Pfarrerin Ulrike Thölke Seit 25 Jahren in Talar und Highheels

Borth · Pfarrerin Ulrike Thölke feiert am Sonntag, 9. Juni, ihr silbernes Ordinationsjubiläum. Seit 25 Jahren folgt sie dem Credo: „Man gestaltet in der Gemeinde nur gemeinsam.“

 Dass man auch in der Kirche on vogue sein kann, beweist Pfarrerin Ulrike Thölke. Sie trägt gerne Higheels und kräftige Farben. Pfingstsonntag feiert sie ihr silberne Ordinationsjubiläum – dann vermutlich wieder mit Talar.

Dass man auch in der Kirche on vogue sein kann, beweist Pfarrerin Ulrike Thölke. Sie trägt gerne Higheels und kräftige Farben. Pfingstsonntag feiert sie ihr silberne Ordinationsjubiläum – dann vermutlich wieder mit Talar.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

„Tu’ demütig deinen Dienst“. Diese Worte gab der Superintendent des Kirchenkreises Wesel Ulrike Thölke bei ihrer Ordination mit auf den Weg. Das war vor 25 Jahren. Am Sonntag, 9. Juni, 10 Uhr, feiert die Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Wallach-Ossenberg-Borth ihr silbernes Ordinationsjubiläum. Hier begleitet sie die Menschen, die ihr mit einem „großen Vertrauensvorschuss“ begegnen, seit 2001.

Die Worte, die ihr bei ihrer „Beauftragung zum Dienst der öffentlichen Verkündigung“ – so steht es auf der Ordinationsurkunde geschrieben – ans Herz gelegt wurden, begleiten Thölke bis heute. „Man bewegt und gestaltet in der Gemeinde nicht alleine, sondern gemeinsam“, betont die Pfarrerin.

So sind die Meilensteine ihrer Dienstzeit eng mit anderen Menschen, vor allem mit dem Presbyterium verbunden. Zu den drei zentralen Wegmarken gehören neben der Verpachtung des Gemeindehauses Ossenberg an den SV Conordia vor fast 15 Jahren, die Kirchsanierung sowie Abriss und Neubau des Gemeindehauses Wallach. „Als es 2011 um die Auswahl der Architektenpläne ging, war ich gar nicht dabei“, erinnert sich Thölke. So fällte das Presbyterium allein die Entscheidung für einen von drei Entwürfen. Das Ergebnis versteht die Pfarrerin als Gemeinschaftswerk, über das sie unglaublich erfreut ist. Auch das Thema Ökumene hat Thölke zu ihrem Thema gemacht. Wen wundert’s: Steht doch das „Gemeinsam“ im Mittelpunkt. „Es geht nicht anders, als miteinander auf dem Weg zu sein“, ist die Pfarrerin überzeugt.

Neben den tragenden Entscheidungen für die Entwicklung der Gemeinde sind es die zwischenmenschlichen Begegnungen, die Pfarrerin Thölke berühren. „Es gibt so viele Momente, die in Erinnerung bleiben“, sagt sie. Der Gedanke an den Gottesdienst zum 100. Jahrestag des Schacht-Unglücks in Wallach 2016 erzeugt bei ihr immer noch Gänsehaut. Einen der schwersten Momente erlebte sie, als sie kurz nach Dienstbeginn in Wallach ein Kleinkind beerdigen musste. „Mein jüngster Sohn war zu diesem Zeitpunkt gerade mal zwei Jahre alt – da fragt man sich: Warum passiert das nicht dir?“, sagt die vierfache Mutter.

Aber natürlich gibt es da auch die schönen und vor allem lustigen Erlebnisse: „Mit einem riesigen Ausfallschritt habe ich vor dem Altar mal verhindert, dass ein Trauring zwischen Lüftungsgittern verschwindet“, erinnert sich Thölke. Für die akrobatische Einlage in Talar und auf Highheels gab es Szenenapplaus in der Kirche. Mit einem pragmatischen „Jetzt können wir weitermachen“ wurde die Trauung schließlich fortgesetzt.

Bei der Fülle menschlicher Begegnungen – wird ihr als Dorfpfarrerin ihre Welt nicht manchmal zu eng? „Nein“, antwortet Thölke schnell, „die Großstadt ist nix für mich.“ Sie wusste genau, worauf sie sich einlässt: Aufgewachsen als Pfarrerstochter im 1000-Seelen-Dorf Wertherbruch (Hamminkeln) wollte sie immer Gemeindepfarrerin werden.

Nach dem Studium in Heidelberg, Bochum und Wuppertal absolvierte sie ihr Vikariat in Wülfrath. Es folgte eine befristete Stelle in Wuppertal-Wichlinghausen, wo Thölke unter anderem zur Entlastung des Pfarrers sowie zur Betreuung zweier Altenheime und eines Kindergartens angestellt war. Doch die Niederrheinerin wollte möglichst zurück in die Heimatregion, und die hört bei Thölke jenseits von Köln auf. „Südlicher wollten wir auf keinen Fall“, sagt sie. Mit „wir“ meint sie Ehemann Gernot, ebenfalls Pfarrer und Lehrer an der Bönninghardt-Schule, sowie ihre mittlerweile vier Kinder und Hund Lenny.

Zeit für Hobbys? „Ich singe total gerne“, gibt Thölke zu. Seit kurzem gehört sie zum katholischen Chor Cantemus. Mit den „Churchbikern“ ist sie jedes Jahr beim Stadtradeln dabei, und in Ermangelung eines Geburtstagsgeschenks hat sie das Backen wieder für sich entdeckt. Ihr „Meisterkuchen“: Erdbeer-Mascarpone-Torte – fördert mit Sicherheit die Gemeinschaft bei Tisch.

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