Alltägliche Polizeiarbeit Familienstreit stoppt Polizeiübung

Großaufgebot an Streifenwagen: Trainingseinsatz in Alpen wird durch ernste Lage in Wesel überholt.

 „Bedrohliche“ Lage in Alpen: Eine Polizistin beobachtet das Haus, in dem sich ein Mann mit seiner Partnerin verschanzt hat.

„Bedrohliche“ Lage in Alpen: Eine Polizistin beobachtet das Haus, in dem sich ein Mann mit seiner Partnerin verschanzt hat.

Foto: Arnulf Stoffel (ast)

Freitagmorgen, kurz nach halb zehn. Auf der Weseler Straße (B 58) sind auffallend viele Streifenwagen unterwegs. Ziel: Das beschauliche Alpen, das sich ansonsten an diesem sonnigen Morgen aufs große Pfingstwochenende der Junggesellenschützen vorbereitet. In der Rheinberger Straße, einen Steinwurf vom Forsthaus an der Leucht entfernt, ist die Stimmung alles andere als festlich. Ein Beziehungsstreit ist eskaliert. Ein Mann hat sich im lang gezogenen, eingeschossigen Wohnhaus verbarrikadiert und seine Partnerin in seiner Gewalt.

Eine hochbrisante Lage, doch schnell stellt sich heraus, dass es sich um ein Übungsszenario handelt. Wie wichtig so ein Training ist, zeigt sich gut eine halbe Stunde später. Die Regie bricht das Szenario ab. Das gute Dutzend Streifenwagen zieht mit Blaulicht ab. Auf der anderen Rheinseite, in der Weseler Innenstadt, gibt es ein vergleichbares Szenario. Ein Sohn ist mit seinen Eltern heftig aneinander geraten und bedroht auch die Polizei. Nicht gespielt. Die Realität hat die Fiktion überholt.

Die Anwohner der Rheinberger Straße in Alpen haben schnell mitbekommen, dass die Ansammlung der Polizeikräfte nichts Bedrohliches bedeutet. In den Vorgärten wird weiter Unkraut gejätet, Nachbarn unterhalten sich, lachen, andere gehen mit dem Hund Gassi. Die Führungskräfte sammeln sich auf dem Hof eines Bauunternehmens. Polizisten streifen sich in gebotenem Abstand zum Tatort schusssichere Westen über. Funkgeräte knarzen. „Mann am Fenster. Er hat was in der Hand. Man kann nicht genau erkennen, was“, krächzt eine Stimme. Nicht ausgeschlossen, dass es sich um eine Schusswaffe handelt. Die Lagebesprechung läuft.

Das Haus wird von Polizeikräften umstellt, die die Lage genau beobachten. Weitere Beamte rücken vom Wald aus nach. Wütende Schreie dringen nach draußen. Eine hochsensible Lage, die jederzeit aus dem Ruder laufen kann. Spezialkräfte sind alarmiert und auf dem Weg. Unterdessen beobachten Beamte in gelben Westen den Einsatzablauf, der hinterher nachgearbeitet wird. „Schließlich soll uns so eine Übung besser machen“, sagt Pressesprecherin Susanne Heuken, die Teil des Spiels ist.

Dann fällt unvermittelt die Klappe. Die „Schauspieler“, die das streitende Paar mimen, haben ihren Job erledigt. Der reale Eltern-Sohn-Konflikt in Wesel geht vor. Noch ehe die Kräfte über die Rheinbrücke sind, kommt die Nachricht, dass sich auch die Lage in der Kreisstadt entspannt hat. Es kehrt wieder Ruhe ein an diesem aufregenden Morgen vorm Pfingstwochenende.

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