Stadt Kempen Südamerikas barocke Musik zu Zeiten der Kolonialisierung

Stadt Kempen · In der Reihe Musica antica e viva gastierte das schwedische Ensemble Villancico in der Paterskirche.

 Der spanische Begriff Villancico meint eine bestimmte Art von Gesang. Das Ensemble startete 1995 mit dem Repertoire früher Weltmusik.

Der spanische Begriff Villancico meint eine bestimmte Art von Gesang. Das Ensemble startete 1995 mit dem Repertoire früher Weltmusik.

Foto: Erik Ask-Uppmark

Zum Thema Europäische Renaissance- und Barockmusik fallen einem schnell einige Namen ein. Eine Liste mit Orlando di Lasso, Josquin Desprez, Gabrieli, Bach, Händel, Vivaldi, Tartini, Lully und Rameau ließe sich schnell um andere bekannte Namen verlängern. Aber was fand zu dieser Zeit in anderen Erdteilen musikalisch statt?

Diese Frage beschäftigt das schwedische Ensemble Villancico, das im dritten Konzert der Reihe Musica antica e viva in der gut gefüllten Paterskirche begeistert gefeiert wurde. Dumpfe Landsknechtstrommeln eröffneten den Abend. Zu Recht. Denn während in Europa Renaissance und Barock ihren Glanz entfalteten, allerdings auch der Dreißigjährige Krieg die Menschen mit unendlichem Leid überzog, wurde die Geschichte Südamerikas vor allem von spanischen und portugiesischen Eroberungen geschrieben. "Das", rief Peter Pontvik, der Leiter des Ensembles, in Erinnerung, "war eine sehr blutige Geschichte."

Musik gemacht wurde damals dort aber auch. Und so unbekannt sie hier letztlich auch ist: Elemente dieser Musik kamen einem gar nicht so fremd vor. Deutlich wahrnehmbar waren Einflüsse, die aus Europa mitgebracht wurden. Vor allem stilistische Merkmale von Renaissance-Musik waren immer wieder herauszuhören. Zugleich merkte man, dass Wurzeln heutiger südamerikanischer Musik schon in der damaligen Zeit angelegt waren. Wenn die Rasseln und anderen Perkussionsinstrumente erklangen, war der Weg zu Rumba und Samba gar nicht mehr sonderlich weit. Und auch für den markanten Tango-Rhythmus ließen sich Vorläufer finden.

Namen der Komponisten müssen hier nicht aufgeführt werden, wer kennt schon Gaspar Fernandes (ca. 1570 - 1629) oder Andrés Flores (1690 - 1754)? Auf heutige Staatsgrenzen bezogen stammte die Musik aus Ländern wie Ecuador, Peru, Bolivien, Mexiko und Chile.

Villancico setzte sich aus drei Frauen- und fünf Männerstimmen sowie fünf Instrumentalisten für Barockgitarre und Laute, Blockflöten, Gambe, Perkussionsinstrumente und das vom Countertenor gespielte Cembalo zusammen.

Der lebendige Vortrag von Villancico gefiel den Zuhörern in der Paterskirche. Nach einer vitalen Zugabe wurde noch eine zweite gefordert. Damit hatten die sympathischen Gäste aus Schweden nicht gerechnet. Aber sie wussten einen Ausweg und gaben noch eine kurze Kostprobe aus der Volksmusik ihres Heimatlandes.

(RP)
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