Auszeichnung NRW-Ringer des Jahres kommt aus Neuss

Neuss · Samuel Bellscheidt steigt in der Bundesliga für den KSK Konkordia Neuss auf die Matte. Bei den Junioren-Europameisterschaften hatte der 20-Jährige Deutschland Bronze beschert. Bei den Frauen gewann Olympiasiegerin Aline Rotter-Focken.

 Ein junger Ringer mit glänzender Perspektive: Samuel Bellscheidt (r.) vom KSK Konkordia Neuss.

Ein junger Ringer mit glänzender Perspektive: Samuel Bellscheidt (r.) vom KSK Konkordia Neuss.

Foto: Ringen NRW

In diesen trotz Karneval mit dem russischen Angriff auf die Ukraine ganz besonders trüben Tagen ist jede gute Nachricht willkommen. Und darum freut es den KSK Konkordia Neuss auch im Stillen, dass der Ringerverband Nordrhein-Westfalen in Samuel Bellscheidt einen der ihren zum „Sportler des Jahres“ ernannt hat. „Ist doch cool, einen Ringer zu haben, der die Perspektive hat, bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris die Nachfolge von Medaillengewinner Frank Stäbler anzutreten“, sagt Fatih Cinar, Vorstandsmitglieder beim KSK und Sportlicher Leiter der Leistungsmannschaften.

Bei den Anfang Juli in Dortmund ausgetragenen Junioren-Europameisterschaften hatte der 20 Jahre alte Griechisch-Römisch-Spezialist in der Gewichtsklasse bis 72 Kilogramm mit einem 8:3-Punktsieg im kleinen Finale über den Türken Ömer Dogan als Dritter den Sprungs aufs Treppchen geschafft. „Bereits das dritte internationale Edelmetall für den Neusser, dessen Erfolgsliste lang und länger wird“, heißt es dazu auf der Verbandshomepage: „Von ihm werden wir in Zukunft sicherlich noch einiges hören, denn seine Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen. Hier wächst ein echter Diamant heran.“ So sieht das auch Cinar, der den Vertrag mit Bellscheidt gerade erst verlängern konnte – trotz des ärgerlichen Abstiegs aus dem Oberhaus nach nur einer Saison. „In Paris ist eine Medaille das Ziel, ganz klar.“ Und sollten die Neusser wie geplant auf direktem Weg in die deutsche Eliteklasse zurückkehren, werde der Mülheimer dieses Edelmetall als Konkorde einbringen, da ist sich Cinar hundertprozentig sicher. „Denn eine geilere Mannschaft als wir kann man ja gar nicht mehr haben!“

 Schwer geehrt: Olympiasiegerin Aline Rotter-Focken.

Schwer geehrt: Olympiasiegerin Aline Rotter-Focken.

Foto: dpa/Tom Weller

Mit den von der Konkurrenz begehrten (eigenen) Top-Leuten Aaron Bellscheidt, Deni Nakaev und Ayub Musaev ist er sich ebenfalls längst einig, dazu verspricht er einen „Hammer“ im freien Stil für die Gewichtsklassen 75 und 80 Kilogramm. „Er wäre auch in 86 Kilo nicht zu schlagen, aber da hätten wir ja auch noch Deni Nakaev und Rudi Demurtzidis.“

Bis zum Start der 2. Bundesliga Nord Ende September sind die Neusser Ringer indes nicht untätig. So waren Aaron Bellscheidt und Deni Nakaev, begleitet von ihrem Heimtrainer Oleg Dubov, vom 14. Februar bis zum heutigen Freitag beim Lehrgang der Nationalmannschaft im türkischen Belek im Einsatz. Nakaev wurde von den Bundestrainerin Maik Bulmann und Michael Carl auch für die U23-Europameisterschaften vom 7. bis 13. März  im bulgarischen Plovdiv nominiert. Dort kämpft er in der Gewichtsklasse bis 77 Kilogramm, muss also am Ringerzentrum am Nordbad in Neuss in den kommenden Tagen noch kräftig „Gewicht machen“. Die deutschen Farben vertreten bei der EM außerdem: Steven Ecker (Mecklenburg-Vorpommern/55 kg), Idris Ibaev (Bayern/72 kg), Erik Löser (82 kg/Sachsen) und Patrick Neumaier (Südbaden/97 kg).                       

Übrigens: Auch die NRW-Ringerin des Jahres ist im Rhein-Kreis keine Unbekannte: Aline Rotter-Focken schaute mit zehn Jahren das erste Mal beim AC Ückerath vorbei. Die Olympiasiegerin von Tokio 2021 blieb während ihrer Karriere zwar ihrem Heimatverein KSV Germania Krefeld stets treu, doch weil in Ückerath das Frauenringen großgeschrieben wird und dort auch der Landes- sowie der Bundesstützpunkt angesiedelt sind, trainierte sie dort mehrmals die Woche. So prägte Heinz Schmitz als Vereins- und Landestrainer die Entwicklung der inzwischen 30-Jährigen bis zu deren 24. Lebensjahr entscheidend mit. Und bei der Medicoreha in Neuss arbeitete die Weltmeisterin von 2014 im Rahmen des Projekts „Zwillingskarriere“ der Sportstiftung NRW von 2013 bis 2017 neben dem Leistungssport und einem Fernstudium „Gesundheit und Prävention“ als Sportlehrerin.

Für Ringen NRW schreibt Thomas Meyer: „An dieser Stelle sei erwähnt, dass Vizeweltmeisterin Nina Hemmer (Ückerath) grundsätzlich auch eine sehr verdiente Titelträgerin wäre, doch ist Alines Paukenschlag bei den Olympischen Spielen einfach ein ‘Riesending’, das nicht steiger- oder übertreffbar ist.“ Bei der in WM in Oslo hatte Hemmer das Finale der Gewichtsklasse bis 55 Kilogramm mit 0:10 gegen die Japanerin Tsugumi Sakurai verloren.

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