Jugendfußball Russen zeigen die Grenzen auf

Kleve · Die C-Jugend des 1. FC Kleve unterliegt mit 1:7 (0:2) gegen Dynamo Moskau. Mehr als Durchhalteparolen boten die Rot-Blauen nicht. Die russischen Nachwuchskicker verbringen eine Woche im Sporthotel „de Poort“.

 Die Nachwuchskicker von Dynamo Moskau waren den rot-blauen Junioren immer mindestens einen Schritt voraus. Der 7:1-Erfolg war daher bloß folgerichtig.

Die Nachwuchskicker von Dynamo Moskau waren den rot-blauen Junioren immer mindestens einen Schritt voraus. Der 7:1-Erfolg war daher bloß folgerichtig.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Einzig Prominente dürfen später kommen. Das dürften zumindest die C-Jugend-Niederrheinligakicker des 1. FC Kleve gedacht haben, als sie gebannt auf ihre Altersgenossen von Dynamo Moskau warteten. Die Halb-Profis hatten sich für ein Freundschaftsspiel angekündigt, erschienen aber erst mit Verspätung. Der Grund: eine Autopanne des Busses, der den russischen Tross vom Gocher Sporthotel „de Poort“ an den Klever Bresserberg transportieren sollte. Die halbstündige Unpünktlichkeit war den Verantwortlichen des russischen Erstliga-Klubs immerhin eine Entschuldigung wert, „извини“ (ausgesprochen: izwiní) riefen sie über den Kunstrasenplatz. Gewissermaßen war der Auftritt der Gäste ein angsteinflößender. Die knapp dreißigköpfige Gruppe erschien in dichten Reihen aus dem Nebel am Klever Berg, die hochgewachsenen Jugendlichen mit Kapuze über dem Kopf, die Dunkelheit tat ihr Übriges.

Doch nicht nur die Entourage sorgte für Staunen beim Oberliga-Klub 1. FC Kleve, auch die folgende sportliche Vorführung dürfte noch lange im Gedächtnis der Mannschaft von Trainer Markus Verkühlen bleiben. „Ullrich Büssers vom Sporthotel de Poort sucht immer wieder nach guten Mannschaften für Testspiele, die dann gegen die Jungs antreten können, die bei ihm im Hotel ihr Trainingslager durchführen“, sagt Kleves Juniorenleiter Detlev Remmers. Gerne stünde man für solche Partien bereit. „Wenn die Jungs gegen bessere Mannschaften spielen, können sie daraus eine Menge lernen. Für Moskau war das Spiel eher aktives Regenerationstraining“, sagt Remmers im Gespräch mit unserer Redaktion. Ein Blick auf das Aufgebot von Dynamo Moskau schon verriet, wie groß die Klassenunterschiede in der Folge sein würden. Immerhin liefen am Mittwochabend zwei Spieler auf, die auch zum Kader der russischen U15-Nationalmannschaft gehören, namentlich: Mittelfeldspieler Artem Isaev und Angreifer Egor Nazarenko.

Von der ersten Minute an waren die Gäste aus dem größten Staat der Welt drückend feldüberlegen. Auch physisch schienen sie auf einem völlig anderen Level. Der körperlichen Konstitution nach hätte man auf den Gedanken kommen können, dass hier nicht Nachwuchsathleten, sondern ausgewachsene Senioren-Profis auf dem Feld stehen. „Die bekommen in Russland Kraftfutter“, rief ein Klever Betreuer in die abendliche Novemberkälte. Doch nicht nur ob der Physis, auch hinsichtlich ihrer Schnelligkeit, ihrer Technik und ihrer taktischen Reife waren die Moskauer kein Gegner auf Augenhöhe für die Mannschaft des Schwanenstädter Oberliga-Klubs.

Die Folge: Schon nach wenigen Sekunden gingen die Gäste in Führung, es folgte eine Flut an Großchancen. Immer wieder aber konnten die Rot-Blauen in höchster Not klären, auch Schlussmann Thore Seifert hielt einige Schüsse auf sein Tor sehenswert. „Die Jungs haben eine wirklich sehr gute erste Halbzeit gespielt“, sagte Trainer Daniel Lehnert. Nach einem weiteren Treffer kurz vor dem Seitenwechsel lag Dynamo mit 2:0 in Front – ein respektabeler Zwischenstand für die Gastgeber.

Im zweiten Durchgang aber folgte das, was die knapp hundert Zuschauer am Seitenrand erwartet hatten: Nach allen Regeln der Kunst wurden die Klever um Spielführer Malte Baumeister ausgespielt, es folgten drei weitere Tore zum 5:1. Vielmehr als Durchhalteparolen brachten die Klever nicht auf dem Platz: „Komm“, „Weiter“, „Jetzt aber“ riefen Spieler, Verantwortliche und Eltern einander zu. Baumeister war es in der Folge, der immerhin für den Ehrentreffer des FC sorgte – per Foulelfmeter. Doch der russische Ehrgeiz war geweckt, nach einigen Diskussionen in der Spielergruppe bewiesen sie, wie schnell man den aufkommenden rot-blauen Trotz zunichte machen kann: Binnen weniger Sekunden stand es 1:7 aus Klever Sicht. „Wir sind heute an unsere Grenzen gebracht worden. Auch Überforderung kann bei einem Lernprozess sehr hilfreich sein. Und die Jungs wollen lernen, das ist gut“, sagt Übungsleiter Lehnert. Dieser Einschätzung schloss sich auch Spielführer Baumeister an. „Der Klassenunterschied war sehr groß. Wir haben zu viele Lücken im Mittelfeld gehabt. Immerhin ist es ein Trost, dass wir noch getroffen haben“, sagt der U15-Kicker. Für die Russen, so erklärt ihr Trainer Aleksjev Kosolov unserer Redaktion, sei der Test „ein guter“ gewesen.

Und das, obwohl der Klassenunterschied deutlich erkennbar gewesen sei. „Wir sind gerne in Deutschland. Sowieso sind wir viel unterwegs: in Belgien, Portugal, Spanien oder eben Deutschland“, sagt er weiter. Dazu komme: Die Klever Temperaturen am Mittwochabend – nur knapp über dem Gefrierpunkt – seien für die Russen „angenehm“ gewesen. „In Moskau sind es jetzt noch zwanzig Grad weniger.“

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