Borussia Mönchengladbach So verändert sich Borussia

Mönchengladbach · Max Kruse und Christoph Kramer machen heute gegen Leverkusen ihr drittletztes Spiel für Gladbach, auch Filips Daems geht und Thorben Marx hört auf. Lars Stindl steht als Zugang fest. Borussia wird weitere Neue holen, aber ihre Struktur nicht verändern.

 Lars Stindl kommt aus Hannover, zudem sollen mindestens ein Offensivmann, ein Torwart und möglichst ein Verteidiger geholt werden.

Lars Stindl kommt aus Hannover, zudem sollen mindestens ein Offensivmann, ein Torwart und möglichst ein Verteidiger geholt werden.

Foto: dpa, crj kno sun

270 Minuten sind es noch, dann ist die Saison vorbei. Borussia kann schon nach den ersten 90 Minuten einen wichtigen Schritt in Richtung Champions-League-Teilnahme machen, wenn sie heute Bayer Leverkusen besiegt. Dann würde der Vorsprung auf fünf Punkte anwachsen. Jenseits der sportlichen Ambitionen bastelt Borussia am Kader für die neue Saison. Max Kruse und Christoph Kramer werden gehen, Filip Daems auch und Thorben Marx beendet seine Karriere. In Lars Stindl steht der erste Zugang bereits fest. Weitere werden kommen: mindestens ein Offensivmann, ein neuer Torwart und möglichst ein Verteidiger. Borussia wird sich personell verändern, aber nicht strukturell. Das Team soll sportlich die mögliche Herausforderung Meisterliga annehmen können, aber auch ohne diese finanzierbar bleiben. Der Kader wird weiter nicht groß (24 bis 26 Spieler), aber breit aufgestellt sein, gespickt mit vielen polyvalenten Spielern. Die, die dazu kommen, sollen neue Qualitäten mitbringen. So wird sich Borussia verändern:

Tor Yann Sommer ist und bleibt die Nummer 1. Der Schweizer spielt eine großartige Saison und hat auch schon Champions-League-Erfahrung. Hinter ihm wird es aber Veränderungen geben. Ein neuer Torwart soll kommen, der dann die Nummer zwei wird. Kaiserslauterns Tobias Sippel wird als Kandidat gehandelt. In dieser Saison wechseln sich Christofer Heimeroth und Janis Blaswich als Nummer zwei ab. Blaswich will aber "den nächsten Schritt machen und spielen", er wird sich wohl anders orientieren (Ausleihe oder Verkauf). Christofer Heimeroth wird der dritte Mann sein, vielleicht als Stand-by-Profi, der Torwarttrainer Uwe Kamps mehr unterstützt.

Innenverteidigung Die Routiniers Martin Stranzl und Roel Brouwers haben für eine weitere Saison verlängert, Tony Jantschke (2018) und Alvaro Dominguez (2017) haben langfristige Verträge. Havard Nordtveit, der im norwegischen Nationalteam Abwehrchef ist, kann zum Innenverteidiger umfunktioniert werden. Der junge Marvin Schulz (20) soll weiter an die Bundesliga herangeführt werden. Es soll aber ein weiterer Innenverteidiger kommen. "Wir haben im vergangenen Jahr einen gesucht und versuchen nun wieder einen zu finden. Wir wollen den Umbruch nicht verpassen", sagt Eberl. Das Suchprofil: Jung und entwicklungsfähig, aber auch (international) erfahren. Zudem sollte der Zukünftige eine gewisse Größe (1,90 Meter aufwärts) haben.

Außenverteidiger Oscar Wendt hat sich in der Rückrunde etabliert, er spielt ganz stark. Möglich, das zeitnah der Vertrag des Linksverteidigers verlängert wird. Zuvor setzte Lucien Favre auf Alvaro Dominguez. Rechts war zunächst Julian Korb gesetzt, dann spielte Tony Jantschke dort. Es ist nicht auszuschließen, dass die Borussen für die defensiven Außenpositionen noch nachlegen. vor allem links (rechts ist auch Fabian Johnson nach wie vor Option), da Filip Daems geht und somit ein Platz im Kader frei wird. Denkbar ist, dass Borussia US-Spieler im Blick hat. Zuletzt war Borussias Ex-Stürmer Rob Friend, der jetzt Spieler-Berater ist, im Borussia-Park und sagte: "Ich bringe einen guten Jungen aus Amerika hierher." Er könnte den Linksverteidiger Ventura Alvarado gemeint haben. Der 22-Jährige spielt derzeit in Mexiko für CF America. Dass Max Eberl US-Boys im Blick hat, liegt auf der Hand: Wegen Fabian Johnson schaut er auf Jürgen Klinsmanns Team. Amerikanische Spieler sind teamfähig, laufstark, athletisch, taktisch diszipliniert, technisch durchaus bewandert und anpassungsfähig - das sind Eigenschaften, die in Gladbach gefragt sind. Dazu kommt, dass die Amerikaner auch bezahlbar sind. Die USA spielen im Juni zunächst in den Niederlanden, dann in Deutschland, da könnten die Borussen mögliche Kandidaten sichten.

Defensives Mittelfeld Granit Xhaka ist in dieser Saison zur Leitfigur in der Zentrale herangewachsen. Er hat seinen Vertrag bis 2020 verlängert und soll langfristig der Taktgeber in der Zentrale sein. Christoph Kramer, der zumeist sein Nebenmann auf der Sechs war, geht zurück zu Bayer Leverkusen. In Lars Stindl, der für drei Millionen Euro aus Hannover kommt, wurde schon ein adäquater Ersatz geholt. Stindl ist ein zweikampfstarker Stratege, der defensiv Ordnung schaffen und offensiv Impulse geben kann. Er wird mehr Torgefahr aus dem Mittelfeld bringen und kann auch weiter vorn spielen. Kämpfer Havard Nordtveit, der gern seinen 2016 endenden Vertrag verlängern würde, bleibt eine gute Alternative, auch Tony Jantschke, Julian Korb und Marvin Schulz sind gelernte Sechser. Mo Dahoud (19), der in dieser Saison erste Einsätze bekam, soll weiter aufgebaut werden. "Wir sind da gut aufgestellt", sagt Eberl.

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Außenbahnen Im vergangenen Sommer hat Borussia vor allem die Außenbahnen verstärkt. Patrick Herrmann, der gerade seinen Vertrag bis 2019 verlängert hat, hat den nächsten Schritt gemacht, Fabian Johnson ist nach schleppendem Beginn zur Stammkraft geworden. Der wuselige Ibrahima Traoré, der technisch beschlagene Thorgan Hazard, der für acht Millionen Euro endgültig vom FC Chelsea verpflichtet wurde, und der kraftvolle André Hahn, haben gezeigt, dass jeder auf seine Art wichtig für das Team ist. Ob es auch auf den Außenbahnen Zuwachs gibt, hängt auch davon ab, für welche Variante sich Borussia im Sturmzentrum entscheidet. Kevin Volland von 1899 Hoffenheim kann beides: Er ist Rechtsaußen, kann aber auch Mittelstürmer und hängende Spitze spielen. Allerdings ist er sehr begehrt (u. a. ist Leverkusen interessiert) und sehr teuer (Marktwert laut Transfermarkt.de: 20 Millionen Euro, plus ein wohl hohes Gehalt). Volland wäre selbst mit Verkauf von Max Kruse an Wolfsburg (12 Millionen Euro) und eventuellen Champions-League-Millionen (bei der Teilnahme an der Gruppenphase sind 12,5 Millionen garantiert) schwer zu finanzieren.

Sturm Raffael als das geistige Zentrum der Gladbacher Offensive bleibt, sein Sturmpartner indes fällt weg. "Es ist schade, dass Max Kruse geht", gesteht Granit Xhaka. Bislang zehn Tore und neun Vorlagen müssen ersetzt werden. Eventuell kommen zwei neue Offensive, sollte der aktuell kaum eingesetzte Branimir Hrgota ausgeliehen werden, um Spielpraxis zu sammeln (wenn zuvor sein Vertrag verlängert wird). Gesucht wird ein variabler, spielender Mittelstürmer, der zudem kopfballstark ist. Das wäre eine Qualität, die Borussia derzeit fehlt. Der Frankfurter Haris Seferovic (acht Tore, acht Assists) würde passen, doch er hat einen langfristigen Vertrag nebst exorbitanter Ausstiegsklausel - wie auch für den Freiburger Admir Mehmedi. "Beide sind nicht auf dem Markt", sagt Eberl. Shinji Okazaki (Mainz), Bremens Franco di Santo, der Leipziger Yussuf Poulsen, sie alle werden mit Borussia in Verbindung gebracht. Aus dem vorhandenen Offensivmaterial könnte André Hahn eine Alternative sein, ihn hat Favre im Zentrum schon getestet, Lars Stindl kann ebenfalls ganz vorn spielen - wie auch Thorgan Hazard.

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Die Tatsache, dass Borussia sucht und durch den Kruse-Verkauf und die eventuelle Champions-League-Teilnahme viel Geld hat, wird die Spieler-Preise steigern. Doch die Fans vertrauen Max Eberl und Lucien Favre. "Wir werden gute Entscheidungen treffen", versichert Eberl.

(RP)
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