Interview mit Dirk Gärtner „Für Saisonabbruch müssten wir erst die Satzung ändern“

Rhein-Kreis · Der Fußballverband Niederrhein hat die ihm angeschlossenen Vereine gefragt, wie sie sich in Zeiten der Corona-Pandemie die kommenden Monate vorstellen. Dirk Gärtner, Vorsitzender des Fußballkreises 5, geht ins Detail.

 Dirk Gärtner, Vorsitzender des Fußballkreises fünf.

Dirk Gärtner, Vorsitzender des Fußballkreises fünf.

Foto: Dirk Sitterle/Diirk Sitterle

Im Gespräch mit der NGZ-Sportredaktion gibt Kreisvorsitzender Dirk Gärtner Einblicke in die Entscheidungsprozesse im Amateurfußball.

Herr Gärtner, Handball, Basketball, Volleyball, Eishockey, ja so ziemliche alle Sportarten haben als Reaktion auf die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Beschlüsse der Bundesregierung mit einer Saisonabsage reagiert. Warum tut sich der Fußball so schwer damit, mit einer verbindlichen Entscheidung im Amateurbereich endlich für Klarheit zu sorgen?

Dirk Gärtner Um das hier mal klarzustellen: Der  Deutsche Fußball-Bund kann eine Saison gar nicht abbrechen, selbst der Westdeutsche Fußballverband kann das nur für die Regionalliga. Die Entscheidung, was ab Oberliga abwärts passieren soll, obliegt den einzelnen Landesverbänden.

Aber mittlerweile ist doch fast überall klar, in welche Richtung es gehen soll, haben sich die Vereine im Westen positioniert. Sie wollen, mit Ausnahme des Mittelrheins, den Abbruch.

Gärtner Noch befinden wir uns nicht in der Entscheidungs-, sondern in der Informations- und Diskussionsphase, auch wenn das in den sozialen Medien hie und da anders dargestellt wird. Die beiden entscheidenden Fragen sind: Brechen wir ab? Oder führen wir die Saison an einem Zeitpunkt X weiter?

Und jetzt?

Gärtner Im Unterschied zu den Basketballern und den Volleyballern ist ein Abbruch der Saison im Fußball satzungsmäßig gar nicht möglich. Würde das der Vorstand des Westdeutschen Fußballverbandes um Präsident Peter Frymuth tun, würde er gegen die Satzung verstoßen und könnte damit in der Folge für von den Vereinen geltend gemachte Schäden persönlich haften. Um einen Abbruch der laufenden Spielzeit herbeizuführen, bedürfte es somit einer Satzungsänderung. Das allerdings wäre nur auf einem außerordentlichen Verbandstag möglich. In Zeiten von Covid-19 müsste die Abstimmung also digital erfolgen. Und ob das ginge, wird gerade juristisch geklärt.

Lange Rede, kurzer Sinn – bis zu einer Entscheidung könnte es noch dauern ...

Gärtner Möglicherweise. Ich kann verstehen, dass die Vereine Klarheit darüber haben wollen, wie es weitergeht, aber wir haben ja Zeit, weil wir ohnehin in der Abhängigkeit der Behörden stehen. Sie entscheiden, wann ein Spielbetrieb überhaupt wieder möglich ist.

Wie stehen Sie zum Sonderweg der Fußballer am Mittelrhein, die den Beschluss gefasst haben, die Saison am 1. September fortzusetzen?

Gärtner Ein Beispiel: Wir haben Dormagen im Verband Niederrhein und nur 50 Meter weiter Worringen im Verband Mittelrhein. Da frage ich mich ernsthaft, wie soll das funktionieren? Eine gemeinsame und von allen Landesverbänden getragene Entscheidung wäre daher schon sehr wünschenswert. Unterschiedliche Vorgehensweisen fände ich irritierend.

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