Hütter trainiert aktuell das älteste Team So wichtig wäre eine Verjüngungskur für Borussia

Analyse | Mönchengladbach · Kaum Youngster, aber auch keine Methusalems: So lässt sich das Gefüge im Gladbacher Kader zusammenfassen. Trotzdem wird es eine Aufgabe von Max Eberl und Co. sein, die Fohlen zur neuen Saison wieder fohliger zu machen. In Adi Hütter kommt der Trainer des ältesten Teams.

Florian Neuhaus ist mit 24 einer der jüngsten Stammspieler bei Borussia, Oscar Wendt mit 35 der älteste Spieler im Kader.

Florian Neuhaus ist mit 24 einer der jüngsten Stammspieler bei Borussia, Oscar Wendt mit 35 der älteste Spieler im Kader.

Foto: dpa/Marius Becker

Manchmal lässt sich das Thema Verjüngung verblüffend schnell und effektiv umsetzen. Yann Sommer wird allerdings nicht im Sinn gehabt haben, Gladbachs Altersschnitt mit seinem frühen Platzverweis vergangene Woche in Berlin schlagartig zu verringern. Der 32 Jahre alte Keeper musste runter, genauso wie der 35 Jahre alte Oscar Wendt, für den der 33 Jahre alte Ersatztorwart Tobias Sippel eingewechselt wurde. Zuvor hatte Trainer Marco Rose mit einem Schnitt von 28,4 die drittälteste Startelf dieser Saison auf den Rasen geschickt – die verbleibenden zehn Profis nach Sommers Roter Karte waren im Schnitt nur noch 27,8 Jahre alt. Älter war Borussia zuletzt unter Horst Köppel.

Die Fohlen wieder etwas fohliger zu machen, ist auch nicht Sommers Aufgabe, sondern eine für Manager Max Eberl, seinen Chefscout Steffen Korell und natürlich den neuen Trainer Adi Hütter, allein schon wegen der vereinseigenen Philosophie, die seit einigen Jahren wieder selbstbewusst nach außen kommuniziert wird. Hütter arbeitet aktuell noch mit der ältesten Mannschaft der Bundesliga zusammen, die Frankfurter Profis sind im Schnitt 27,6. Gladbach liegt mit 27,2 auf Platz vier, wobei angesichts der Jugend-Freundlichkeit der Bundesliga eher von Platz 15 die Rede sein müsste. Am Samstag (15.30 Uhr/Sky) treffen also alte Fohlen auf alte Adler.

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Das Internationale Zentrum für Sportstudien (CIES) aus der französischsprachigen Schweiz hat sich mit dem Thema Durchschnittsalter in einem neuen Report genauer befasst, und dabei wird deutlich: Es gibt alte Mannschaften und es gibt alte Mannschaften. „Alt“ sind für das CIES Torhüter ab 33, Verteidiger ab 32, Mittelfeldspieler ab 31 und Stürmer ab 30 Jahren. In dieser Wertung stellen sich sieben Bundesligisten älter auf als Gladbach, sogar Borussia Dortmund, obwohl der BVB in einer anderen Wertung führend ist in Europas Top-Ligen: Keine Mannschaft aus Deutschland, Spanien, Italien, England oder Frankreich setzt häufiger Spieler unter 21 ein.

Während sie in Dortmund auf einen U21-Anteil von 28,3 Prozent kommen, sind es in Gladbach nur 0,9. Klar: Lediglich Jordan Beyer und Rocco Reitz zahlen auf dieses Youngster-Konto ein. Das bedeutet: Der Kader in Gladbach ist wohl ausgewogener als in Dortmund. Aktuell trainiert Rose eine Mannschaft, deren Stamm 24 bis 32 Jahre alt ist, beim BVB trifft er auf eine Mannschaft mit zahlreichen Teenagern und einigen Profis jenseits ihres Zenits.

Im Kern spielt Gladbach seit Roses Übernahme mit dem identischen Team. Vergangenen Sommer sind nur Hannes Wolf und Valentino Lazaro dazugekommen, zählen aber nicht zur Stammelf. Insofern ist der Alterungsprozess zum Teil auch als Erfolg zu werten: Er wurde möglich, weil es Eberl im Sommer 2020 gelang, alle Topspieler zu halten.

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Auch wenn es noch keinerlei Vollzug gibt, wird das dieses Jahr anders aussehen. Die Verpflichtung des bald 20-jährigen Franzosen Kouadio Koné ist ein Vorgriff auf mögliche Abgänge im Mittelfeld. Koné statt Zakaria – schon sinkt der Altersschnitt um 0,4 Jahre. Zudem geht in Oscar Wendt der älteste Spieler des Kaders, der in dieser Saison noch sehr häufig gefragt war. Ramy Bensebaini statt Wendt – macht noch mal eine um 0,9 Jahre jüngere Mannschaft.

Dass Spieler unter 21 zu Borussias Stamm gehörten, ist einige Zeit her: 2017/18 galt das eine Zeit lang für Zakaria, bevor der diese Altersmarke erreichte, Michael Cuisance sorgte mit 18 für Furore. Davor war André Schubert ein großer Youngster-Förderer: Nico Elvedi, Mo Dahoud und Andreas Christensen waren unter ihm gesetzt.

Aus der eigenen Jugend kam allerdings nur Dahoud, lediglich Union Berlin und Bayer Leverkusen haben seltener Eigengewächse eingesetzt als Gladbach in dieser Saison, Frankfurt übrigens nur geringfügig häufiger. Ändern wird sich daran auch unter Hütter vermutlich nicht viel, aus dem Fohlenstall debütierte unter Rose bislang einzig Rocco Reitz. Die U23 ist jung wie selten, strauchelt aber sportlich, auch weil viele Talente zu oft verletzt sind.

Dass Borussia das Thema Verjüngung auf dem Schirm hat, untermauert nicht nur die Personalie Koné. Aus Frankreich gibt es weitere Gerüchte, so soll Innenverteidiger Ismaël Doukouré aus Valenciennes bei den Fohlen auf dem Zettel stehen. Mit 17 Jahren ist er bereits Stammspieler in der zweiten Liga.

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