Auftritt im Schwarzen Adler Bronchitis kann Kabarettist Schmickler nicht bremsen

Kabarettist Wilfried Schmickler begeisterterte trotz Bronchitis. Er verabschiedete sich vom Schwarzen Adler.

 Vor dem Auftritt: Wilfried Schmickler (2.v.r.) zollte Luise Theile und Ernst Barten (r.) vom Schwarzen Adler großen Respekt. Norbert Henn (l.) war zu Gast.

Vor dem Auftritt: Wilfried Schmickler (2.v.r.) zollte Luise Theile und Ernst Barten (r.) vom Schwarzen Adler großen Respekt. Norbert Henn (l.) war zu Gast.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Am Anfang war das Bekenntnis. Er verschleppe gerade eine mittelschwere Bronchitis, bekannte Wilfried Schmickler vor seinem Auftritt im ausverkauften Saal des Kulturtreffs an der Baerler Straße. „Sag‘ ab“, habe ihm sein Arzt geraten. Das kam für den Kabarettisten, der mit seinem neunten Programm „Kein zurück“ unterwegs ist, nicht in Frage: „Ich kann Pfingsten absagen oder Fronleichnam, aber keinen Auftritt im Adler.“

Und trotz Bronchitis versagte die Stimme nicht, als Schmickler im ersten Teil die Politik und vor allem die AfD in die Pfanne haute. Mit einer Hommage an Hanns Dieter Hüsch machte er nach einer Pause weiter, ließ dessen nörgelnden Träumer und spießigen Angeber Hagenbuch zu Wort kommen, um dann sozialkritisch zu werden und klarzustellen: Wer jetzt den Anschluss verpasst, landet auf dem Abstellgleis. Aussortiert, verloren, abgehängt.

2617 Mal berühre der Durchschnittsmensch am Tag sein Handy. Schmickler witzelte: Home-Konfession sei die Zukunft, im Beichtstuhl Alexa, die einem nach der Beichte vergibt: „Deine Sünden sind gespeichert.“ Die „Nomo-Phobie“ greife um sich, the fear of being offline, sprich: die Angst davor, ohne Handy zu sein. Und wenn sich der überzeugte Smartphone-Verweigerer in Rage redet, dann hat man es als Zuhörer nicht immer leicht, ihm bei seinen schnellen Wort-Tiraden zu folgen, geschweige denn, für ein paar Sekunden abzuschalten, um das Gehörte sacken zu lassen.

Manchmal, da wurde Schmickler aber auch besinnlich, wenn er kritische Balladen anstimmte über eine Welt, in der es kein Zurück gibt, die sich immer weiterdreht. Wenn er mit Reibeisenstimme die Heimat besang. „Hier hat jeder seinen Platz für sein Auto und sein Bett. Doch so leid es uns auch tut, wir sind komplett komplett.“

Sofortige Entlassung des Bundesinnenministers, deutlich mehr Lohn für Pflegende und Kindergärtner, Plakate vor jedem Arbeitsamt, jeder Moschee und Ausländerbehörde, auf der der Paragraf eins des Grundgesetzes – „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ – geschrieben steht: Sich alle 25 Vorschläge Schmicklers zur Verfreundlichung der Welt zu merken, dürfte auch für Menschen mit fotografischem Gedächtnis schwierig sein.

„Gehen Sie in sich, bevor Sie aus sich raus gehen. Der Hass auf die Niedrigkeit verzerrt die Züge. Bleiben Sie edel, bleiben Sie Mensch, bleiben Sie gut“, forderte der Kabarettist zum Ende auf – und gestattete sich noch eine persönliche Bemerkung- Er verneigte sich vor dem Publikum und vor Ernst Barten und Luise Theile: „Ich bin oft und gerne hier gewesen. Ich möchte mich ein letztes Mal bedanken bei den Adlerinnen und Adlern, die dieses Haus zu dem gemacht haben, was es ist. Sie alle haben eine großartige Arbeit geleistet. Vielen, vielen Dank für die erfahrene Gastfreundschaft.“

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