Ingrid Kühne macht Fernsehen „De Frau Kühne“ ist fit für die Kameras

Das Rheinberger Stadthaus wurde zum Fernsehstudio: Der WDR hat hier das Programm „Wie war das no(ch)rmal“ der Kabarettistin aus Xanten aufgezeichnet. Die rund 600 Leute im Publikum erwiesen sich dabei als absolut TV-tauglich.

 Dirk Heindrichs, seit 25 Jahren Maskenbildner beim WDR, hat sichtlich Vergnügen bei seiner Arbeit mit Ingrid. Dabei ist Lippenstift eigentlich nicht ihr Ding: „Es kribbelt.“

Dirk Heindrichs, seit 25 Jahren Maskenbildner beim WDR, hat sichtlich Vergnügen bei seiner Arbeit mit Ingrid. Dabei ist Lippenstift eigentlich nicht ihr Ding: „Es kribbelt.“

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Laufende Fernsehkameras sind für Ingrid Kühne längst nichts Ungewöhnliches mehr. Schließlich wurde sie durch die WDR-Reihe „Blötschkopp und die Rampensäue“ erst richtig bekannt. Und im Kölner Karneval ist „De Frau Kühne“ fast schon zu Hause. „Ich kann die Kameras komplett ausblenden, bin ganz beim Publikum im Saal“, sagte sie mal. Aber am Donnerstagabend im Rheinberger Stadthaus ist alles anders. „Boah, wat bin ich nervös“, gesteht die Xantenerin kurz vor ihrem Auftritt.

Grund dafür sind nicht etwa die rund 600 Zuschauer. Daran ist Ingrid Kühne gewöhnt. Grund ist der WDR. Denn der Kölner Fernsehsender ist mit einem Kamerateam angerückt, um ihr erstes Bühnenprogramm „Wie war das no(ch)rmal“ komplett aufzuzeichnen. Eine abendfüllende Sendung aus Rheinbergs guter Stube, das hat es auch noch nicht gegeben.

Michael Gerhold, Geschäftsführer der Künstler- und Eventagentur Ahrens, erklärt, wie es dazu kam: „Ingrid hat immer schon davon geträumt, auf dieser Bühne zu stehen. Dann haben sich die Mitarbeiter des WDR die Stadthalle angesehen und sofort gesagt: Das ist es.“

Wenn aus einem Bühnenprogramm eine Fernsehsendung wird, gilt es gewisse Dinge zu beachten. Ingrid Kühne kommt also eine Viertelstunde vor Beginn auf die Bühne, um das Publikum einzuweisen. Wie sie das trotz sichtbarer Nervosität macht, unterstreicht ihre Qualitäten als Stand-up-Komödiantin: „Heute ist das Fernsehen da. Ich habe mir sagen lassen, wegen mir. Ich finde das gut. Wann hat man schon mal gesehen, dass so viele Männer für einen rennen.“

 Ingrid Kühne hat vorm Auftritt Besuch bekommen von ihrem Sohn Sven, der der Mama Glück gewünscht hat.

Ingrid Kühne hat vorm Auftritt Besuch bekommen von ihrem Sohn Sven, der der Mama Glück gewünscht hat.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Weil Kameramänner bei solchen Gelegenheiten gern mal einen Schwenk ins Publikum machen, sind auch hier Verhaltensregeln zu beachten. „Ich sach ma so: Klatschen ist besser als Kaugummi kauen. Üben brauchen wir das nicht, das kann der Niederrheiner.“ Auch Kühnes letzte Anweisung ist eigentlich überflüssig: „Wenn ich gleich rauskomme, müsst ihr so tun, als hättet ihr mich 14 Tage lang nicht gesehen.“

Die meisten der Besucher haben das Programm in den letzten drei Jahren, zumindest in Ausschnitten, schon erlebt. Das soll sich für Kühne im Laufe des Abends als großer Vorteil erweisen. Zu den Notwendigkeiten einer Fernsehsendung gehört nun mal ein durchgehend makelloses Make-up ohne glänzende Schweißperlen auf der Stirn. Weil sich das aber bei gleißendem Scheinwerferlicht und entsprechender Nervosität kaum vermeiden lässt, wird zwischendurch nachgepudert. Mitten im Sketch, ja sogar mitten im Satz. „Jetzt bin ich raus, helft mir mal“, bittet Kühne das Publikum. Kein Problem, die Texthilfen kommen prompt.

An der Stelle dürfte wiederum bei den WDR-Leuten der Adrenalinspiegel in die Höhe schießen. Der Kabarettistin ist das klar: „Die Frau, die die Sendung hinterher zusammenschneidet, bekommt von mir ’ne Packung Toffifee“, scherzt Kühne. Dafür muss sie dann auch eine Nummer reinbekommen, die Kühne im ersten Teil vergessen hat und kurzerhand als Zugabe anhängt.

Kühnes Pfund ist ihre Authentizität. Viele ihrer Geschichten aus dem Alltag kommen dem Publikum, vornehmlich dem weiblichen, nur allzu bekannt vor. Wer kennt nicht pubertierende Kinder, die aus dem Wäschehaufen in ihrem Zimmer das „sauberste dreckige“ Hemd auswählen. „Unser Sven hält das dann kurz unter die Nase und sagt: Dran gerochen, nicht gestorben. Dieses Shirt geht auch noch morgen.“

Am Ende gibt es minutenlange stehende Ovationen und die Erkenntnis, dass die Show doch noch nicht zu Ende ist. „Du kommst jetzt nochmal raus und sagst: Vielen Dank. Dann haben wir den Anfang sicherheitshalber zweimal“, erklärt ein WDR-Mitarbeiter auf der Bühne. „Am Ende den Anfang, versteht ihr das“, will Kühne vom Publikum wissen. Das verhält sich absolut fernsehtauglich und tut so, als hätte es „De Frau Kühne“ sei 14 Tagen nicht gesehen.

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