Doch was bedeutet eigentlich Umweltschutz und wer macht das? Diese und weitere Fragen wollen wir hier klären.
Was gehört alles zum Umweltschutz? Was bedeutet das eigentlich?
Jedes Lebewesen auf dem Planeten Erde interagiert mit seiner Umgebung, seiner Umwelt - mit Boden, Wasser, Luft und den umgebenden anderen Lebewesen. Zusammen bilden sie ein Ökosystem, ein Zusammenspiel von Einflüssen und Abhängigkeiten, das sich in bestimmten Werten einpegelt.
Dabei hängt alles mit allem zusammen - auch wenn man natürlich einzelne Aspekte für sich betrachten kann. So gibt es etwa ein „Ökosystem Wald“ oder ein „Ökosystem Teich“ - letztlich sind diese aber alle Teil eines großen Ganzen - und eine Veränderung an einem Ende der Welt kann sich auf Lebewesen und Umwelt am anderen zum Teil drastisch auswirken.
Das bedeutet auch, dass es viele Teile gibt, die zum Umweltschutz gehören, die aber alle letzten Endes zusammengehören. Aus dem gleichen Grund hört der Schutz der Umwelt und insbesondere der des Klimas nicht an nationalen Grenzen auf.
Menschen als die vorherrschende Lebensform unseres Planeten haben einen besonders großen Einfluss auf die Umwelt. Das erstreckt sich von der Landnutzung etwa durch Landwirtschaft, Straßen- und Siedlungsbau über den Abbau natürlicher Ressourcen bis zur Entsorgung von Abfallstoffen aus der Produktion im Wasser oder in der Atmosphäre. Der Mensch nimmt Einfluss auf praktisch alle Lebensräume und alle Lebensgrundlagen auf globaler Ebene.
Allerdings gibt es auch zahlreiche Bestrebungen, in ganz unterschiedlichen Bereichen, die Umwelt zu schützen - „die natürlichen Lebensgrundlagen“ „auch in Verantwortung für die künftigen Generationen“ zu erhalten, wie es im Artikel 20a des deutschen Grundgesetzes heißt.
Damit kann alles, was dazu dient, Ökosysteme oder auch Ressourcen zu schützen, unter Umweltschutz gefasst werden. Als Teilaspekte lassen sich etwa Waldschutz, Gewässerschutz oder der Klimaschutz beschreiben. Aber auch alles was - unter anderem - dem Schutz der menschlichen Gesundheit dient, kann unter Umweltschutz gefasst werden, wenn es etwa um den Schutz vor Lärm, Gerüchen oder Strahlung geht. Dies wird unter anderem unter dem Stichwort Emissionsschutz zusammengefasst.
Auch der Naturschutz ist ein Teilaspekt wenn es konkret etwa um den Schutz bestimmter Tiere oder Pflanzen oder derer Lebensräume geht.
Umweltschutz ist dabei nicht auf Gesetze und Vorschriften beschränkt. Auch ein nachhaltiges und (umwelt)bewusstes Verhalten jedes Einzelnen kann zum Umweltschutz beitragen.
Umweltschutz ist damit alles, was Bürger, Organisationen, Institutionen, Unternehmen, Staaten oder auch internationale Staatenorganisationen unternehmen, um die natürlichen Lebensgrundlagen aller Lebewesen zu erhalten oder wiederherzustellen.
Wann begann der Umweltschutz?
Man darf unterstellen, das bereits die frühen Menschen in einer gewissen Form ein Umweltbewusstsein entwickelt haben und erkannt haben, dass sie Einfluss auf ihre Umwelt haben. Wenn etwa bestimmte Tierarten seltener wurden, weil sie oft gejagt wurden, oder reiche Fischgründe versiegten, haben auch die Jäger und Sammler bereits Rückschlüsse daraus gezogen.
Überlieferte bestimmte Verhaltensweisen für die Jagd oder die Nutzung natürlicher Ressourcen wie wild wachsender Pflanzen bei sogenannte Naturvölkern der Vergangenheit oder auch noch der Gegenwart lassen diesen Schluss zu. Wenn etwa Büffelkühe mit Kälbern nicht gejagt werden dürfen, darf man das sicherlich bereits als eine Form von Umweltschutz betrachten.
Dass es aber auch in der Frühzeit bereits Umweltkatastrophen gab, zeigt etwa die Geschichte der Osterinseln, auf der sich die Menschen die Lebensgrundlagen entzogen, indem sie zu viele Bäume fällten, die nicht mehr nachwachsen konnten.
Konkretere Bestrebungen, die Umwelt zu schützen, in dem Sinne wie heute Umweltschutz betrachtet wird, entwickelten sich allerdings erst, als die zunehmende Zerstörung der Umwelt sichtbar wurde. Mit der industriellen Revolution, der wachsenden Bevölkerung und sichtbaren Folgen wie einer zunehmenden Luftverschmutzung entstand auch der moderne Gedanke des Umweltschutzes.
Der Begriff „Umweltschutz“ in dieser Form tauchte in Deutschland so sogar erst Ende der 1960er Jahre auf als eine Entlehnung aus dem englischen Begriff „environmental protection“.
Zuvor gab es bereits Natur- und Heimatschutzgedanken. So entstand etwa der NABU, der Naturschutzbund Deutschland, bereits im Jahr 1899. Ein vertiefteres Bewusstsein für Umweltschutz entstand dann vermehrt ab den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts bis in die 80er-Jahre. Sichtbare Folgen wie das Fischsterben im Rhein, das Waldsterben oder große Umweltkatastrophen wie die Chemieunglücke im italienischen Seveso 1971 oder im indischen Bhopal 1984 sowie das Reaktorunglück von Tschernobyl 1986 beförderten das.
Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace entstanden Anfang der 70er-Jahre. Greenpeace wandte sich dabei zunächst gegen Atombombentests. Mitte der 70er-Jahre gründete sich auch der BUND, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Der World Wildlife Funds WWF entstand bereits 1961.
Auf politischer Ebene gewann Umweltschutz ebenfalls in dieser Zeit an Bedeutung in Deutschland. So wurde etwa im Jahr 1974 das Umweltbundesamt gegründet, welches bis heute die zentrale Umweltbehörde der Bundesrepublik Deutschland ist. Im Jahr 1980 gründete sich die Partei „Die Grünen“ mit einem Schwerpunkt auf dem Umweltschutz.
Warum ist es wichtig, die Umwelt zu schützen?
Aus Expertensicht sei eines der wichtigsten Argument dafür, die Umwelt zu schützen, ganz einfach, „die Lebensgrundlage für den Menschen zu erhalten“, sagt Ullrich Lorenz, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Umweltbundesamt mit Schwerpunkt auf Nachhaltigkeitsstrategien und Ressourcenschonung.
„Dies schließt auch eine gewisse Lebensqualität ein. Ökosystem sind fragile Gleichgewichtssysteme, die, wenn sie einmal richtig aus der Balance sind, nicht ohne weiteres wieder herzustellen sind. Wenn beispielsweise die Bestäuber, also etwa die Bienen, weg sind, gibt es bei sehr vielen Pflanzen - auch Nutzpflanzen - keine Erträge und Vermehrung“, erklärt der Biologe.
Ein weiterer Aspekt sei, dass je weniger Ressourcen zur Verfügung stünden, desto instabiler auch die sozialen Systeme würden. „Von der Grundlage her drehen sich fast alle Kriege, auch die der Vergangenheit, im weitesten Sinne um Zugang, Verteilung oder Verfügbarkeit von Ressourcen. Auch die aktuelle Süd-Nord-Migrations-Bewegung hat Ursachen in Ressourcenknappheit. Diese ist zum Teil auch klimatisch bedingt – allerdings in vielen Fällen eine Kombination mit politischen Problemen.“
Das Beispiel der Migration, das der Experte anführt, zeigt auch, wie wichtig etwa der Bereich Klimaschutz ist. Der Klimawandel, der nach Überzeugung der führenden Wissenschaftler der Welt bereits weltweit in vollem Gange ist, und der von der deutlichen Mehrheit der Forscher als von Menschen verursacht angesehen wird, betrifft dann auch den Menschen als Teil des gesamten Ökosystems Erde.
Der weltweite Anstieg der Durchschnittstemperatur der Erde hat eine Reihe von Auswirkungen beispielsweise vom Abschmelzen der Gletscher und der Erhöhung der Meeresspiegel über die Veränderung der Jahreszeiten in bestimmten Regionen bis zur Begünstigung der Ausbreitung von Krankheitserregern wie der Corona-Pandemie 2020. Als hauptsächliche Ursache gilt die erhöhte Nutzung fossiler Brennstoffe zur Energieerzeugung durch den Menschen und die damit entstehenden erhöhten Anteile der Klimagase wie Kohlendioxid in der Atmosphäre. Dass also der weltweite Klimaschutz als Teil des Umweltschutzes wichtig ist, lässt sich an den bereits sichtbaren Folgen des Klimawandels ablesen.
Was sind die größten Herausforderungen im Bereich Umweltschutz? Und gibt es einen Unterschied zwischen Klimaschutz und Umweltschutz?
Großräumig seien Klimaschutz und Klimawandel aktuell sicherlich die größten Herausforderungen im Bereich des Umweltschutzes, sagt Lorenz. „Damit eng verbunden sind die Themen Waldsterben infolge der zunehmenden Trockenheit durch den Klimawandel beziehungsweise der Umbau der Wälder mit Baumarten, die daran besser angepasst sind. Außerdem wirkt der Klimawandel als ein Beschleuniger beim Artensterben und dem Verlust der Biodiversität vor allem bei den Insekten“, sagt der Wissenschaftler.
Klimaschutz mit all seinen Maßnahmen, um den Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlendioxid, Methan oder Schwefeldioxid zu reduzieren, gehört daher fest zum Umweltschutz dazu. Die Folgen des Klimawandels haben Auswirkungen in allen Bereichen der Umwelt und wirken weltweit.
Neben dem Klimawandel seien aber auch etwa die Reduzierung des Einsatzes von Chemikalien, die in die Umwelt gelangen oder auch Mikroplastik und Nanopartikel in allen Lebensräumen der Erde Themen, die angegangen werden müssten.
Eine Herausforderung ist auch immer noch die Belastung der Luft vor allem in großen Städten mit Stickoxiden und Feinstaub.
„Ein wichtiges und komplexes Thema ist das der Ressourceninanspruchnahme durch die Menschheit“, sagt Lorenz. „Durch die Art und Weise wie wir Menschen leben und wirtschaften, nutzen und verbrauchen wir Materialien, Fläche, Wasser, und Energie. Damit erzeugt diese Inanspruchnahme einen 'Druck' auf die Umwelt, indem Ökosysteme direkt zerstört werden oder etwa Wasser verschmutzt wird, weil es entweder Schadstoffe oder zu viel Nährstoffe enthält, so dass natürliche Gleichgewichte gestört werden.“
Eine Strategie dort gegenzusteuern sei „früher“ einzugreifen, sagt er. „Also etwa indem Konsum und die Inanspruchnahme reduziert werden, die Naturverträglichkeit erhöht oder die Effizienz optimiert wird“, erklärt der Forscher. Entsprechend griffen Maßnahmen dann bei Nachfrage und Konsum, Produktion oder dem Design der Produkte - etwa durch Verlängerung der Nutzungsphase, Verbesserung der Recyclingfähigkeit oder weniger Verbrauch von Energie für das Material.
Wie funktioniert Umweltschutz?
Am Beginn etwas zu Schützen steht wie so oft erst einmal die Erkenntnis, dass etwas geschützt werden muss. Modernes Umweltbewusstsein kam ab den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf - und etliche Unglücke und Katastrophen wie die Chemieunglücke in Seveso oder Bhopal oder das Reaktorunglück von Tschernobyl führten Bürgern, Politikern und Wissenschaftlern erst vor Augen, wo Gefahren lauern und Mensch und Umwelt geschützt werden müssen.
Umweltschutz hat damit auch immer viel mit Wissen und dem Stand der Wissenschaft zu tun. Wenn es neue Erkenntnisse über die Folgen bestimmter Handlungen gibt, finden diese ihre Eingang in die politische Diskussion.
Oft stehen die Interessen der Wirtschaft dabei allerdings denen des Umweltschutzes entgegen. Häufig ist es etwa bei der Produktion von Gütern günstiger, nicht auf den Schutz der Umwelt zu achten - wenn etwa Abwässer ohne Klärung in Flüsse geleitet werden. Oder Produkte, die der Umwelt eher schaden sind günstiger in der Herstellung. Langfristig ist dann die Behebung der Folgeschäden allerdings oft teurer.
In der Regel ist es Aufgabe des Staates oder eines Landes, Umweltschutz durchzusetzen. In Deutschland ist das mit dem im Grundgesetz im Jahr 1994 ergänzten Artikel 20a als ein Staatsziel definiert und die meisten westlichen Staaten haben ähnliche Umweltschutzziele gesetzlich verankert.
Auch die EU sowie die Vereinten Nationen als supranationale und internationale Organisationen weisen den Umweltschutz als eines ihrer Ziele aus.
In der Praxis bedeutet das, dass wenn ein Problem erkannt wurde, über kurz oder lang unter Abwägung aller sozialen und wirtschaftlichen Interessen eine Lösung des Problems erreicht werden sollte. Instrumente dafür reichen von Appellen und freiwilligen Selbstverpflichtungen über - meist finanzielle - Anreize, zu umweltfreundlicheren Alternativen etwa zu Wechseln bis hin zu Regeln und Vorgaben bei der Produktion von Gütern, Umweltgesetzen oder gar nationalen oder sogar weltweiten Verboten.
Beispiele beim Thema Klimaschutz wären etwa die Appelle an jeden, Energie zu sparen, die Selbstverpflichtung von Industriesparten zur CO2-Reduktion, die Prämien für den Umstieg auf Elektroautos oder um neue Heizkessel einbauen zu lassen oder die gesetzlichen „Treibhausgasminderungsvorgaben“ in manchen Bereichen. Ein Verbot in dem Bereich gibt es etwa in Kalifornien, wo ab dem Jahr 2035 keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden dürfen.
Ein Beispiel für ein gelungenes weltweites Verbot beim Umweltschutz ist das Verbot der Produktion von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) im Jahr 1990. In den 1920er-Jahren waren FCKW als vermeintlich harmlose vielseitige und günstige Gase entdeckt worden, in den 70er- und 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts hatte man entdeckt, dass FCKW die lebenswichtige Ozonschicht der Atmosphäre zerstören, 1987 verpflichteten sich 196 Länder und die EU, die Produktion zu halbieren und 1990 erließ man ein faktisches Produktionsverbot binnen zehn Jahren. Seitdem geht das damals entstandene Ozonloch in der Atmosphäre über dem Südpol wieder zurück.
Wie kann man Umweltschutz messen?
Umweltschutz hat viel mit „Kausalität“ - dem Prinzip von Ursache und Wirkung zu tun. Wenn die Ursache eines Umweltproblems erkannt ist und Maßnahmen ergriffen wurden, die Ursache zu reduzieren oder abzustellen, lässt sich das Ergebnis meist daran erkennen, dass die ursprüngliche Wirkung, also der Schaden an der Umwelt, weniger wird.
Beispielsweise konnte das Waldsterben durch die Versauerung der Böden infolge des sogenannten „Sauren Regens“ deutlich gestoppt werden. Man hatte erkannt, dass vor allem Schwefeldioxid aus der Verbrennung fossiler Kraftstoffe dazu führte, dass sich in den Regenwolken schweflige Säure (H2SO3) und Schwefelsäure (H2SO4) bildet. Indem heute Kraftstoffe und die Rauchgase etwa von Kraftwerken entschwefelt werden, sank der Anteil an Schwefeldioxid in der Atmosphäre - die Wälder erholten sich. Das heutige Waldsterben hat seine Ursachen dagegen eher im Klimawandel.
Ein anderes Beispiel ist das bereits erwähnte FCKW-Verbot.
Umweltschutz lässt sich aber auch etwa im Bereich des Naturschutzes messen - wenn in geschützten Bereichen etwa die Zahl der Arten wieder zunimmt.
Schwierig wird es, wenn nur einige Länder Umweltschutzmaßnahmen ergreifen, die schädigenden Einflüsse aber aus anderen Ländern weiter bestehen bleiben. So war beim Waldsterben lange Zeit das Problem, dass in Deutschland Kraftwerke ihre Rauchgase entschwefelten, Abgase polnischer Kraftwerke aber einige Zeit lang nicht und die Wälder im Osten Deutschlands so weiter geschädigt wurden.
Umweltschutz hört daher nie an nationalen Grenzen auf - supranationale Organisationen wie die Europäische Union versuchen daher den Umweltschutz für ganz Europa zu vereinheitlichen.
Unter dem Strich lässt sich Umweltschutz also nicht allgemein messen, sondern immer nur über den Erfolg konkreter einzelner Schutzmaßnahmen.
Wie kann man zum Umweltschutz beitragen?
Umweltschutz gehört zwar zur Aufgabe der Staaten - jeder einzelne kann aber durch sein Verhalten einen Beitrag leisten. „Zum Beispiel kann jeder Einzelne seinen Konsum ändern, etwa indem man weniger Fleisch isst oder versucht, weniger in Kunststoff verpackte Produkte zu kaufen“, sagt der Experte des Umweltbundesamts.
Im Bereich Verkehr und Klimaschutz könne man etwa Car-Sharing benutzen oder statt mit dem Auto öfter mit dem Fahrrad oder zu Fuß Strecken zurücklegen. Fernreisen, besonders mit dem Flugzeug, belasten die CO2-Bilanz extrem. Wer die weniger oft macht oder zum Ausgleich Klimakompensationsprojekte unterstützt, hilft beim Klima- und Umweltschutz, sagt der Experte. „Im Inland sollte man am besten grundsätzlich auf Flüge verzichten“, sagt Lorenz.
Weitere einfache Möglichkeiten, ganz aktiv Umweltschutz zu betreiben, seien etwa, den Einsatz von Chemikalien im eigenen Garten zu reduzieren und lieber eine Bienenwiese wachsen zu lassen, statt ein pflegeleichtes Kiesbeet im Vorgarten zu haben. Auch der Wechsel zu einem Ökostromanbieter oder einem nachhaltigen Geldinstitut sei gelebter Umweltschutz.
„Auch nicht dauernd neue Technik zu kaufen, sondern Geräte 'bis zum Ende' zu nutzen, hilft, die Umwelt zu schützen“, sagt der Experte. „Jeder Einzelne kann diese Entscheidung selbstständig und bewusst treffen. Unterstützung dabei gibt es etwa mit Ressourcenrechnern oder der Berechnung des persönlichen ökologischen Fußabdrucks“, sagt Lorenz.
Unterstützung dabei gibt es etwa bei den Verbraucherzentralen oder vielen Organisationen, Institutionen und Vereinen vor Ort, die sich für Umweltschutz oder nachhaltigen Konsum einsetzen sowie bei den großen Umweltschutzorganisationen.
Bei der Freiwilligkeit gebe es allerdings oft Schwierigkeiten, konkrete Probleme damit zu lösen. „Bei Plastiktüten gab es viele Initiativen, freiwillig auf eine Reduktion hin zu wirken. Schließlich gab es dann doch ein Verbot EU-weit“, führt er als Beispiel an.
Außerdem seien sich die Menschen zwar über Umweltschutz bewusst und würden dem auch einen hohen Stellenwert beimessen - „nicht immer reflektiert sich das aber im Handeln“, sagt Lorenz. „In den Umweltwissenschaften reden wir von der 'Kluft zwischen Wissen und Handeln' oder auch dem Konzept der 'Kognitiven Dissonanz“, sagt er. Das könne man mit „Eigentlich weiß ich es besser, tue es aber trotzdem und rechtfertige es vor mir und anderen“ erklären. Oder um es mit einem Sprichwort zu sagen „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“.
Dennoch kann das Handeln jedes Einzelnen auch unabhängig von Verboten oder gesetzlichen Vorgaben viel bewirken - und wer auf die Politik oder die Menschen einwirken will, kann sich etwa in Umweltschutzorganisationen engagieren oder etwa mit der „Fridays for Future“-Bewegung mit demonstrieren.
Wer regelt den Umweltschutz?
Wo es über Appelle und freiwilligen Umweltschutz hinausgeht, müssen Regeln und Gesetze erlassen werden und die Einhaltung der Regeln kontrolliert werden.
In Deutschland gibt es anders als etwa in der Schweiz kein zentrales Umweltgesetzbuch. Die verschiedenen Gesetze zum Umweltschutz sind in verschiedenen Gesetzestexten und unterschiedlichen Zusammenhängen verteilt.
Für die Einhaltung von Gesetzen, Vorschriften und Regeln können dann auch ganz verschiedenen Behörden auf den unterschiedlichen föderalen Ebenen zuständig sein, vom Bund über das Bundesland bis hinab zur Kommune.
Mit dem Umweltbundesamt gibt es in Deutschland eine zentrale Umweltbehörde, die sich neben wissenschaftlicher Expertise unter anderem um den Vollzug von Umweltgesetzen kümmert - das betrifft Regelungen von nationaler Tragweite wie etwa die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln oder die Umsetzung von EU-Recht und weitere Bereiche.
Wenn es allerdings etwa um Umweltschutzrichtlinien beim Bauen, der Landwirtschaft oder im Gewerbe geht, können kommunale Behörden wie die Obere oder Untere Landschaftsschutzbehörde, das Ordnungsamt oder auch Behörden der Bundesländer zuständig sein. Die Zuständigkeiten sind dabei unterschiedlich geregelt, wobei Themen wie Atomsicherheit oder Zulassung von Chemikalien auf Bundesebene geregelt sind, Naturschutz und Landschaftspflege, Raumordnung und Wasserhaushalt dagegen Ländersache sind beziehungsweise auf kommunaler Ebene reguliert werden.
Erlassen werden Gesetze entsprechend auf EU-, nationaler oder Länderebene. Im Grundgesetz ist mit dem Artikel 20a der Umweltschutz als Staatsziel verankert.
Wie sehen Experten die zukünftige Entwicklung des Umweltschutzes weltweit und national? Was muss sich ändern oder verbessern?
„Viele der Umweltindikatoren zeigen global weiterhin in die 'falsche' Richtung“, sagt Lorenz. In einigen Feldern wie etwa dem Klimawandel würden wir die vorhergesagten Rückkopplungseffekte bereits erleben - wie etwa das Auftauen der Permafrostböden oder den Rückzug der Gletscher.
„Bei Überschreiten so genannter 'Tipping points' lassen sich Entwicklungen kaum mehr aufhalten. Daher spielt auch ein Politikfeld wie 'Anpassung an den Klimawandel' eine zunehmend größere Rolle“, sagt der Experte.
Untersuchungen wie etwa die RESCUE-Studie des Umweltbundesamtes hätten gezeigt, dass es möglich sei, zu 100 Prozent Erneuerbare Energien in Deutschland zu nutzen und gleichzeitig die Ressourcen zu schonen, sagt Lorenz. „Diese Entwicklungen können sogar ökonomisch vorteilhaft sein. Allerdings bedeutet dies Veränderung für viele Menschen, und davor haben Menschen gemeinhin Angst“, erklärt der Wissenschaftler.
Die Corona-Pandemie von 2020 zeige aber, dass staatlich beherztes Handeln durchaus funktioniere. „Mehr auf die positiven Möglichkeiten des Wandels hinzuweisen statt etwa auf 'Ängste' wäre eine gute und wichtige Möglichkeit, beim Klima- und Umweltschutz voran zu kommen“, sagt Lorenz.
Noch seien Gesellschaft und Politik aber in einigen gedanklichen „Lock-ins“ gefangen. So spielten bei der Abwägung von Entscheidungen noch zu oft ökonomische Kosten-Nutzen-Erwägungen eine zu große Rolle. "Zum Beispiel basiert ein Großteil des Rentensystems auf der Annahme stetigen wirtschaftlichen Wachstums", erklärt er. Abhilfe könnten da etwa Maßnahmen wie ein ökologisches Grundeinkommen bieten, die in der Öffentlichkeit diskutiert werden, um zu Gunsten des Klima- und Umweltschutzes Druck von dem Arbeits-Konsum-System zu nehmen, sagt der Forscher.
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