Diaby und Bailey Bayers Siege kommen über die Flügel

Leverkusen · Leverkusens Außenangreifer Moussa Diaby und Leon Bailey glänzen beim 2:1-Sieg gegen Dortmund. Wenn sie treffen, gewinnt der Werksklub.

 Bayers Außenangreifer Moussa Diaby und Leon Bailey (r.) klatschen mit Nadiem Amiri (l.) ab.

Bayers Außenangreifer Moussa Diaby und Leon Bailey (r.) klatschen mit Nadiem Amiri (l.) ab.

Foto: dpa/Ina Fassbender

Es läuft die 35. Minute in der BayArena. Die Werkself liegt im Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund mit 1:0 in Führung und ist drauf und dran, das zweite Tor nachzulegen. Über Kapitän Charles Aránguiz gelangt Moussa Diaby auf dem rechten Flügel an den Ball. Der französische U21-Nationalspieler nimmt das Spielgerät mit seinem starken linken Fuß auf und geht ohne Umschweife ins Tempodribbling über. BVB-Mittelfeldspieler Thomas Delaney versucht, den Bayer-Profi aufzuhalten, scheitert jedoch kläglich: Im Sprintduell ist er ohne Chance. Das gilt im Anschluss auch für Mats Hummels. Der Weltmeister von 2014 wirft sich Diaby als nächster Dortmunder in den Weg, doch auch an ihm fliegt der Rechtsaußen der Rheinländer regelrecht vorbei.

Im gegnerischen Strafraum angekommen, hat der gebürtige Pariser nun die Wahl zwischen dem Querpass auf den mitgelaufenen Lucas Alario und dem Abschluss. Diaby entscheidet sich für einen eigenen Versuch aus spitzem Winkel – und schießt Dortmunds Torwart Roman Bürki direkt in die Arme. Es sind Szenen wie diese, in denen sich zeigt, wie groß das Potenzial des pfeilschnellen 1,70-Meter-Mannes ist. Aber eben auch, in welchen Punkten sich das Talent noch steigern kann.

„Sein letzter Pass muss noch besser werden. Weil wenn der besser wird, hätten wir zur Pause höher geführt“, merkte sein Trainer Peter Bosz nach dem Schlusspfiff an. Dass es für die Werkself zu einem 2:1-Erfolg langte, hatte dennoch viel mit der Leistung von Diaby zu tun. Der war in der starken ersten Halbzeit omnipräsent, schoss das 1:0 (14.) und legte nach der Pause und dem Ausgleich durch Julian Brandt (67.) auch noch den Siegtreffer von Florian Wirtz (80.) auf.

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Das hat – allen kritischen Beobachtungen zum Trotz – freilich auch Bosz registriert. „Mit seinen Dribblings und Laufaktionen hinter die Kette ist er mir auch aufgefallen“, sagte der Niederländer. „Er hat das super gemacht.“ Diaby ist eine Waffe, die wohl viele Bundesligisten gerne in ihrem Arsenal hätten.

Zudem ist er in dieser Spielzeit ein Sieggarant: Trifft der 2019 von Paris St. Germain unters Bayer-Kreuz gewechselte Offensivspieler, gewinnt die Werkself mit bemerkenswerter Regelmäßigkeit. Bislang steht Diaby bei wettbewerbsübergreifend acht Toren und sieben Vorlagen. Damit fehlt dem 21-Jährigen nur noch eine Vorlage, um seine Ausbeute aus der Vorsaison zu bestätigen.

Neben Diaby hatte ein weiterer Spieler am Dienstagabend großen Anteil am ersten Erfolg in der Liga seit dem Jahreswechsel: Leon Bailey. Die andere Hälfte von Bayer Flügelzange, die zuletzt uninspiriert und überspielt wirkte, schlug vor dem 1:0 einen unfassbaren Diagonalball genau hinter die Dortmunder Kette auf Diaby, der die Vorlage kongenial zu nutzen wusste. „Das war ein Traumpass“, lobte Bosz die beste, aber beileibe nicht einzige gute Szene des Jamaikaners gegen den BVB.

Der wiederum beschrieb die Tore nüchtern. „Moussa und ich sind zwei sehr schnelle Spieler. In dem Moment, als ich den Ball bekommen habe, habe ich ihn bereits starten sehen und wusste, wohin der Ball fliegen muss“, sagte er zum 1:0. Auch der Siegtreffer durch Florian Wirtz sei ein Hingucker gewesen: „Ein guter Konter, ein guter Pass und ein starker Abschluss – das war schön anzusehen.“

Bleibt nur die Frage: Warum nicht immer so? Bei den Rückschlägen in der Liga gegen Frankfurt, Bremen und Union Berlin ging bei der Werkself nicht viel über die Außenbahn. Bailey und Diaby ließen die Dynamik vermissen, mit der sie im ersten Saisondrittel geglänzt hatten. Es schien, als sei das von Bosz nach den Abgängen von Kai Havertz und Kevin Volland forcierte Flügelspiel von den Gegnern entschlüsselt worden. Sie zogen der Mannschaft mit gut organisierter Abwehrarbeit mitunter die Krallen. Das wird man auch beim VfL Wolfsburg zur Kenntnis genommen haben, der am Samstag in die BayArena kommt (15.30 Uhr).

Die Verantwortlichen des Werksklubs fahnden derweil nach einer Verstärkung für die Flügelzange. Linksaußen Demarai Gray (24) von Leicester City soll im Blickfeld sein. Der Vertrag des Engländers läuft im Sommer aus und wäre wohl auch schon in der Winterpause vergleichsweise günstig zu haben. Sein Marktwert wird auf zwölf Millionen Euro geschätzt. Mit dem Transfer wäre eine Lücke im Kader geschlossen: In Diaby und Bailey standen Bosz zuletzt nur zwei Außenangreifer zur Verfügung. Immerhin: In Karim Bellarabi ist nach dessen Handbruch nun auch eine interne Alternative wieder im Teamtraining.

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