Zirkus auf dem Sprödentalplatz in Krefeld Wasserorgel statt Wildtiere

Krefeld · Das Team vom Zirkus Charles Knie, das vor Corona mit fast 100 Tieren unterwegs war, hat alles auf eine Karte gesetzt und verzichtet jetzt auf Wildtier-Nummern. Stattdessen gibt es Wasserspiele. Ein Blick hinter die Kulissen mit vielen Bildern.

Noch bis Sonntag in Krefeld
13 Bilder

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Foto: Andreas Drabben

Seit Freitag stehen die hohen Zeltmasten auf dem Sprödentalplatz und verkünden: Der Zirkus ist in der Stadt. Aber nicht lange. Bereits am Sonntag, 11. Juni, ist die letzte Vorführung in der Manege des Zirkus‘ Charles Knie. In einer Woche dann findet man die Artistenfamilie bereits in Remscheid.

Dabei sind Auf- und Abbau ein nie da gewesener Kraftakt. Denn erstmals reist ein Zirkus mit einer Wasserbühne, zu der unter anderem 300 Pumpen und sieben Kilometer Kabel gehören. „Die Entscheidung dafür war ein großes Wagnis. Keiner wusste, ob es klappen würde. Schließlich müssen wir einen Zeitplan einhalten, und es gab ja auch keine Erfahrungswerte, da wir der einzige Zirkus sind, der das bietet“, sagt Zirkusdirektor Sascha Melnijak.

Vor einem Jahr feierte das Programm inklusive Wasserorgel Premiere. Seitdem ist es in über 100 Shows in jetzt 13 Städten gezeigt worden. Das Publikum reagiert, so Melnijak, begeistert auf das neue Angebot und belohne die 40-köpfige Artistentruppe jeden Abend mit Standing-Ovations. Und so hat sich der gewagte Schritt, ein rundes Schwimmbecken mit einem Durchmesser von 12,5 Metern einzubauen, gelohnt. 100.000 Liter werden von der Wasserorgel in unzähligen Varianten bewegt, Fontänen schießen bis zu 15 Meter hoch unter die Zeltkuppel. Abgerundet wird das Spektakel durch Lichteffekte und den Einsatz von Pyrotechnik. „Das ergibt dermaßen bezaubernde Bilder, dass man sie nie mehr vergisst“, schwärmt der Direktor und betont, dass das Wasser für alle Krefelder Shows verwendet und am Ende zur Bewässerung der Pflanzen am Sprödentalplatz genutzt werde.

Auf dem Gitterboden in der Mange, durch den das Wasser ins Auffangbecken versickert, sind jedoch nicht alle artistischen Darbietungen möglich. So passte es gut, dass das Zirkus-Team bereits während der Corona-Zwangspause überlegt hatte, sein Programm umzustellen und künftig auf Wildtiernummern zu verzichten. „Wir sind vor Corona mit fast 100 Tieren gereist, die es wirklich gut bei uns hatten und 24 Stunden am Tag mit ihren Menschen zusammensein konnten. Als Zirkus gehörten wir zu den am meisten kontrollierten Tierhaltungsbetrieben, in jeder Stadt gab es Kontrollen. Trotzdem nahm die Kritik der Tierrechtler zu. Und auch die Zuschauer haben sich, glaube ich, über was Neues gefreut“, erklärt Melnijak.

Der Tierliebhaber, der selbst drei Hunde aus dem Tierschutz bei sich aufgenommen hat, kann sich ein Leben ohne die zwei- und vierbeinigen Schützlinge trotzdem nicht vorstellen. Kurzerhand richtete das Team ein „Circus-Land“ in seiner niedersächsischen Heimat ein, in dem nun in einer Art Mini-Erlebnispark Trampeltiere, Pferde, aber auch Esel oder Kängurus leben. Insgesamt sind es über 100 Haus- und Wildtierrassen, die es dort zu sehen gibt.

Die Zeit des Stillstandes durch die Pandemie nutzte die Truppe, um im „Circus-Land“ Show- und Musik-Acts zu zeigen und dadurch arbeitslos gewordenen Artisten und Musikern eine Bühne zu bieten. Hier wurde auch die Wasserorgel erstmals ausprobiert. Damals musste sie noch mehrere Tage lang aufgebaut werden, und der Abbau gestaltete sich ebenso zeitaufwändig. Zeit, die ein Zirkus eben nicht hat. „Aber die Leute waren so begeistert von der Show, dass sie 50 Kilometer und weiter angereist sind, um das Wasserspektakel zu sehen. Ich habe mich dann einfach auf das Abenteuer eingelassen und inständig gehofft, dass alles gut geht“, erinnert sich der 47-Jährige, der als gelernter Kaufmann über Umwege zum Zirkus kam. Mit seinem Team stellte er ein Wasser taugliches Programm zusammen, während andere Mitarbeiter an der Optimierung von Technik und Transport der Wasserbühne arbeiteten. Das Resultat ist Zirkus tauglich und überzeugt auch Melnijak, der froh ist, das Experiment gewagt zu haben. „Es sind jetzt zum Beispiel mehr Mitarbeiter für den Auf- und Abbau der Wasserbühne zuständig, das hat uns Zeit verschafft. Insgesamt ist es aber immer noch ein ganz schöner Kraftakt.“

Auf tierische Darbietungen müssen die Zuschauer trotzdem nicht verzichten. Mit Laura Urunova reisen Papageien, Pudel und andere Hundearten mit, die auch in der Show zu sehen sind. Dazu gibt es noch verschiedene akrobatische Darbietungen, unter anderem einen Drahtseilakt ohne Sicherung. Auch ein Clown darf im Zirkus natürlich nicht fehlen. Insgesamt ergibt sich eine farbenprächtige, schillernde Show mit mal magischen, mal atemberaubenden Momenten, für die 100 Mitarbeiter verantwortlich zeichnen.

 Laura Urunova trainiert nicht nur verschiedene Hundearten, sondern tritt auch mit Papageien auf, die frei in der Manege fliegen.

Laura Urunova trainiert nicht nur verschiedene Hundearten, sondern tritt auch mit Papageien auf, die frei in der Manege fliegen.

Foto: Andreas Drabben
Die Wasserbühne ist das Herzstück des Programms. Ihre Fontänen erreichen fast die Kuppel des Zirkuszeltes.

Die Wasserbühne ist das Herzstück des Programms. Ihre Fontänen erreichen fast die Kuppel des Zirkuszeltes.

Foto: Andreas Drabben
 Blick hinter die Kulissen

Blick hinter die Kulissen

Foto: Andreas Drabben
Der spezielle Gitterboden ist nicht für alle Arten von Darbietungen geeignet. So können darauf beispielsweise keine Pferde laufen.

Der spezielle Gitterboden ist nicht für alle Arten von Darbietungen geeignet. So können darauf beispielsweise keine Pferde laufen.

Foto: Andreas Drabben

Am ersten Tag in Krefeld durften sich Mitarbeiter sozialer Organisationen wie Krefelder Tafel, Malteser oder Arbeiterwohlfahrt über rund 600 Freikarten für die Abendvorstellung freuen. Sascha Melnijak sagt: „Wir möchten den Menschen, die sich viel für andere einsetzen, etwas zurückgeben. Für uns läuft es aktuell gut, auch wenn die Kosten natürlich auch hier gestiegen sind. Aber wir haben mehr Zuschauer als vor Corona. Das ist besser, als ich jemals gedacht hätte.“

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