Fußball Ole Päffgen fiebert dem Pokal-Hit entgegen

Straelen · Der Rechtsverteidiger tritt mit dem Fußball-Regionalligisten SV Straelen heute im Halbfinale des Niederrheinpokals beim Titelverteidiger RW Essen an. Der 23-Jährige hat sich nach einigen Tiefs einen Platz im Team zurückerobert.

Ole Päffgen will mit dem SV Straelen heute an der Essener Hafenstraße für eine Überraschung sorgen.

Ole Päffgen will mit dem SV Straelen heute an der Essener Hafenstraße für eine Überraschung sorgen.

Foto: Heinz Spütz

Für Trainer Benedict Weeks ist es ein „Highlight der Saison“. Und auch Ole Päffgen fiebert dem Spiel entgegen, das der Fußball-Regionalligist SV Straelen am heutigen Mittwoch bestreitet. Der Neuling, der in der Meisterschaft mit dem Klassenerhalt längst sein Ziel erreicht hat, tritt im Halbfinale des Niederrheinpokals um 19 Uhr beim Regionalliga-Spitzenreiter Rot-Weiss Essen an. Die Rollen sind für Rechtsverteidiger Päffgen, für den Rot-Weiß Oberhausen der Wunschgegner in der Vorschlussrunde gewesen wäre, klar verteilt. „Wir sind klarer Außenseiter und haben nichts zu verlieren. Der Druck liegt bei Essen“, sagt er.

RW Essen hat sich im Viertelfinale des Niederrheinpokals in Oberhausen deutlich mit 4:1 durchgesetzt. Die Mannschaft hatte den Wettbewerb 2020 durch einen 3:1-Erfolg im Finale gegen den 1. FC Kleve gewonnen und sich für den DFB-Pokal qualifiziert, in dem sie für Furore sorgte. Der Regionalligist warf erst Arminia Bielefeld (1:0), dann Fortuna Düsseldorf (3:2) und schließlich Bayer Leverkusen (2:1) raus, ehe im Viertelfinale beim 0:3 gegen Holstein Kiel das Aus kam.

Für Ole Päffgen verlief die aktuelle Spielzeit zunächst nicht nach Wunsch. Bei Trainerin Inka Grings war er in der Aufstiegs-Saison 2019/2020 als 22-jähriger Neuzugang in allen Spielen in der Oberliga von Beginn an dabei und wurde nur beim 2:0 gegen die SSVg Velbert in der 90. Minute ausgewechselt. Päffgen freute sich dann auf das Auftakt-Spiel in der Regionalliga gegen die U 23 von Fortuna Düsseldorf. Zu seiner Überraschung und der der damals noch zugelassenen 300 Zuschauer stellte Trainer Benedict Weeks aber Fabio Ribeiro, der in den drei Jahren zuvor immer auf der Sechser-Position gespielt hatte, als rechten Verteidiger auf.

Päffgen spielte erst einmal nur noch eine Nebenrolle. Sein Stammplatz war neben dem Feld. Daran änderte sich auch nichts, als Ribeiro gegen Preußen Münster die Rote Karte erhielt. Fortan lief Neuzugang Vedran Beric auf der rechten Abwehrseite auf. Beric spielte konstant gut, für Päffgen blieben nur Mini-Einsätze oder der Platz auf der Ersatzbank und Tribüne.

„Ole und ich waren damals so etwas wie Konkurrenten, weil wir beide auf der gleichen Position spielen. Aber er hat sich mir gegenüber immer fair und sehr loyal verhalten. Er ist nach jedem Spiel zu mir gekommen und hat mir zu meiner Leistung gratuliert“, sagt Beric. Ole Päffgen musste sich derweil gedanklich mit einem völlig neuen Thema auseinandersetzen. „Natürlich hat mir die Rolle auf der Bank nicht gepasst. Aber wichtig und entscheidend ist, was man daraus macht. Ich habe tatsächlich an mich geglaubt und weitergemacht wie immer“, sagt er.

In der Hinrunde stand er nur zweimal in der Startelf. In beiden Spielen konnte er sich nicht empfehlen, zumal das Team bei den Niederlagen gegen Fortuna Köln (0:3) und SC Wiedenbrück (0:4) enttäuschte. Päffgen macht keinen Hehl daraus, dass seine Unzufriedenheit mit jedem Spiel auf der Bank zunahm, dass ihn dies nervte und auf das Gemüt schlug. „Natürlich hat der Trainer ständig mit mir geredet und signalisiert, dass er mich nicht abgeschrieben hat und meine Chance noch kommen wird“, sagt Päffgen. „Aber irgendwann war der Punkt erreicht, dass ich es nicht mehr hören konnte. Das habe ich auch klar mit dem Trainer kommuniziert.“

Im Winter verpflichtete der Verein zwei neue Spieler, unter anderem den gelernten Rechtsverteidiger Kino Delorge. Da gingen für den gebürtigen Düsseldorfer Päffgen sämtliche Lichter auf einen Schlag aus, Selbstzweifel machten sich breit. Und als Delorge nach der Winterpause beim Nachholspiel gegen Alemannia Aachen (0:0) auf rechts verteidigte, brachen bei Päffgen alle Dämme: „Da muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich nur noch daran gedacht habe, den Verein zu wechseln – und zwar so schnell wie möglich.“

Von diesem Tiefschlag erholte Päffgen sich nur sehr schwer. Zu tief saß der Frust, Resignation machte sich breit, zu den Trainingseinheiten müsste er sich quälen. Seine Laune sollte sich auch in den folgenden Wochen nicht bessern. Mitte März musste Kino Delorge dann beim Spiel gegen SC Bergisch-Gladbach verletzt den Platz verlassen – die Chance für Ole Päffgen. „Nein, nervös war ich bei meiner Einwechselung nicht. Warum auch? Ich hatte doch nichts mehr zu verlieren“, sagt er. Und Päffgen nutzte seine Chance, lieferte eine saubere Partie ab, seine Stimmung hellte sich merklich auf. Bis heute fehlte er keine Sekunde mehr bei einem Pflichtspiel.

Zur aktuellen Niederlagenserie des SVS befragt, hat er keine plausible Antwort parat. Er kann sich aber vorstellen, dass es sich bei einigen Spielern um eine reine Kopfsache handelt. „Das Thema wurde ausführlich mannschaftsintern und danach mit dem Trainer und dem Sportlichen Leiter diskutiert. Ich bin mir sicher, dass kein Spieler extra schlecht spielt. Die Mannschaft ist intakt, vielleicht aber im Unterbewusstsein nicht mehr mit hundert Prozent bei der Sache“, sagt Päffgen. Er hat mit den Verantwortlichen erste Gespräche mit Blick auf die neue Saison geführt. Im Moment gehe die Tendenz dahin, dass Verein und Spieler an einer weiteren Zusammenarbeit interessiert seien.

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