Saisonabschlusszeugnis Kai Havertz und Moussa Diaby ragen bei Bayer heraus

Leverkusen · Wir haben uns die Leistungen der Offensivspieler von Bayer Leverkusen in dieser Saison genauer angeschaut – und bewertet. Im Angriff setzten allen voran Kai Havertz und Moussa Diaby die Akzente, Leon Bailey blieb hinter den Erwartungen. Die Noten.

 Kai Havertz (l.) und Moussa Diaby jubeln über ein Tor im Sechzehntelfinale der Europa League beim FC Porto.

Kai Havertz (l.) und Moussa Diaby jubeln über ein Tor im Sechzehntelfinale der Europa League beim FC Porto.

Foto: AP/Luis Vieira

Kai Havertz In der Hinrunde durchschritt der Ausnahmespieler das erste kleine Tal seiner Karriere. Kurz vor der Winterpause wurde er gar von den eigenen Fans ausgepfiffen. Sportgeschäftsführer Rudi Völler nahm den Nationalspieler in Schutz und kündigte an, dass Fußballdeutschland in der Rückrunde einen anderen Kai Havertz erleben werde – und genau so kam es. In der zweiten Saisonhälfte brillierte der 21-Jährige und verdiente sich regelmäßig Bestnoten. Wettbewerbsübergreifend stehen 45 Einsätze, 18 Tore und neun Vorlagen in seiner persönlichen Saisonbilanz. Der wechselwillige Leistungsträger wird eine enorme Lücke hinterlassen, wenn der mögliche Transfer zum FC Chelsea Realität werden sollte. Note: 2+

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Bayers Defensive in der Saison-Einzelkritik

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Moussa Diaby Der Franzose brauchte nach seinem Wechsel von Paris St. Germain ins Rheinland seine Zeit, die er auch bekam. Als Trainer Peter Bosz anfing, ihn in das Team einzubauen, war schnell klar, dass der 21-Jährige das Zeug dazu hat, einer der besten Flügelangreifer der Bundesliga zu werden. Sein Antritt ist explosiv, seine Sprints unwiderstehlich und auch am Ball geht bei dem Sommerzugang einiges. Setzt er seine Entwicklung so fort, dürften die ersten Angebote internationaler Topklubs nicht lange auf sich warten lassen. Ein weiteres Jahr bei Bayer und unter Bosz wird ihm guttun. Auch die Zahlen seiner Debütsaison unterm Bayer-Kreuz sind mehr als ordentlich: 39 Einsätze, acht Tore, acht Vorlagen. Mit etwas mehr Konsequenz und Übersicht wäre aber noch mehr drin gewesen. Note: 2

Karim Bellarabi Vor kurzem hat der nach Kapitän Lars Bender dienstälteste Spieler der Werkself seinen Vertrag noch einmal um zwei Jahre bis 2023 verlängert. Er fühlt sich wohl bei Bayer und gehört wie beinahe in jeder Saison zu den besten Scorern der Mannschaft. So ist es auch in diesem Jahr. In 39 Einsätzen gelangen ihm sechs Tore und zwölf Vorlagen. Daran gemessen, dass er nicht in der Startelf gesetzt ist, sind das zufriedenstellende Werte. Er ist ein Mann für überraschende Momente auf dem Platz – im Guten wie im Schlechten. Traumtore und feine Dribblings gehören ebenso zu seinem Repertoire, wie überhastete Abschlüsse oder fehlendes Auge für Mitspieler. Besinnt er sich auf seine Stärken, ist von dem Flügelflitzer im Spätsommer seiner Karriere noch einiges zu erwarten. Note: 3

Paulinho In Erinnerung geblieben ist vor allem sein Gala-Auftritt beim 4:0 gegen Eintracht Frankfurt Anfang März: Der 20-Jährige steuerte zwei Tore und eine Vorlage zum Sieg bei. In der Hinrunde wurde er indes nur spärlich eingesetzt und durfte daher zu Beginn des Jahres mit der brasilianischen U23 in der Olympia-Qualifikation Spielpraxis sammeln, wo er als bester Scorer glänzte. Nach dem Neustart erhielt er einige Kurzeinsätze, ehe er sich im Juni im Training das Kreuzband riss. Note: 4+

Leon Bailey 2017 lehnte der Werksklub dem Vernehmen nach ein Angebot über 40 Millionen Euro für den Jamaikaner ab. Diese Summe wird Bayer 04 aktuell wohl nicht mehr für den Offensivspieler mit dem starken linken Fuß aufrufen können – zu launenhaft waren die gezeigten Leistungen in der vergangenen Saison. Mal spielte der 23-Jährige überragend wie beim Auswärtssieg in München in der Hinrunde, wo er doppelt traf, mal tauchte er komplett ab und schwächte sein Team durch Undiszipliniertheiten (Rot gegen Gladbach und in Köln). Von der Welt-Karriere, die sich Bailey und dessen exzentrischer Stiefvater/Berater Craig Butler erhofft haben, ist der Linksaußen derzeit weit entfernt. Bei einem passenden Angebot, wovon aktuell nicht auszugehen ist, dürfte er den Klub wohl verlassen. Note: 4

Kevin Volland Zwölf Tore und zehn Vorlagen in 40 Pflichtspielen – der Vize-Kapitän ist wie schon im Vorjahr nach Havertz zweitbester Scorer der Werkself. Trainer Bosz zählt auf das starke Anlaufverhalten des kompakten Mittelstürmers und nimmt dabei offenbar in Kauf, dass aus Volland wohl kein „echter Knipser“ mehr wird. Kein anderer Bayer-Profi hat in der vergangenen Spielzeit häufiger aufs Tor geschossen als der 28-Jährige (2,9 Schüsse pro Spiel). Ein Syndesmoseriss im Februar hätte wohl sein Saison-Aus bedeutet, aufgrund der Zwangspause kam er zum Ende der Spielzeit dann aber doch noch zum Einsatz. Aktuell stocken die Vertragsverhandlungen zwischen dem Werksklub und Volland. Ein Verkauf noch in diesem Sommer ist nicht ausgeschlossen. Angeblich soll AS Monaco interessiert sein. Note: 3+

Lucas Alario 159 Minuten benötigte der argentinische Nationalstürmer in der Saison 2019/20 pro Treffer. Das ist der mit Abstand beste Wert unter den Stammkräften beim Werksklub. Warum er dennoch lediglich in einem Drittel aller möglichen Partien in der Startelf stand, einige Male sogar komplett auf der Bank verbrachte oder spät eingewechselt wurde, weiß wohl nur der Trainer. Kaum verwunderlich, dass Alarios Berater nun erneut die mangelnde Spielzeit seines Klienten anmahnt und offen mit einem Wechsel kokettiert. Note: 3

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