Diaby im Check Der langsam gestartete Beschleuniger

Leverkusen · In unserer Serie werfen wir einen genauen Blick auf Bayers Zugänge in dieser Saison. Teil 5: Moussa Diaby. Der Franzose kam für 15 Millionen Euro von Paris St. Germain und brauchte seine Zeit, um bei Bayer durchzustarten – wortwörtlich.

 Moussa Diaby verbindet explosive Sprints mit Dribbelstärke – eine starke Mischung.

Moussa Diaby verbindet explosive Sprints mit Dribbelstärke – eine starke Mischung.

Foto: dpa/Michael Sohn

Moussa Diabys herausragende Fähigkeit deutete such früh an. Beim ersten Testspiel vor der Saison kam er gegen den Wuppertaler SV zum Einsatz. Es dauerte nicht lange, bis wegen ihm ein Raunen durch die Zuschauerreihen gingen. Der Franzose legte einige Sprints hin, die das Publikum in Staunen und Bewunderung versetzten. Wenige Wochen später untermauerte er beim 3:0-Auswärtssieg in Düsseldorf, warum er sich gerne ein Blitzmotiv in seine Haare färbt: Im Sprint wurde er mit 35,95 Stundenkilometern gemessen. Das war damals der zweithöchste Wert in der Geschichte der Bundesliga. Nur Achraf Hakimi (Dortmund) und Alphonso Davies (FC Bayern) sind bislang noch etwas schneller gemessen worden.

Doch ihn auf sein Tempo zu reduzieren, wird ihm nicht gerecht, denn längst hat sich der 21-jährige Franzose zu einem der spektakulärsten Akteure im Kader von Trainer Peter Bosz entwickelt. Wenn er auf Hochtouren kommt, schauen die meisten Gegenspieler nur noch hinterher. Nicht umsonst sagte Sportdirektor Simon Rolfes vor dem DFB-Pokalfinale Anfang Juli, dass Diaby aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken sei. Der Franzose hat sich bei Bayer etabliert – und Stammspielern wie Karim Bellarabi oder Leon Bailey ordentlich Konkurrenzdruck gemacht.

Allerdings lief das nicht reibungslos ab. Nach seinem Wechsel für rund 15 Millionen Euro von Paris St. Germain ins Rheinland brauchte er recht lange, um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Im Trainingslager in Zell am See/Kaprun waren auf dem Rasen Integrationsschwierigkeiten zu bemerken. Der Franzose hatte sichtlich Mühe, sich an die Spielweise von Bosz zu gewöhnen – und seine Mitspieler kamen zunächst nicht sonderlich gut mit den Laufwegen und Sprints des Sommerzugangs klar. Hinzu kam die Sprachbarriere.

Doch der Trainer baute ihn bewusst langsam auf und in die Mannschaft ein. Dabei dürften auch die Sprachkenntnisse des Niederländers geholfen haben. Seit seiner Zeit als Spieler bei Sporting Toulon spricht er Französisch. Wenn Bosz in der Anfangsphase der Saison nach Diaby gefragt wurde, wiegelte der 56-Jährige ab, bat um Geduld und gab seinem Schützling Rückendeckung. Der 1,70 Meter kleine Flügelspieler hatte Zeit, sich einzufinden – eine gute Entscheidung, wie sich herausstellte.

Denn am 12. Spieltag erfolgte Diabys endgültiger Durchbruch in Leverkusen. Beim 1:1 in Freiburg glänzte er mit Schnelligkeit sowie Dribblelstärke und erzielte zudem ein Tor. Seitdem ist er ein fester Bestandteil der Startelf, traf insgesamt fünf Mal und bereitete fünf Treffer vor – ein mehr als ordentlicher Wert für seine erste Saison in der Bundesliga. Vor allem in der Rückrunde reihte er eine überzeugende Leistung nach der nächsten aneinander. In der zweiten, durch Corona zerrissenen Saisonhälfte war bei Bayer nur Kai Havertz an mehr Toren Beteiligt als Diaby.

Geht seine Entwicklung so weiter, dürfte der Franzose zu einem der besten Flügelspieler der Liga werden – und damit mehr als ohnehin schon das Interesse großer Klubs auf sich ziehen. Sein Vertrag läuft bis 2024, was wohl der Hauptgrund ist, warum bisher niemand ernsthaft bei Bayer angeklopft hat. Ohnehin hat Diaby in Leverkusen alles, was er für seine Entwicklung braucht: Einen Trainer, der auf ihn setzt und seine Stärken zu nutzen weiß, optimale Trainingsbedingungen und ein ruhiges Umfeld. Gründe, nach nur einem Jahr wieder die Belastung eines Wechsels auf sich zu nehmen, gibt es nicht.

So wird der 21-Jährige wohl auch in der kommenden Saison für Raunen in deutschen Stadien sorgen – sobald Zuschauer wieder live dabei sein können.

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