Streit in der 3. Liga Warum Uerdingen unbedingt weiterspielen will

Krefeld · In der Dritten Liga ist ein Streit entbrannt, wie die Saison während der Corona-Pandemie fortgesetzt werden soll. Die Mehrheit will weitermachen und hofft auf einen schnellen Start. Es geht um sportliche und wirtschaftliche Interessen.

 Der KFC Uerdingen trainiert auf dem Gelände am Grotenburg-Stadion in Krefeld.

Der KFC Uerdingen trainiert auf dem Gelände am Grotenburg-Stadion in Krefeld.

Foto: BRAUER-Fotoagentur/Stefan Brauer

Peter Frymuth ist darum bemüht, wenigstens so etwas wie Konsens herzustellen. Doch derzeit stößt der Funktionär an klare Grenzen. Und deshalb hat er in seinem Sprachgebrauch auf Angriff umgeschaltet. „Eine Profiliga, die ein Jahr mit dem Spielbetrieb aussetzt – ich glaube, da kann sich jeder ausmalen, was das bedeutet. Die gesamte Zukunft der 3. Liga als Profispielklasse wäre hochgradig gefährdet, inklusive ihrer Teilnehmer“, sagte der Vizepräsident des DFB dem „Kicker“. „Ich halte den Ansatz, dass die 3. Liga im zweiten Halbjahr 2020 nicht spielt, für fast nicht vorstellbar. Dann würden alle Verzahnungen im Profibereich, Stichwort Aufstieg in die 2. Liga, und eine saubere Spielplangestaltung nicht mehr passen.“ Als neuer Termin für die Fortsetzung der Saison – zunächst war der 16. Mai vorgesehen – wird jetzt vom DFB der 30. Mai favorisiert, sofern die Behörden zustimmen.

Seit Wochen tobt hinter den Kulissen ein heftiger Streit. Dabei ist es wie so oft: Eine kleine Minderheit verschafft sich lautstark Gehör und erzielt überdimensionale Wirkung. So ist es auch beim Protest der Fußball-Drittligisten, die einen Saisonabbruch fordern, obwohl die Zahl derer geschrumpft ist. War ein erstes Abstimmungsergebnis vor einigen Wochen mit 10:8 für eine Fortsetzung des Spielbetriebs noch recht knapp ausgegangen, so ist die Zahl der Gegner auf vier, fünf – vorneweg Magdeburg, Halle, Jena und Mannheim – geschmolzen. Neben den verständlichen Bedenken ob der Corona-Pandemie ist ein weiteres starkes Motiv jedoch unverkennbar: Sie fordern den Saisonabbruch und das Aussetzen des drohenden Abstiegs, um so den Klassenerhalt am grünen Tisch zu sichern; Mannheim beansprucht als derzeitiger Tabellenzweiter nur dank des besseren Torverhältnisses das Aufstiegsrecht. Ob sie sich mit ihrer Forderung durchsetzen können, wird der Bundestag des DFB am kommenden Montag zeigen.

Der Verband hat bei dem virtuellen Treffen der 262 Delegierten einiges aufzuarbeiten. Es stehen heftige Vorwürfe im Raum. Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, hatte unlängst darüber geklagt, es sei unerträglich, wie viel Druck der DFB auf Politik und Vereine ausübe. In dem Bundesland darf bis zum 27. Mai kein Wettkampfsport und damit auch kein Training stattfinden. „Ich war nicht bei den Gesprächen dabei, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass DFB-Präsident Fritz Keller und Generalsekretär Friedrich Curtius Druck ausgeübt haben“, sagt Frymuth. „Das haben beide auch deutlich gemacht. Sie haben über mögliche Szenarien informiert.“

Fragen und Antworten zum Neustart der 3. Liga
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Foto: dpa/Uwe Anspach

Aber was ist eigentlich mit der schweigenden oder kaum wahrgenommenen Mehrheit? Vor allem die fünf bayerischen Vereine, aber auch Rostock, Braunschweig, Chemnitz, Meppen und Uerdingen haben sich positioniert. In einem Schreiben an die Vereine hat der DFB, der via „Bild“ von Felix Magath nun gescholten wurde, weil der Spielbetrieb nicht schon wieder aufgenommen wurde, ihnen nochmals versichert, sich für die Fortsetzung der Saison einzusetzen.

 Luftsprünge nur im Training: Kevin Großkreutz (KFC).

Luftsprünge nur im Training: Kevin Großkreutz (KFC).

Foto: Revierfoto

Deutliche Töne schlägt nun auch der KFC Uerdingen an. „Für uns ist die Fortführung der Saison alternativlos – auch im Hinblick auf die Tatsache, dass auch in der kommenden Saison vorerst ohne Zuschauer gespielt werden könnte“, sagt Frank Strüver, der Geschäftsführer des KFC. „Sämtliche Planungen müssen dann auf den Prüfstand gestellt werden. Die dadurch entstehenden wirtschaftlichen und rechtlichen Konstellationen sind Stand heute noch nicht absehbar. Sicher ist aber: Ein Saisonabbruch wäre eine Katastrophe für die gesamte Dritte Liga. Fraglich, wer den dann entstehenden Schaden tragen müsste.“ Sicher ist, dass die Saison nicht wie ursprünglich geplant am 30. Juni enden kann, denn es stehen noch elf Spieltage aus. Trotz aller daraus resultierenden juristischen Fragen haben der DFB und die Uefa die dafür satzungsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen. Und während es Spieler gibt, die ihre gesundheitlichen Bedenken äußern, hat der Uerdinger Christian Dorda, dessen Vertrag ausläuft und der sich in den nächsten Wochen empfehlen möchte, eine Duftmarke gesetzt: „Ich will wieder Fußball spielen und verstehe nicht, warum in der Dritten Liga nicht möglich ist, was in der ersten und zweiten praktiziert wird.“

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