DFB-Pokal der Frauen Als die Concordia Pokalgeschichte schrieb

Goch · Die Frauen-Mannschaft des FC Concordia Goch war in der Saison 1991/92 im DFB-Pokal dabei. Der damalige Manager Hans-Peter Bohr erinnert sich an erfolgreiche Zeiten des Teams.

 Symbolbild

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Foto: imago sportfotodienst

Die Männer des Fußballclubs Concordia Goch kamen über die Landesliga nie hinaus, heute geht das Team von Spielertrainer André Küppers in der Kreisliga B an den Start. Für mehr Furore sorgten die Frauen der Grün-Weißen. Vor knapp drei Jahrzehnten kickte die erste Mannschaft in der Regionalliga West, damals die höchste deutsche Spielklasse.

In der Spielzeit 1991/1992 zog die Mannschaft als Niederrheinpokalsieger sogar in den DFB-Pokal ein, wo sie in Runde zwei das Heimspiel gegen den VfR Eintracht Wolfsburg mit 1:5 verlor. Am Sonntag, 15 Uhr, ist wieder ein Frauen-Team des Kreises Kleve/Geldern im DFB-Pokal dabei. Regionalligist VfR Warbeyen erwartet als Niederrheinpokal-Sieger in der ersten Runde des nationalen Wettbewerbs um 15 Uhr in der Klever Eroglu-Arena den Zweitliga-Absteiger Borussia Bocholt. Der VfR hofft, dass das Team von 1000 Zuschauern angefeuert wird.

„Ohne Zweifel hat sich der Frauenfußball in den vergangenen Jahren sehr weiterentwickelt. Er ist technisch versierter und schneller geworden, auch taktisch hat sich eine Menge getan. Allerdings waren die Partien früher nicht weniger attraktiv“, sagt Hans-Peter Bohr, der den Frauen der Concordia damals als Manager zur Seite stand. Zuvor hatte der Klever bereits die Frauenfußball-Abteilung des KBC Duisburg auf die höchste deutsche Ebene geführt, Ende der Achtzigerjahre ging es dann nach Goch. Bis heute ist Bohr ein Verfechter des Frauenfußballs. Gebannt verfolgte er zuletzt das DFB-Team, das bei der Europameisterschaft in England den Vize-Titel holte und die Sympathien der Nation eroberte.

„Auch damals gab es bereits Partien, die von 8000 Zuschauern besucht wurden. Natürlich war der mediale Fokus auf die Männer gerichtet, aber wir konnten dennoch einiges aufbauen“, sagt Bohr. In der Saison 1987/1988 stiegen die Gocher Damen nach der Nieder­rheinmeisterschaft in der Verbandsliga in die Regionalliga auf, unsere Redaktion schrieb damals von der „Traumklasse“.

Das Team wurde von Spielertrainerin Christa Konings und Kapitänin Ingrid van Genabith angeführt. Abwehrspielerin Konings sagte im Vorfeld der Saison: „Wir sind im Gegensatz zu den Favoriten der Regionalliga reine Amateure – werden uns aber spielerisch und kämpferisch so teuer wie eben möglich verkaufen.“ Und so kamen große Namen nach Goch: der mehrfache Meister KBC Duisburg, der VfB Uerdingen, die SSG Bergisch Gladbach, der TSV Siegen oder der FC Schalke 04.

Die Premiere in der Regionalliga missglückte allerdings: Mit 1:5 verlor die Concordia vor heimischem Publikum gegen den STV 1919 Lövenich. „Damals ging eine tolle Serie zu Ende, wir waren fast anderthalb Jahre ungeschlagen geblieben. Dennoch fanden sich die Frauen zügig in der neuen Spielklasse zurecht. Den Klassenerhalt hatten wir uns verdient“, sagt Bohr.

Schlussendlich landete das Team auf Rang sechs. Die Platzierung wiederholte die Concordia in der folgenden Saison, im Sommer 1990 aber folgte ein jähes Ende. Die Gocherinnen stiegen als chancenloses Schlusslicht ab. Nur acht Zähler und ein Torverhältnis von 18:69 reichten nicht aus. Durch die gleichzeitige Einführung der Frauen-Bundesliga rutschte das Team direkt von der Erst- in die Drittklassigkeit. In die höchste Spielklasse schaffte man es danach nicht mehr.

Erfolgreichste Torschützin der Regionalliga-Jahre war Renate Ketteler mit 25 Toren. Die Angreiferin, die damals für die FVN-Auswahl aktiv war, lief später sogar für die Nationalmannschaft auf. Auch Petra Reintjes (14 Tore) Michaela Schmerbeck (10), und Ingrid van Genabith (6) schrieben Geschichte. Die Spielertrainerin war ebenfalls Leistungsträgerin der FVN-Auswahl, nur eine Verletzung verhinderte ihre Karriere im DFB-Team.

Eine wichtige Akteurin war damals auch Monika Kneip, die jahrelang bei der DJK Rhenania Kleve gekickt hatte, bei der Concordia aber ihre erfolgreichste Zeit erlebte. Parallel dazu war die Gocherin eine der erfolgreichsten Tischtennisspielerinnen der Bundesrepublik, in den Siebzigerjahren ging Monika Kneip bei Europa- und Weltmeisterschaften an den Start. Eine Protagonistin war auch Doris Bohr, die mit dem KBC Duisburg Pokalsiegerin und deutsche Vizemeisterin wurde, niederländische Nationalspielerin war sowie drei Mal Länderpokalsiegerin mit der FVN-Auswahl wurde und mit Concordia Goch das Abenteuer DFB-Pokal erlebte.

„Das sind alles Frauen, die für den Fußball in der Region eine Menge bedeutet haben. Sie haben dafür gesorgt, dass sich immer mehr Damen für die Klubs interessierten“, sagt Peter Bohr, der lange als Abteilungsleiter beim KBC Duisburg gewirkt hatte. Mit Spielerin Martina Voss-Tecklenburg, die heute erfolgreiche Nationaltrainerin ist, gewann der Klub 1980 erstmals den DFB-Pokal. „Die Trophäe habe ich lange bei der Sparkasse in Kleve im Tresor gelagert. Vielleicht ist es ein gutes Omen für den VfR Warbeyen. Ich werde jedenfalls die Daumen drücken“, so der Ex-Funktionär, der jahrelang im Vorstand der Concordia wirkte und bis heute Kontakt zu Martina Voss-Tecklenburg pflegt.

Damit der VfR Warbeyen ebenfalls in die zweite Hauptrunde des DFB-Pokals einzieht, muss am Sonntag ein Sieg gegen Borussia Bocholt her. Da hatte es die Concordia in der Saison 1991/1992 leichter: In der ersten Runde gab es ein Freilos. Zuvor hatte man sich im Finale des Niederrheinpokals mit 2:1 gegen den GSV Moers durchgesetzt, Renate Ketteler und Petra Reintjes schossen die Tore.

Beim 1:5 gegen den VfR Eintracht Wolfburg gelang Sabrina Prümmer der Ehrentreffer. 150 Zuschauer waren damals vor Ort. Unsere Zeitung titelte: „Concordia schlug sich achtbar.“ So erinnert sich auch Peter Bohr: „Jeder, der das Spiel gesehen hat, weiß, auf welch hohem Niveau die Frauen damals schon gekickt haben. Das war sehr unterhaltsamer Fußball, die Spielerinnen haben sich nicht geschont.“

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