Alle sprechen von der Moderna-Impfung, die helfen soll, die weltweite Pandemie zu beenden. Doch welche Firma steht hinter der ersehnten Corona-Impfung?
Was ist Moderna?
Moderna, Inc. ist ein US-amerikanisches Biotechnologieunternehmen. Der Unternehmenssitz befindet sich in der Stadt Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts. Das Unternehmen hat sich auf die Entwicklung von Arzneimitteln auf Basis von Messenger Ribonukleinsäure (mRNA) spezialisiert. Bekannt wurde das Unternehmen 2020 im Zuge der Corona-Pandemie.
Als zweites Unternehmen nach BioNTech hatte Moderna einen wirksamen Impfstoff gegen Corona entwickelt, der eine sehr hohe Schutzwirkung von 94,5 Prozent laut erster Studienergebnisse vorweisen konnte. Durch die Entwicklung des dringend gebrauchten Impfstoffes gegen die Krankheit COVID-19 machte die Firma im Gegensatz zum Vorjahr einen neun Mal so hohen Umsatz und einen vier Mal so hohen Umsatz im Vergleich zum Jahr 2018.
Und das obwohl die ersten Studienergebnisse der Corona-Impfung im November veröffentlicht wurden und der Moderna Impfstoff die erste Notzulassung der FDA (U.S. Food and Drug Administration) im Dezember 2020 erhielt.
Auch die Aktien der Firma stiegen durch den Corona-Impfstoff um ein Vielfaches: Ende 2019 war eine Aktie der Moderna, Inc. lediglich 19 US-Dollar wert, Anfang Dezember 2020 stieg die Aktie bis auf einen Höchstwert von knapp 170 US-Dollar an und schwankte dann auf einem Wert zwischen 104 und 145 US-Dollar.
Das 2010 gegründete Unternehmen zählt über 800 Mitarbeiter (Stand: Dezember 2019). Geleitet wird es von Stéphane Bancel, einem französischen Unternehmer, der Anteile des Unternehmens besitzt. Durch den sprunghaften Anstieg seiner Aktien wird sein Vermögen auf knapp fünf Milliarden US-Dollar geschätzt. Zuvor war er der CEO eines französischen Diagnostikunternehmens in Marcy-l’Étoile in Frankreich.
Wann und wie wurde Moderna gegründet?
Die Firma Moderna wurde 2010 mit dem Namen „ModeRNA“ gegründet. Die Großbuchstaben RNA sollten ein Hinweis auf die Spezialisierung sein. Den Startschuss für ModeRNA gab Derrick Rossi, ein kanadischer Stammzellenbiologe und Professor des „Stem Cell and Regenerative Biology Department“ der Harvard University.
Bei seinen Forschungen hatte Derrick Rossi eine Methode entwickelt, mit der er mRNA (Messenger Ribonukleinsäure) modifizieren und in menschliche Zellen einschleusen konnte. Der Transfer der mRNA führt dazu, normale Zellen zu Stammzellen „umzuprogrammieren“, die dann wiederum in andere Gewebearten verwandelt werden können.
Da durch die mRNA keine Stammzellen aus menschlichen Föten gewonnen werden müssen, ist diese Methode eine ethische Alternative früherer Behandlungsmethoden. Auch in der Gentherapie – und wie wir heute wissen – bei der Entwicklung von Impfstoffen, hat die mRNA-Technik Potential.
Derrick Rossis Entdeckung wurde 2010 im Time Magazine als eine der zehn wichtigsten Entdeckungen des Jahres betitelt und er wurde zu einem der „People Who Mattered“ („Menschen, die wichtig sind“) ernannt. 2011 zählte er in dem Magazin Time zu einer der „100 Most Influential People“ („Die 100 einflussreichsten Menschen“).
Derreck Rossi konnte durch seine Entdeckung Investoren für sich gewinnen und die Firma ModeRNA gründen, die 2011 den neuen CEO Stéphane Bancel von Frankreich in die USA berief. Schon in 2013 arbeitete die Firma mit dem britisch-schwedischen Pharmakonzern AstraZeneca zusammen, um Medikamente und Behandlungsmöglichkeiten gegen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechsel- und Nierenerkrankungen und Krebs zu entdecken und zu entwickeln.
AstraZeneca stellte für den Fünfjahresvertrag eine Vorauszahlung von über 240 Millionen US-Dollar zur Verfügung – eine sehr hohe Summe für ein junges Biotech-Unternehmen, das zu dieser Zeit noch kein einziges Medikament in klinischen Studien testete.
Mittlerweile befinden sich einige Medikamente in Phase II oder Phase III der Entwicklung. Dem Moderna-Impfstoff gegen die Krankheit COVID-19 wurde Ende 2020 in den USA und Anfang 2021 in der EU aufgrund der Corona-Pandemie Notzulassungen erteilt.
Was sind die Forschungsschwerpunkte von Moderna?
Die Forschungen der Firma Moderna konzentrieren sich auf die Entwicklung von Therapiemethoden und Medikamenten, die auf dem Botenmolekül mRNA basieren. Medikamente auf Basis von mRNA können potentiell in vielen Bereichen Anwendung finden, unter anderem bei der Behandlung von kardiovaskulären Erkrankungen und Krebsleiden.
Die Boten-Ribonukleinsäure (mRNA) kann genetische Informationen in Proteine verwandeln. Als eine Art „Software fürs Leben“ sollen die Zellen, die Proteine herstellen, umprogrammiert werden, damit diese selbst Stoffe entwickeln, die Krankheiten bekämpfen.
Vor der Notfall-Zulassung des Corona-Impfstoffs hatte Moderna jedoch noch kein einziges Arzneimittel auf den Markt gebracht. Die ersten Zulassungen wurden für 2024 erwartet. Nur wenige Medikamente befanden sich in klinischen Studien. Dennoch hat das Forschungsgebiet von Moderna viel Potential.
Erfolgreiche Medikamente wären ein großer Durchbruch auf dem Gebiet der Medizin und bei der Behandlung von häufigen und seltenen Krankheiten. Die Möglichkeit, Impfstoffe auf mRNA-Basis zu entwickeln, wird schon einige Jahre untersucht. Durch Veränderung der mRNA kann ein RNA-Impfstoff schnell auf mutierte Viren angepasst werden – ein großer Vorteil gegenüber traditionellen Impfungen.
Viel Geld wird seit der Gründung der Firma in die Forschung investiert. Von 2013 bis 2018 waren das rund 450 Millionen US-Dollar. Mit der Verbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 stellten Regierungen verschiedener Länder zusätzliche Forschungsgelder für die Entwicklung eines Impfstoffs gegen die Krankheit COVID-19 zur Verfügung. Die US-Regierung stellte der Firma Moderna im Jahr 2020 Forschungsgeldern in Höhe von einer Milliarde US-Dollar bereit, um die Entwicklung des Impfstoffs zu beschleunigen.
Wie wurde der Moderna Corona-Impfstoff entwickelt?
Moderna war das zweite Unternehmen nach BioNTech, das einen wirksamen Impfstoff gegen COVID-19 im Dezember 2020 vorstellte. Der Impfstoff mRNA-1273 wurde kurz darauf in den ersten Ländern zugelassen. Wie der BioNTech-Impfstoff basiert der Moderna-Impfstoff auf mRNA, die einen Bauplan der Coronavirusoberfläche enthält.
Knapp ein Jahr hat die Entwicklung des Impfstoffes gedauert. Phase I der klinischen Studien begann am 16. März 2020. Die zweite Phase begann nur etwas über zwei Monate später, am 29. Mai 2020. Phase III mit über 30.000 Probanden begann Ende Juli 2020 in den USA.
Über 7000 der freiwilligen Probanden und Probandinnen waren über 65 Jahre alt, 5000 hatten Vorerkrankungen. 28 Tage nach der ersten Dosis wurde die zweite Dosis injiziert. Erste, vielversprechende Ergebnisse wurden im November 2020 vorgestellt, mit ermutigenden Zahlen: Die Schutzwirkung wurde auf 94,5 Prozent geschätzt, ein sehr guter Wert für eine Impfung.
Nach Vorstellung des Abschlussberichts der Impfung mit dem Namen mRNA-1273, erhielt dieser in den USA am 18. Dezember 2020 die Notzulassung. In der EU folgte die Zulassung des Moderna-Impfstoffes am sechsten Januar 2021.
Dass der Impfstoff zu schnell entwickelt wurde und deswegen unsicher ist, ist ein Trugschluss: Der Entwicklung des Moderna-mRNA-Impfstoffes gingen viele Forschungsjahre auf diesem Gebiet voraus. Nur aufgrund vorheriger Entdeckungen von über zwei Jahrzehnten konnte es Moderna gelingen, den Corona-Impfstoff in weniger als einem Jahr herzustellen.
Große Pharmakonzerne beteiligten sich erst später an der Entwicklung des Moderna-Impfstoffes. Vor allem stellen die großen Pharmaunternehmen die nötigen finanziellen Mittel für umfangreiche klinische Studien zur Verfügung. Später helfen Pharmaunternehmen bei der logistischen Arbeit: Sie unterstützen Biotechnologieunternehmen wie Moderna bei dem Prozess der Zulassung und beim Aufbau von Produktionsstätten. Aufgrund der weltweiten Not, ausgelöst durch die Corona-Pandemie, stellten viele Regierungen zusätzliche Gelder für Forschungszwecke zur Verfügung.
Wie wirkt der Moderna Corona-Impfstoff?
Die Moderna-Impfung gegen SARS-CoV-2 wirkt wie die Impfung von BioNTech/Pfizer: Ein kleiner Teil der Erbinformationen der Virushülle (Peplomer) werden durch winzige Fettpartikel in die Zellen geschleust. Diese Zellen produzieren dann das Virus-Eiweiß und der Körper reagiert mit der Bildung von Antikörpern.
Kommt der Körper zu einem späteren Zeitpunkt mit echten Viren in Kontakt, ist dieser durch die Antikörper vor einer Infektion geschützt. Bei traditionellen Impfungen werden abgeschwächte oder getötete Viren gespritzt, auf die der Körper ebenfalls mit der Bildung von Antikörpern reagiert.
Die gespritzte mRNA mit dem Bauplan der Virushülle wird nach der Impfung schnell vom Körper abgebaut. Eine Veränderung der Gene ist durch mRNA nicht möglich. mRNA agiert lediglich als Bote oder „Messenger“, kann jedoch keine Informationen speichern.
Ein Vorteil ist, dass der Körper nicht mit echten Viren in Kontakt kommt, sondern nur mit einem kleinen Teil der Erbinformationen. Die Immunisierung erfolgt ohne jeglichen Kontakt mit den Viren. Dennoch können Nebenwirkungen wie Schmerzen an der Einstichstelle und grippeartige Symptome aufkommen. Ein weiterer großer Vorteil ist, dass die Impfung im Falle einer Mutation des Virus innerhalb weniger Tage angepasst werden kann.
Es wird schon seit über 25 Jahren an der Entwicklung von Wirkstoffen mit mRNA gearbeitet. Das Gebiet ist also nicht vollkommenes Neuland, der Impfstoff kein großflächiges Experiment. Allerdings sind die Impfstoffe von Moderna und BioNTech die ersten auf mRNA basierenden Mittel, die eine Zulassung erhalten haben. Andere mRNA-Arzneien werden noch in klinischen Studien getestet.
Wie lange dauert die Zulassung für den Moderna Corona-Impfstoff?
Der Moderna Corona-Impfstoff wurde zuerst in den USA zugelassen - am 18. Dezember 2020. In der EU folgte die Zulassung Anfang Januar 2021. In den meisten Ländern erhält der Corona-Impfstoff jedoch nur eine vorläufige Notzulassung, die auf einen bestimmten Zeitraum befristet ist.
Denn normalerweise müsste ein neuer Impfstoff über einen längeren Zeitraum getestet werden. Die bedingte Zulassung der EU gilt befristet auf ein Jahr. Diese konnte nur aufgrund der Krisensituation erteilt werden, die die Corona-Pandemie ausgelöst hat. Bis zum Ablauf der Frist können die restlichen Studien nachgereicht werden. Dann kann der Impfstoff eine reguläre Zulassung erhalten.
Im Fall der Moderna-Coronaimpfung bedeutet das aber nicht, dass Schritte übersprungen wurden. Wie andere Impfstoffe und Arzneimittel musste die Moderna-Impfung drei klinische Phasen durchlaufen:
- Phase 1: Testung des Impfstoffes innerhalb einer kleinen Gruppe. Die Verträglichkeit wird getestet, die Dosis wird festgelegt.
- Phase 2: Der Impfkandidat wird in einer größeren Gruppe getestet. Hier wird festgestellt, ob der Impfstoff zu einer Immunität führt.
- Phase 3: Der Impfstoff wird in einer größeren Gruppe getestet. Freiwillige erhalten entweder ein Placebo oder einen Impfstoff. Nach einiger Zeit wird die Wirksamkeit überprüft. Auch Nebenwirkungen werden untersucht und festgehalten.
In einem Abschlussbericht wurden die vielversprechenden Ergebnisse vorgestellt: 600 Probanden nahmen an der zweiten Phase teil. Über 30.000 Freiwillige waren Teil der Phase III. Etwa die Hälfte der Probandinnen bekam ein Placebo, ein wirkungsloses Scheinmittel, die andere Hälfte die neue mRNA-Impfung.
Unter den Probandinnen und Probanden infizierten sich 196 mit SARS-CoV-2 – der überwiegende Teil der infizierten hatte jedoch ein Placebo erhalten. Nur elf Freiwillige erkrankten trotz Impfung an COVID-19. Keiner der geimpften Probanden erkrankte schwer. Dafür hatten elf Probanden mit einem Placebo einen schweren Verlauf der Krankheit.
Daraus errechnete sich eine Wirksamkeit von 94 Prozent. Wobei die Wirksamkeit bei über 65-jährigen Personen durchschnittlich bei 86,4 Prozent lag. Nach drei Monaten konnte bei geimpften Personen noch ein höherer Wert an Antikörper-Titern festgestellt werden als bei Menschen, die zuvor eine COVID-19-Erkrankung durchgemacht haben.
Wann ist Moderna an die Börse gegangen?
2018 änderte die Firma ihren Namen in den heute bekannten Namen „Moderna Inc.“ um. Am achten Dezember 2018 ging das Biotechnologieunternehmen an die Börse. Das Unternehmen nahm mit dem Börsengang über 620 Millionen US-Dollar im größten Aktienindex NASDAQ ein.
Dies war bis dato der größte Börsengang im Bereich der Biotechnologie mit 27 Millionen Anteilen zu einem Preis von 23 US-Doller pro Anteil. Der US-Pharmakonzern Moderna wurde auf einen Wert von über 7,5 Milliarden US-Dollar geschätzt. Damit wurde Moderna zu einem der am besten finanzierten Biotech-Start-Ups der letzten Jahre.
Als Moderna verkündete, einen wirksamen Impfstoff gegen COVID-19 entwickelt zu haben, stieg der Kurs der Moderna-Aktie stark an. Im Dezember 2020 wurde die Firma auf einen Wert von über 60 Milliarden US-Dollar geschätzt. Eine Moderna-Aktie hatte im Januar 2021 bereits einen Wert von über 145 US-Dollar – eine sechsfache Steigerung gegenüber des Börsengangs knapp über zwei Jahre zuvor.
Hier finden Sie alle Infos zu möglichen Nebenwirkungen der Corona-Impfungen.