Kinder, Wirkung, Feiertage NRW boostert nach drei Monaten – Was Ältere und Familien jetzt wissen müssen

Düsseldorf · Die Ständige Impfkommission empfiehlt allen Erwachsenen eine Auffrischung nach drei Monaten. Ärzte und Impfstellen in NRW setzen das sofort um. Doch Terminverlegungen sind schwierig. Neuss und Krefeld impfen auch am 24. und 31. Dezember.

 Es soll noch schneller geboostert werden.

Es soll noch schneller geboostert werden.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Im Wochentakt ändern sich die Ansagen zum Impfen. Nun empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko), dass sich Erwachsene bereits drei Monate nach Erhalt der zweiten Dosis erneut immunisieren lassen sollen. Erste Impfstellen in NRW legen bereits los: „Die städtischen Impfangebote setzen die aktuelle Stiko-Empfehlung um“, erklärte ein Sprecher der Stadt Düsseldorf auf Anfrage unserer Redaktion. Es gebe Auffrischungen für alle ab 18, wenn mindestens drei Monate seit der vollständiger Immunisierung vergangen seien. NRW hatte nach einigem Hin und Her zuletzt einen Abstand von vier bis fünf Monaten empfohlen.

Wer soll nun wann geboostert werden? Die Stiko empfiehlt, dass alle ab 18 Jahren drei Monate nach Abschluss der ersten Impfserie (also in der Regel nach der zweiten Dosis) eine Aufrischung erhalten. „Ältere oder vorerkrankte Personen sollten wegen des höheren Risikos für einen schweren Verlauf von Covid 19 bei den Auffrischimpfungen bevorzugt berücksichtigt werden“, so die Experten. Hier ist einiges zu tun: In NRW sind nach den Zahlen des Robert-Koch-Institutes (RKI) erst ein gutes Drittel der Menschen zwischen 18 und 59 Jahren geboostert (35 Prozent). Bei den über 60-Jährigen sind es 62 Prozent.

Was sagen die Ärzte? Niedergelassene Ärzte und Impfstellen in NRW setzen die Stiko-Empfehlung nun rasch um. „Es muss jetzt so schnell wie möglich geboostert werden. Insofern ist es zu begrüßen, dass die Stiko einen kürzeren Abstand nun für unbedenklich hält“, erklärte Frank Bergmann, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KV). „Es ist aber leider auch zu befürchten, dass in den nächsten Tagen wieder viele Patienten in den Praxen anrufen und Impftermine vorverlegen wollen.“ Er bitte um Verständnis, wenn das nicht immer möglich sei – auch wegen der Verfügbarkeit von Impfstoffen. „Den Vertragsärzten gibt die aktualisierte Empfehlung mehr Sicherheit für ihre Entscheidung. Wir haben immer gesagt, dass wissenschaftliche und nicht politische Empfehlungen für Mediziner die wesentlichen Entscheidungsgrundlagen sind“, sagte Bergmann weiter.

Was gilt für Kinder? Für unter 18-Jährige wird noch keine Auffrischung empfohlen. „Die mRNA-Impfstoffe sind derzeit für eine Booster-Impfung grundsätzlich erst ab 18 zugelassen. In Ausnahmefällen kann aber auch eine Booster-Impfung von unter 18-Jährigen vom Arzt erwogen werden, etwa bei einer beruflicher Indikation, wenn die Person in einem Seniorenheim oder einem Krankenhaus tätig ist“, erklärte der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein.

Mit welchem Impfstoff soll geboostert werden? Mit einem m-RNA-Impfstoff, empfiehlt die Stiko und betont, dass Comirnaty von Biontech und Spikevax von Moderna hinsichtlich ihrer Wirksamkeit völlig gleichwertig seien. Für Menschen unter 30 sowie Schwangere wird aber ausschließlich Biontech empfohlen. Bei Moderna kam es in dieser Altersgruppe selten, aber etwas häufiger als bei Biontech zu Herzmuskelentzündungen.

Wie begründet die Stiko den Wandel? Bislang hatte die Stiko eine Auffrischung erst nach sechs, frühestens nach fünf Monaten empfohlen. Nun heißt es mit Blick auf aktuelle Daten: „Der Impfschutz gegenüber der Omikron-Variante nimmt bereits drei bis vier Monate nach Grundimmunisierung signifikant ab. Nach Verabreichung einer Auffrischimpfung steigt die Schutzwirkung jedoch wieder deutlich an.“ Durch die Verkürzung des Abstands solle auch der Schutz vor schweren Erkrankungen erhöht werden.

Wie lange hält die Auffrischung? Das ist die große Frage. Die Stiko weist darauf hin, „dass aufgrund der eingeschränkten Datenlage aktuell keine Aussagen über die Schutzdauer nach Auffrischimpfung unter der Omikron-Variante getroffen“ werden könne. Diese Frage ist auch für Senioren wichtig, die bereits im September ihre Auffrischung erhalten haben. „Ob und wann für diese Personengruppe eine vierte Impfung und wenn ja mit welcher Vakzine empfohlen werden solle, bleibt noch abzuwarten“, erklärte der KV-Sprecher. „Wir gehen davon aus, dass sich die Stiko zu diesem Thema in den kommenden Wochen positionieren wird.“

Welche Impfstellen öffnen über Weihnachten? NRW ermöglicht das Impfen über die Feiertage.

Wie sieht es bei neuen Impfstoffen aus? Deutschland hat 80 Millionen Dosen eines Omikron-spezifischen Impfstoffs bei Biontech bestellt, sagte Bundesgesundheitminister Karl Lauterbach (SPD). Er rechne mit der Lieferung im April oder Mai damit. Schon Anfang 2022 rechnet Lauterbach mit der Auslieferung des Impfstoffes von Novavax, der in der EU seit wenigen Tagen zugelassen ist. Vier Millionen Dosen seien bestellt, so Lauterbach. Der Bund plant keine spezielle Verteilung, erwartet aber, dass in der Impfskeptiker-Hochburg Sachsen die Nachfrage überdurchschnittlich ist. Die Wirksamkeit von Novavax liegt bei 90 Prozent. Völlig offen ist die Wirksamkeit gegen Omikron.

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