Kommunalwahl im Gelderland Weniger Plakate im Wahlkampf

Gelderland · Die Wachtendonker FDP hängt in diesem Wahlkampf keine Plakate auf. Sie will Müll vermeiden und sucht den Kontakt zu den Wählern auf andere Art. Die anderen Parteien greifen diese Idee nicht auf.

 Die großen Plakate der Freien Wähler stehen schon in Straelen. Auch andere Parteien werden noch plakatieren - die FDP jedoch nicht.  Foto: Michael Klatt

Die großen Plakate der Freien Wähler stehen schon in Straelen. Auch andere Parteien werden noch plakatieren - die FDP jedoch nicht. Foto: Michael Klatt

Foto: Michael Klatt

Die Liberalen in Wachtendonk gehen neue Wege. Sie sind nach eigener Aussage die erste Partei, die sich zur Kommunalwahl am 13. September gegen die Wahlwerbung in Form von Plakaten entschieden hat. „Wir als FDP wollen den Kontakt zu den Menschen in Wachtendonk suchen. Das gelingt uns über die sozialen Medien und in persönlichen Gesprächen. Dass unsere Gemeinde allerdings in regelmäßigen Abständen mit Wahlplakaten zugekleistert wird, ist uns schon lange ein Dorn im Auge“, sagt Thomas Conrad, stellvertretender Vorsitzender des FDP-Ortsverbands in Wachtendonk.

Eine gewichtige Rolle bei dieser einstimmigen Entscheidung des Vorstands gegen das Behängen von Laternen habe der Umweltschutz gespielt, so erklärt der 38-Jährige. „Die meisten Plakate sind auch heute noch aus Kunststoff. Es ist für uns nun einfach nicht länger hinnehmbar, dass durch eine Wahl eine so große Menge überflüssiger Müll entsteht“, sagt Thomas Conrad. Für besonders schmerzhaft hält er es, dass Plakate immer wieder heruntergerissen und dann auf dem Boden regelrecht vergammeln würden. „Wir wollen da nicht länger mitmachen und unsere schöne Gemeinde stattdessen sauber halten“, erklärt Conrad weiter.

Andere Parteien halten von dieser Initiative eher wenig. Gedanken, aufs Plakate zu verzichten, gebe es immer wieder einmal, heißt es bei der Gelderner SPD. Doch: „Wir werden plakatieren“, erklärte Vera van de Loo, eine der Vorsitzenden. Und zwar sowohl für die Bürgermeisterkandidatin als auch für die Kandidaten in den einzelnen Wahlbezirken. Sie verwahrt sich dagegen, die Plakate als Müll zu bezeichnen, Zwar sei die SPD natürlich auch in den sozialen Medien präsent, die seien aber kein Ersatz für Plakate, durch die Menschen auch daran erinnert würden, zur Wahl zu gehen. Die Kosten für die Plakate zahlen die Gelderner Sozialdemokraten. „Das ist teurer als ein guter Laptop“, sagt die Vorsitzende.

„Wir hängen Plakate auf“, erklärt Straelens CDU-Fraktionsvorsitzende Annemarie Fleuth. Die großen Bilder mit den Konterfeis der Kandidaten prägten sich ein und seien nicht zuletzt auch eine Aufforderung: „Geht wählen.“ Das sei mit Digitalisierung nicht zu erreichen, ist die Herongerin überzeugt. Auch hätten Ältere oft keinen Zugang zu Facebook und anderen sozialen Medien.

Die Freien Wähler Straelen haben an einigen Stellen in der Stadt schon große Wahlplakate aufgehängt, zum Beispiel am Kalvarienberg und an der Annastraße. Übrigens: Ende Juni hatten die Freien Wähler gemeinsam mit FDP, GO/Grünen und Teilen der SPD den Antrag gestellt, bei der Kommunalwahl auf eine großflächige Plakatierung im gesamten Stadtgebiet zu verzichten und stattdessen an einigen ausgewählten Standorten Plakatwände aufzustellen. Die Ratsmehrheit lehnte das ab. „Uns ist es viel wichtiger, mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen, als unser Stadtbild mit hunderten Plakaten zu verschandeln“, so Stephan Heintze, der Vorsitzende der Freien Wähler. Auch in den Issumer Parteien haben einige Politiker schon laut darüber nachgedacht, den Wahlkampf ohne Plakatierung durchzuführen. „Ich würde gerne darauf verzichten“, sagt Issums FDP-Fraktionsvorsitzende Brigitte Viefers. Sie sagt aber auch, wie es auf dem Land ist: „die Leute könnten den Eindruck gewinnen: die gibbet nicht“. Denn gerade ältere Leute seien nicht auf den digitalen Plattformen wie Facebook oder Instagram unterwegs, ergänzt der Fraktionsvorsitzende der CDU, Gerd Stenmans. Deswegen habe man sich mit allen vier Issumer Parteien zusammengesetzt. Die Essenz: es wird Wahlplakate geben, aber wesentlich weniger als in der Vergangenheit. Die Issumer SPD möchte die ihnen zugewiesenen 30 Plakat-Plätze auf 20 begrenzen, sagt der Ortsverbandsvorsitzende Ralf Rau.

Auch bei den Issumer Grünen will man nicht ganz auf Plakate verzichten. Nach langer Pause gehe man bei dieser Kommunalwahl wieder an den Start, da sei es auch wichtig, Präsenz zu zeigen, so Stefan Winkel von den Grünen. Unverzichtbar: das persönliche Gespräch. Stenmans ist überzeugt, „jeder, der wählen geht, hat die Möglichkeit genug Informationen zu sammeln“, ob mit oder ohne Plakat.

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