Organisation aus Kevelaer hilft in Syrien Priester bringt Hilfe vom Niederrhein ins Erdbebengebiet

Kevelaer · Aleppo ist vom Erdbeben besonders betroffen, es gibt zahlreiche Tote. Die Aktion pro Humanität hat 10.000 Euro Soforthilfe geschickt. Zwei Geistliche kaufen davon vor Ort Lebensmittel und Medikamente. Wie der Niederrhein hilft.

Aleppo ist vom Erdbeben besonders stark betroffen. Unter den Trümmern werden noch viele Tote vermutet.

Aleppo ist vom Erdbeben besonders stark betroffen. Unter den Trümmern werden noch viele Tote vermutet.

Foto: dpa/Omar Sanadiki

Jacques Mourad hat nur ein Wort für das, was er in der syrischen Stadt Aleppo gesehen hat: „Apokalypse“. Der Geistliche, der erst vor Kurzem zum Erzbischof von Homs ernannt wurde, hat sich vor Ort ein Bild von den Zerstörungen gemacht. Die sind verheerend. Der Ort, der bereits nach dem Krieg teilweise einer Ruinenstadt gleicht, ist durch das Erdbeben jetzt erneut schwer getroffen worden. Das bisschen, was nach den Bomben und Granaten noch steht, ist dem Erdboden gleichgemacht. „Die Menschen müssen in Kälte und Nässe leben“, berichtet Jacques Mourad, den die Aktion pro Humanität (APH) per Telefon im Auto erreichte, als er gerade auf dem Weg nach Aleppo war, um dort Hilfsmaßnahmen zu koordinieren. Zu APH gibt es einen engen Kontakt. Mourad war ebenso bereits in Kevelaer wie Pater Firas Lufti, der auch lange in Aleppo gewirkt hat.

Nach dem verheerenden Erdbeben hat APH mit ihrer Vorsitzenden Elke Kleuren-Schryvers ganz schnell Kontakt zu ihren Projektpartnern in Syrien aufgenommen. „We are safe. But the disaster is huge. It’s like apocalypse phenomenon“ – „Wir sind sicher. Aber die Katastrophe ist riesig. Es ist wie ein Apokalypse-Phänomen“, schreibt Pater Firas Lutfi aus Damaskus. Damaskus ist von der Katastrophe nicht betroffen – dort können direkt vor Ort Hilfsgüter besorgt werden. „Es werden vor allem Nahrungsmittel, warme Kleidung, Decken und Heizmaterialien benötigt. Dazu Verbandsmaterialien und Medikamente“, so die APH-Vorsitzende.

Pater Firas Lutfi ist immer wieder in Aleppo aktiv, hier ein Bild aus Kriegstagen. Die Stadt ist durch das Erdbeben jetzt zusätzlich betroffen.

Pater Firas Lutfi ist immer wieder in Aleppo aktiv, hier ein Bild aus Kriegstagen. Die Stadt ist durch das Erdbeben jetzt zusätzlich betroffen.

Foto: APH

Und Hilfe vom Niederrhein ist sofort gekommen. APH hat bereits aus seinem Nothilfe-Programm 10.000 Euro für die Aleppo-Hilfe überwiesen. Ganz praktisch und unbürokratisch wird mit dem Geld jetzt im Erdbebengebiet geholfen.  Jacques Mourad kauft vor Ort Lebensmittel und Medikamente ein und verteilt sie an die Bevölkerung.

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Auch Pater Firas kümmert sich um Hilfsgüter. In Damaskus sei noch alles verfügbar, wenn man die Ware bezahlen kann. Das ist mithilfe des Geldes vom Niederrhein möglich.

„Ich bin in Aleppo und versuche, den Betroffenen nahe zu sein“, so Firas Lutfi. „Es gibt so viel Schmerz und Angst im Herzen eines jeden, es ist so unglaublich, was dieses Erdbeben angerichtet hat. Schlimmer noch als die Zerstörung ist die Angst der Menschen, stärker noch als die Angst vor dem Krieg. Am Ende des Tages, an dem wir das Erdbeben zweimal gespürt haben, leben die Menschen immer noch in Kirchen, in Moscheen, auf der Straße, in Gärten und in Autos in Kälte und Feuchtigkeit …“

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Wieder bewährt sich eine für die Menschen in den Katastrophen auf dieser Welt verlässliche Nothilfe-Allianz vom Niederrhein. Als Partner der Stiftung Aktion pro Humanität ist in all diesen Situationen nahezu immer die Stiftung der Familie Seibt aus Wesel-Flüren mit im Boot. Jetzt hat sie 20.000 Euro Soforthilfe zugesagt. „Wir haben bei Herrn Seibt angerufen und er hat das Geld sofort zur Verfügung gestellt, das ist unglaublich und großartig“, sagt Heike Waldor-Schäfer, Sprecherin von APH.

Die Rozanka-Stiftung spendet 5000 Euro für spezielle Kinder-Nothilfe (etwa Kleidung, Nahrungsmittel). Auch die Zevens- und die Manfred-Keppel-Stiftung (je 3000 Euro) aus dem Kreis Kleve sind mit diesen maßgeblichen Hilfsbeiträgen mit auf dem Weg nach Syrien.

Am Montagabend, einen Tag nach den vernichtenden Erdbeben, standen APH bereits 41.000 Euro für die konkrete und zeitnahe Krisenhilfe zur Verfügung. „Syrien ist von der Erdbebenkatastrophe besonders betroffen, weil die internationale Hilfe dort nicht so präsent ist. Deshalb ist es besonders wichtig, zu helfen“, sagt Heike Waldor-Schäfer. „Wir sind daher froh, dass wir Leute direkt vor Ort haben.“

Pater Firas Lutfi koordiniert die Hilfsmaßnahmen aus Damaskus. Das Haupteinsatzgebiet der Hilfe von APH wird Aleppo sein. Hier sind die Franziskaner vor Ort, die für APH im Syrien-Krieg bereits vertrauensvolle und dynamische Partner waren.

„Wir stehen für die Planung und Koordinierung der Hilfe auch in Kontakt mit Weihbischof Stefan Zekorn vom Weltkirche-Referat des Bistums. Und natürlich auch mit unserem Kuratoriumsmitglied, Weihbischof Rolf Lohmann. Beide kennen Pater Firas Lutfi und den ernannten Erzbischof Jacques Mourad von deren Besuchen hier am Niederrhein und in Münster persönlich.“ Auch beim Bistum Münster wurde über APH konkrete Hilfe für Syrien angefragt.

„Weitere Stufe unserer Hilfe könnte dann eine Art medizinische Wiederaufbauhilfe sein, wie etwa eine mobile Klinik oder konkrete Hilfe für ein Krankenhaus in Aleppo“, so Elke Kleuren-Schryvers. „Dazu habe ich Kontakt mit Dr. Binan in Aleppo. Sie ist Psychologin, ihr Mann Arzt. Sie hat im Aleppo zusammen mit Pater Firas für die kriegstraumatisierten Kinder gearbeitet und tut das bis heute. Dr. Binan hat mit den Kindern auch unser Friedenstuch aus Aleppo gestaltet im vergangenen Jahr.“

Ziel soll sein, dass die Hilfe vom Niederrhein für die Erdbebenopfer weitergeht.

(zel)
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