Geschichte: Wie ist der Karneval in Düsseldorf entstanden?
Die Wurzeln des Düsseldorfer Karnevals gehen bis ins 14. Jahrhundert zurück. So berichtet Alfons Houben in seinem Buch "3 x Düsseldorf Helau. Die Geschichte des Düsseldorfer Karnevals", dass erstmals 1360 über karnevalistische Feiern im Düsseldorfer Schloss anlässlich der Fastnacht berichtet wurde. Dort feierte dann der jülische und bergische Adel. Man geht heute davon aus, dass bereits im 15. Jahrhundert auch das Bürgertum in Düsseldorf Karneval feierte.
100 Jahre später war der Karneval dann schon fest etabliert im Düsseldorfer Stadtleben. Der Adel feierte im venezianischen Stil, die einfachen Leute zogen "lärmend" durch die Stadt.
Eine erste Blützezeit erlebte der Karneval in Düsseldorf dann nach der Herrschaft der Franzosen unter preußischer Verwaltung in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Es bildeten sich die ersten Gesellschaften und Vereine, und im Jahre 1834 wurde ein erster Umzug durch die Stadt organisiert. Damit wollte man ein Verbot durch die Preußen verhindern, die organisatorische Strukturen forderten, um einer "Beeinträchtigung der Moralität" vorzubeugen und "Trinkgelage" zu verhindern.
Was waren die witzigsten Karnevalsmottos zum Düsseldorfer Karneval?
Besonders die Mottos in Düsseldorfer Platt sind bei den Düsseldorfern beliebt. So hieß das Motto des Jahres 1948 selbstironisch "Mir sind widder do". Inmitten der Nachkriegszeit, noch vor der Zeit des "Wirtschaftswunders", wählten die Düsseldorfer Jecken 1950 das Motto "Has du en Ahnung – alles Planung", sieben Jahre später hieß es dann 1957 "Vom Neandertaler zum Steuerzahler".
1971 wagte man in den Science-Fiction-Boom hinein einen Ausblick mit dem Motto "Düsseldorf im Jahre 2000". 1977 nahm man Anleihen aus dem Fernsehen, indem man den Titel der damals sehr erfolgreichen Comedy-Sendung "Klimbim" wählte und das Adjektiv "Närrischer" davor setzte.
Mottos in Düsseldorfer Platt wurden ab den 1980er-Jahren sehr populär: 1980 "Lommer op’m Teppich blieve", 1982 "M’r moss och jönne könne", 1983 "Lott d’r Mot net senke", 1985 "Mer make jet met", 1988 "Düsseldorf – je öller, je döller", 1989 "Dat mer dat noch erläwe dürfe" und 1990 "Von nix kütt nix".
1991 fiel der Rosenmontagszug dann wegen des ersten Irak-Krieges aus und wurde im Mai nachgeholt. Das Motto lautete passenderweise "Wie einst im Mai". 1992 freute man sich über eine Rückkehr an den Anfang des Jahres und feierte diese mit dem Motto "Endlich widder jeck". 1996, im Jahr als Düsseldorfs bekannteste Band "Die Toten Hosen" spektakulär am Zug teilnahm und Tausende Fans hinter ihrem Wagen herliefen, hieß das witzige Motto "Der Globus eiert – Düsseldorf feiert". Ein Jahr später lautete es nicht minder lustig "Dat schlucke mer och noch". Die Deutsche Mark wurde 1999 mit dem Satz "Jätz wöhd noch flöck de Mark verjöckt" verabschiedet. Anlässlich der Düsseldorfer Olympia-Bewerbung hieß das Motto 2002 "Närrische Olympiade in Düsseldorf".
Besondere Mottos, die den Düsseldorfern im Gedächtnis geblieben sind, sind "Nit quake – make" von 2006, "Mer kann och alles öwerdriewe" von 2008 und das an Barack Obamas bekannten Spruch angelehnte "Jeck – we can" von 2010. Ein Jahr später hieß das Motto wegen der vielen Großbaustellen in der Stadt "Jebuddelt, jebaggert, jebützt".
Seitdem sind die Mottos merklich austauschbarer geworden und "Düsseldorf - scharf wie Mostert" von 2016 bildet dabei wohl – trotz des Lokalkolorits – einen Tiefpunkt der Kreativität. Aber auch "Traumhaft jeck" von 2015, "Jeck erst recht" von 2018, "Düsseldorf – gemeinsam jeck" von 2019, "Unser Rad schlägt um die Welt" von 2020 und "Wir feiern das Leben" von 2021 sind eher lahme Mottos.
Welche Mottowagen von Jacques Tilly haben beim Karneval Düsseldorf für Aufsehen gesorgt?
Jacques Tilly ist mittlerweile berühmt, und das über die Grenzen seiner Heimatstadt Düsseldorfs hinaus. Grund dafür sind die Mottowagen, die er seit Jahrzehnten jedes Jahr für den Rosenmontagszug in Düsseldorf entwirft.
Einen ersten größeren "Skandal" gab es im Jahr 1996 als Entwürfe Tillys in der Presse auftauchten, die Jecke am Kreuz zeigten. Damit wollte der Künstler das umstrittene "Kruzifix-Urteil" aus Bayern persiflieren. Tilly schreibt auf seiner Homepage dazu: " Der Entwurf für den Mottowagen 'Karneval in Bayern' nahm die überzogene Reaktion der bayerischen Christen auf das Kruzifix-Urteil des Bundesverfassungsgerichts aufs Korn. Da der Entwurf im Vorfeld in der Presse veröffentlicht wurde, konnte eine heftige bundesweite Protestwelle, organisiert von den Düsseldorfer Kirchen, den Bau des Wagens stoppen. Doch obwohl der Wagen 'ersatzlos gestrichen' wurde, gelang es den Wagenbaukünstlern, die Kruzifixe in Tücher gehüllt in den Zug zu schmuggeln."
Für Aufsehen sorgte auch Tillys Wagen "Merkel in Amerika", von 2003, der auf den Besuch der damaligen CDU-Vorsitzenden und Oppositions-Politikerin Angela Merkel in den USA anspielte. Merkel kriecht da "Uncle Sam" aus dem Allerwertesten. Ein Jahr später, im Jahr 2004, stellten er und sein Team Kanzler Gerhard Schröder als Exhibitionisten dar, der der "alten Tante SPD" auflauert. US-Präsident George W. Bush wird im selben Jahr mit Pinocchio-Nase gezeigt, auf der steht "Der Irak hat Massenvernichtungswaffen".
Ein weiterer kirchenkritischer Mottowagen folgte 2005: Kardinal Meissner wird als Inquisitor gezeigt, der eine Frau auf dem Scheiterhaufen anzündet, auf deren Kleid der Satz "Ich habe abgetrieben" steht. Meissner hatte die Abtreibungspolitik mit den NS-Morden und dem biblischen Kindermord von Betlehem verglichen.
2007 setzte sich Tilly kritisch mit dem Islamismus auseinander als er zwei Bombenattentäter mit den Schlagwörtern "Klischee" und "Wirklichkeit" unterschrieb. Auch die Kölner Jecken waren immer wieder Ziel von Tillys' Spott: So nahm er das Motto der Kölner von 2010 zum Anlass für einen der provokanten Wagen. Da kniet die Kölner Jungfrau auf der zusammenbrechenden Kölner U-Bahn vor einem blinden Jecken, der ihren nackten Hintern küsst. Das Motto lautet "In Kölle jebützt". Der Kölner Express schrieb damals "Düsseldorf besudelt das Kölner Motto".
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