Zellenbrand in Klever JVA Im Fall des toten Syrers wurden zweimal Daten manipuliert

Düsseldorf · Erneut kommen erstaunliche Informationen zum Fall des unschuldig inhaftierten Amad A. heraus, der im Herbst nach einem Zellenbrand in Kleve gestorben war: Kurz vor seiner Inhaftierung hatte eine Polizistin einen Eintrag über ihn noch mit falschen Daten gefüttert.

  Die Tür zur Zelle 143 in der Klever Justizvollzugsanstalt.

Die Tür zur Zelle 143 in der Klever Justizvollzugsanstalt.

Foto: dpa/Markus van Offern

Im Herbst starb der unschuldig inhaftierte Amad. A an den Folgen eines Brandes in seiner Zelle in Kleve, jetzt kommt heraus, dass es eine fälschliche Änderung seiner Daten vor der Inhaftierung am 6. Juli 2018 gab. Eine Beamtin der Kreispolizei in Siegen hatte am 4. Juli vergangenen Jahres in eine Datenbank der NRW-Polizei eingegeben, dass Amad A. vielleicht identisch ist mit einem in Hamburg mit Haftbefehl gesuchtem Malier. Das fand das Landeskriminalamt heraus, sagen mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen. Die WAZ berichtete zuerst.

Die Polizei in Siegen war für Amad A. zuständig, weil er in Deutschland zuerst in der Flüchtlingsunterkunft Burbach war. Die neuen Informationen könnten dazu führen, dass die Ermittlungen gegen Klever Polizeibeamte wegen der falschen Inhaftierung zu weniger harten Strafen führen. „Falls eine Datenbank des Landes eine Verwechslung erleichterte“, sagt der Düsseldorfer Anwalt Julius Reiter, „könnte das die Beschuldigten beim Vorwurf der Freiheitsberaubung entlasten.“ Allerdings sei den Beschuldigten weiter fahrlässiges Handeln zu unterstellen, da sie ja nur das Fahndungsfoto des dunkelhäutigen Maliers mit dem Aussehen des hellhäufigen Syrers hätten vergleichen müssen.

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Das Erstaunliche ist, dass bei der Untersuchung des Todes von Amad A. bereits eine erste fälschliche Datenänderung herausgekommen war. Drei Tage nach der Inhaftierung hatte das LKA in Hamburg in die bundesweite Fahndungsdatei Inpol eingegeben, dass der gesuchte Malier auch den Aliasnamen Amed A. trage. Amed A. war ursprünglich von der Polizei aufgegriffen worden, weil er wegen Belästigung junger Mädchen beschuldigt worden war, doch in Haft kam er wegen der Vorwürfe gegen den Malier.

Die Opposition im Landtag fordert eine Aufklärung beider Vorgänge. „Wir müssen erfahren, was geschehen ist“, sagt Stefan Engstfeld, Vertreter der Grünen im Untersuchungsausschuss zum Tod von Amad A. Der SPD-Abgeordnete Sven Wolf, ein Volljurist, geht noch weiter: „Staatsanwaltschaft und Untersuchungsausschuss müssen genau nachhaken. Wir müssen klären, ob das alles nur eine Verkettung schlimmer Fehler war oder ob es doch irgendwo eine Manipulation gab. Ich hoffe, dass das alles nur Dummheit war.“

Auch Michael Mertens, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), fordert weitere Ermittlungen. Er sagt aber auch: „Ich kann mir weiterhin nicht vorstellen, dass Daten bewusst manipuliert wurden, um einen Unschuldigen zu inhaftieren. Ich wüsste keinen Grund, warum Kollegen das tun sollten.“

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