Auf den Spuren Napoleons Radroute wird digital aufbereitet

Straelen · Die „Fietsallee am Nordkanal“ soll durch ein deutsch-niederländisches Projekt attraktiver werden. Die über 200 Jahre alte Verbindung zwischen Rhein und Maas wurde von Napoleon in Planung gegeben und ist in Vergessenheit geraten.

 Das Radfahren am Nordkanal quasi auf den Spuren Napoleons soll bald auch mit digitaler Unterstützung möglich sein – und dadurch noch mehr Touristen anlocken.

Das Radfahren am Nordkanal quasi auf den Spuren Napoleons soll bald auch mit digitaler Unterstützung möglich sein – und dadurch noch mehr Touristen anlocken.

Foto: Norbert Prümen

Die Radfahrroute „Fietsallee am Nordkanal“ in der niederländisch-deutschen Grenzregion soll zur touristischen Attraktion ausgebaut werden. Die anliegenden Kommunen sind sich einig: Das Potenzial der Themenroute kann noch besser ausgeschöpft werden. Gerade jetzt, da der Radtourismus-Markt mehr denn je boomt. Deshalb ergreifen die niederländischen und deutschen Kommunen entlang der Strecke nun gemeinsam Initiative. Mithilfe eines EU-Förderprojekts soll die Route zwischen Rhein und Maas zur grenzüberschreitenden Touristen-Attraktion ausgebaut werden. Erster Schritt wird eine umfassende Bestandsaufnahme sein.

Grundlage für die heutige Fahrradroute war der schon 1806 von Napoleon Bonaparte begonnene Bau „Grand Canal du Nord“. Der Kaiser wollte damit die Handelsstädte an Rhein und Maas verbinden und einen strategisch wichtigen Zugang zum Seehafen Antwerpen schaffen. Die über 100 Kilometer lange Kanaltrasse wurde jedoch nie vollendet. Die Ingenieurkunst des 19. Jahrhunderts, die hier verbaut wurde, sollte aber nicht verloren gehen. 2002 wurde Napoleons Kanal im Rahmen der Euroga als Land-Art-Projekt neu in Szene gesetzt. 50 Kilometer auf deutscher und 50 auf niederländischer Seite verläuft nun die „euroregionale Radroute“. 2009 wurde die Fietsallee zur Radroute des Jahres in Nordrhein-Westfalen gewählt. Heute ist sie auf beiden Seiten der Grenze aus der öffentlichen Wahrnehmung nahezu verschwunden – die Projektpartner aus beiden Ländern sehen Anlass zum Handeln.

Ziel des Projekts ist die einheitliche Erneuerung der bautechnischen und digitalen Infrastruktur. Hierzu soll ein grenzübergreifend abgestimmter Maßnahmenkatalog entwickelt werden. Bislang war die Strecke von rein analogen Elementen geprägt: prägnante Markierungsstellen, Bodenmarkierungen, Infotafeln und Rastplätze. Doch seit der ursprünglichen Planung vor 20 Jahren hat sich einiges weiterentwickelt. Gerade die Digitalisierung birgt ungeahnte Möglichkeiten, um den Radweg attraktiver zu gestalten. Die Beteiligten sehen darin Chancen, um Interesse bei Zielgruppen jeden Alters zu wecken.

Als erster Schritt soll nun bald eine Bestandsaufnahme folgen. Dazu wurde von der euregio Rhein-Maas-Nord eine 50-prozentige Anteilsfinanzierung bewilligt. Die Qualitätsoffensive „Fietsallee am Nordkanal“ findet unter dem Schutzmantel des interregionalen Rahmenprogramms Deutschland-Nederland statt. Das Projekt wird bis zum 28. Februar 2021 fertiggestellt. Ein Folgeprojekt zur Umsetzung von qualitätssteigernden Maßnahmen ist bereits in der Vorbereitung.

Seit der Routeneröffnung 2002 hat es keine Gesamtbestandsaufnahme mehr gegeben. Mit Rad und Kamera im Gepäck soll nun eine detaillierte Dokumentationsbefahrung unternommen werden. Diese wird das Ingenieurbüro VIA durchführen. Problematische Strecken, Gefahrenpunkte, Markierungs- und Ausschilderungsmängel werden dokumentiert und mit Empfehlung zur Beseitigung kommentiert. Gleichzeitig gilt es, verkehrstechnische und städtebauliche Entwicklungen auf Berührungspunkte mit der Routenführung zu untersuchen. Neue und alte Geschichten könnten am Wegesrand zu entdecken sein. Diese beiden Untersuchungsinhalte bilden die Ausgangsbasis für einen euregional abgestimmten Maßnahmenkatalog.

Die inhaltliche und administrative Koordinierung übernimmt die Marketinggesellschaft Mönchengladbach (MGMG). Sie war es auch, die alle Partner der zwölf Anliegerkommunen an einen Tisch gebracht hat. Zu den deutschen Kommunen gehören Neuss, Kaarst, Korschenbroich im Rhein-Kreis Neuss und Willich, Mönchengladbach, Viersen, Grefrath, Nettetal und Straelen aus dem Kreis Viersen und Kleve. Auf der niederländischen Seite engagieren sich Venlo, Peel en Maas und Nederweert für die Attraktivitätssteigerung der Radroute. Als zentraler Ansprechpartner auf der Niederländischen Seite koordiniert das Routebureau Noord- en Midden-Limburg die grenzüberschreitende Abstimmung. Mit seiner Expertise für radtouristische Infrastruktur und Digitalisierung von Radrouten stellt es einen idealen Partner dar. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Viersen und die Gesellschaft Niederrhein Tourismus begleiten die Qualitätsoffensive bereits seit der Vorbereitungsphase. Sie bleiben dem Projekt als fachliche Berater erhalten. Ein Auftakttreffen unter der Leitung der MGMG fand vergangene Woche im Haus Erholung statt.

Auf dem Gebiet der Stadt Straelen verläuft auf rund 9,5 Kilometern ein interessanter Streckenabschnitt des Nordkanals. Hier ist die historische Vergangenheit des „Grand Canal du Nord“ mit dem Schleusenhaus in Herongen, der Schleuse in Louisenburg und vielen erhaltenen Kanalabschnitten noch erfahrbar. „Wir sind eine beliebte Radregion und unterstützen gerne dieses grenzüberschreitende Gemeinschaftsprojekt“, erklärt Bürgermeister Hans-Josef Linßen. Um die Bürger in die Planungen einzubeziehen, wird Ende des Jahres ein Workshop stattfinden. Wünsche und Anregungen von ehrenamtlich engagierten Vereinen und Interessensverbänden sollen ebenfalls aufgenommen werden.

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