Mann positiv getestet Corona: Erster Infizierter, Testzentrum kommt

Leverkusen · Ein 81-Jähriger hat sich in Südtirol angesteckt. Stadt richtet Krisenstab ein. Großveranstaltungen werden abgesagt.

 Ein Corona-Test im Klinikum soll positiv ausgefallen sein.

Ein Corona-Test im Klinikum soll positiv ausgefallen sein.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Der erste bestätigte Corona-Fall in Leverkusen ist da. Die Stadt teilte zunächst mit: „Ein 81-jähriger Leverkusener wurde am Montagabend positiv auf das Virus getestet. Der Mann war aus einem Risikogebiet zurückgekehrt.“ Am Nachmittag konkretisierten Stadtspitze und der Ärztliche Direktor des Klinikums, Jürgen Zumbé.

Lage Der Mann sei aus Südtirol heimgekehrt, wendete sich mit leichten Symptomen an den Hausarzt. Als sich diese verschlimmerten, sei er ins Klinikum eingewiesen worden. Er sei nicht so schwer erkrankt, sei stabil, brauche aber stationäre Behandlung und sei auf der Isolierstation untergebracht. Im Klinikum wird auch ein zweiter Erkrankter, ein 58-Jähriger aus Leichlingen, der in lebensbedrohlichem Zustand eingeliefert worden sei und auf der Intensivstation liege, behandelt. Sein Zustand sei kritisch.

Der Leverkusener Senior hatte zehn Kontaktpersonen, alle befänden sich in häuslicher Quarantäne. Insgesamt müssen derzeit 60 Leverkusener vorsichtshalber das Haus hüten. Zumbé versicherte: „Besser kann man sich nicht aufstellen. Die Bindung von Kompetenzen im Gesundheitspark ist nahezu perfekt. Es ist ein bundesweit einzigartiges Zentrum.“ Er spielte darauf an, dass Gesundheitsamt, Fachärzte, Strahlentherapie, Labor und weiteres auf dem Areal untergerbacht sind und sich so eng austauschen können.

Krisenstab und Hotline Ab sofort tagt im Rathaus jeden Morgen ein Krisenstab. Im Laufe der Woche soll eine Hotline für Bürger eingerichtet werden.

Diagnosezentrum Bundestagsabgeordneter Karl Lauterbach hatte zu einem solchen Zentrum geraten, um Hausärzte zu entlasten. Die Stadt richtet solch ein Testzentrum nun auf dem Gelände des Klinikums nahe des dort ansässigen Labors Synlab ein, das die Tests auswertet. Aufgestellt werden zwei Container – einer für die Abstriche, ein zweiter als Warteraum. Wichtig: Dort werden nur Personen getestet, für die Hausärzte Abstriche anfordern. Auch im Dienst: eine mobile Einsatzbereitschaft zur Entnahme von Abstrichen im häuslichen Umfeld.

Veranstaltungsverbot Oberbürgermeister Uwe Richrath äußerte sich auch zu dem von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und NRW-Gesundheitsminister Karl Laumann bekannt gegebenen Erlass, wonach ein Verbot für Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern ab sofort gilt. „Dieser Erlass ist bindend“, sagte Richrath. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch Veranstaltungen, bei denen die Teilnehmerzahl nah an die 1000 herankomme, abgesagt werden, sei hoch. Gegebenenfalls könnten sie unter strengen Auflagen stattfinden, etwa mit Personalausweiskontrollen.

Sport Bayer 04 teilte mit, dass das nächste Heimspiel gegen die Glasgow Rangers kommende Woche Donnerstag ohne Zuschauer ausgetragen werde. Käufern von Tageskarten werde demnach der Preis „vollumfänglich erstattet“. Richrath forderte eine „bundesweite Regelung für Fußballspiele. Es kann nicht sein, dass hier Spiele verboten werden und in Baden-Württemberg finden sie statt.“ Beim Heimspiel der Bayer Giants am Samstag gegen Karlsruhe erwarte man weniger als 1000 Zuschauer. „Das Spiel findet statt“, heißt es auf Nachfrage, aber mit höheren Sicherheitsvorkehrungen. Spieler und Verantwortliche hätten Verhaltenstipps an die Hand bekommen, sagt Uwe Pulsfort, Sprecher des TSV. So würde auf das Abklatschen verzichtet. Aus der Judoabteilung ist zu hören, dass unlängst eine Turnierteilnahme im Kreis Heinsberg abgesagt wurde. Die Leichtathleten und Para-Sportler, die derzeit in Südafrika trainieren, hatten bisher keine Einschränkungen.

Die European Darts Open mit rund 5000 Besuchern Ende März im Forum fallen aus, berichteten Richrath und Gesundheitsdezernent Alexander Lünenbach. Die Leichlinger Paul-Klee-Schule hat das für 23. April geplante Landessportfest Hockey der LVR-Förderschulen abgesagt. „Das ist sehr schade, aber es geschieht zum Schutz der Menschen“, sagt Mitorganisatorin Anke Hellhake-Christ.

Kultur Neben der städtischen Kultur wäre von möglichen Verboten auch das Angebot von Bayer Kultur betroffen. Dort hieß es, man stecke noch in Überlegungen, wie dies zu regeln sei. Helmut Brunotte, Geschäftsführer des Kinopolis Leverkusen, bemerkt keine Umsatzeinbußen, die auf das Virus zurückzuführen wären. Es sei eher so, dass durch die Verschiebung des neuen Bond-Filmes auf November, weniger Besucher ins Kino kämen. Dennoch habe man das Hygieneangebot aufgestockt, im Kinopolis befinden sich nun Desinfektionsspender.

 Auf dem Klinikum-Gelände, dem Gesundheitspark, wird ein Diagnosezentrum eingerichtet. Derzeit werden im Klinikum zwei Patienten, die sich mit dem Corona-Virus infiziert haben, behandelt.

Auf dem Klinikum-Gelände, dem Gesundheitspark, wird ein Diagnosezentrum eingerichtet. Derzeit werden im Klinikum zwei Patienten, die sich mit dem Corona-Virus infiziert haben, behandelt.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Wupsi Laschet hat auch gesagt, der öffentliche Nahverkehr laufe weiter. „Jeder Bus wird täglich gereinigt, wenn er auf dem Betriebshof angekommen ist“, sagt Wupsi-Sprecherin Kirsten Menzel. Desinfiziert werde in Abstimmung mit der Betriebsärztin, die sich an die Handlunsganleitung des Robert-Koch-Institus halte, vorerst nicht. Gereinigt würden Flächen, Boden, Fahrerbereich, Haltegriffe und Stoppknöpfe.

(bu)
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