Regionalforstamt Niederrhein optimistisch.

Christoph Zebunke vom Regionalforstamt Niederrhein kommt gerade aus Straelen zurück. Wie ausgestorben sei der Wald, in dem es am Wochenende gebrannt hatte. „Ich habe keinen einzigen Vogel gehört. Nicht einen Piep“, sagt der Mitarbeiter von Wald und Holz NRW am Montagmittag. Vermutlich werde auch noch einige Zeit vergehen, bis wieder Leben in das Waldstück zurückkehre. „Es stinkt dort fürchterlich nach Brand.“ Und Tiere, die nicht mehr flüchten konnten, seien in den Flammen gestorben. „Die Kleintierwelt am Boden ist tot.“

Etwa vier Hektar brannten am Wochenende, ein Viertel des gesamten Waldstücks in der Nähe der A40, sagt Zebunke. „Wir haben noch Glück gehabt.“ Das Feuer sei in der Nacht ausgebrochen und habe sich zunächst unbemerkt ausbreiten können. „Dadurch ist ein großes Feuer entstanden, das nicht nur am Boden gebrannt hat.“ Aber als die Feuerwehr alarmiert worden war, habe sie schnell reagiert und sehr professionell gearbeitet, auch mit der Hilfe aus den Niederlanden: Ein Löschubschrauber der Luftwaffe des Nachbarlandes warf stundenlang Wasser über dem betroffenen Waldgebiet ab. „Dadurch wurde noch Schlimmeres verhindert“, sagt Zebunke.

Dennoch habe das Feuer einen enormen Schaden im Wald angerichtet, sagt der Leiter des Bereichs Privat- und Kommunalwald beim Regionalforstamt Niederrhein. „Von außen sieht es harmlos aus, aber wenn Sie in den Wald gehen, sehen Sie, wie viel die Flammen zerstört haben.“ Die Kronen der höheren Bäume hätten zwar nicht gebrannt. Aber viele Stämme seien schwarz - für Zebunke ist das ein Indiz dafür, dass die Kambiumschicht zerstört wurde. In dieser Schicht werden neue Holzzellen gebildet. Ohne sie kann der Baum nicht wachsen und stirbt ab. „Das ganze Ausmaß des Waldbrandes wird deshalb erst im September oder Oktober deutlich“, sagt der Mitarbeiter von Wald und Holz NRW. Eine konkrete Schadenshöhe nennt er deshalb noch nicht.

Waldbrand bei Straelen: Bilder zeigen den Schaden durch das Feuer
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So sieht es nach dem Waldbrand bei Straelen aus

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Foto: Christoph Reichwein (crei)

Trotzdem empfiehlt er den Waldeigentümern nicht, dass sie aufforsten. „Es wird zwar einige Jahre dauern, bis sich der Wald von dem Feuer erholt hat“, sagt Zebunke. Er habe im betroffenen Waldstück aber noch ausreichend gesunde Bäume gesehen. „Warum sollten wir eingreifen, wenn die Natur es selbst richten kann.“ Und sobald die Blumen, Sträucher und Bäume nachgewachsen seien, würden auch die Tiere wieder zurückkehren. „Die wandern aus den Nachbarwäldern ein.“

Der Wald bei Straelen ist im Besitz von drei Privateigentümern. Mit ihnen werde in den nächsten Tagen gesprochen, sagte Zebunke. Es handelt sich um einen Mischwald mit vielen Kiefern, dazwischen stehen Eichen, Birken, Ebereschen, Vogelbeer- und andere Laubbäume. Historisch handele es sich um eine Wiederaufforstung aus der Nachkriegszeit, sagt Zebunke. Wald und Holz NRW zählte in diesem Jahr bereits einige Brände. Aber sie seien deutlich kleiner als der bei Straelen gewesen. So etwas wie am Wochenende habe er noch nicht gesehen. Der letzte große Brand sei 1976 gewesen. Damals seien 200 Hektar bei Brüggen betroffen gewesen.

Bilder: Feuerwehr Kleve im Großeinsatz bei Waldbrand in Straelen
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Feuerwehr im Großeinsatz wegen Waldbrand bei Straelen

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Foto: Günter Jungmann

Die Ursache des Waldbrandes bei Straelen ist noch unklar. Die Polizei ermittelt. „Es wird sicherlich schwierig werden“, sagte Polizeisprecher Achim Jaspers. Ein Brandermittler werde zunächst Luftbilder auswerten, die von der Feuerwehr bereitgestellt werden. „Anhand der Luftaufnahmen  wird man gegebenenfalls erkennen können, wo es zuerst oder am heftigsten gebrannt hat.“ Sollte in der Nähe ein Weg liegen, könne dies ein Indiz dafür sein, dass der Brand von Menschen verursacht worden sei.

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