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Bildende Kunst in Straelen Auf Spurensuche im Ruhrgebiet

Straelen · „Pottkieken“ heißt die neue Ausstellung in der Straelener Atelier-Galerie „Arn!ko+“. Drei Künstlerinnen reisen in ihre Jugend. Und in die glorreiche Zeit der Montanindustrie an Rhein, Ruhr und Emscher. Auch Kohle spielt eine Rolle.

Dea Tils, Karin Ertl und Arnhild Koppel (v.l.) vor einigen ihrer Werke in der Ausstellung „Pottkieken“.    RP-Foto: Evers

Dea Tils, Karin Ertl und Arnhild Koppel (v.l.) vor einigen ihrer Werke in der Ausstellung „Pottkieken“. RP-Foto: Evers

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Es hat was von Lagerfeueratmosphäre. In einer Feuerschale aus verrostetem Stahl liegen einige Kohlenstücke. Darüber, wo auch gut und gerne ein Kessel mit dampfender Suppe hängen könnte, schwebt ein senkrecht stehender Ring aus Stahl. In dessen Zentrum ein einzelnes Kohlenstück mit goldfarbenen Fasern angeheftet.

„Grubengold“ hat Arnhild Koppel dieses Kunstwerk genannt. Es ist eines von 31 Exponaten in der neuen Ausstellung in ihrer Atelier-Galerie „Arn!ko+“ in Straelen. „Pottkieken“ lautet der Titel. Die Gastgeberin, die aus Bochum stammt, sowie Karin Ertl aus Duisburg und Dea Tils aus Essen begeben sich mit ihren Arbeiten auf Spurensuche. Sie reisen dabei zurück in ihre Jugendzeit. Und in die glorreiche Ära der Montanindustrie, als Bergwerke und Stahlhütten den Alltag und das Bild an Ruhr, Rhein und Emscher prägten.

Karin Ertl stammt aus Rheinhausen und wuchs dort in der Nähe des Rheins auf. Endlose Rheinwiesen, Felder, Bauernhöfe und Tiere erlebte sie als Mädchen. „Und am anderen Ufer war die Industriekulisse von Mannesmann, das war spannend“, erinnert sie sich. Wie sich immer wieder der Himmel von Hochöfen und anderen Produktionsprozessen für Stahl rot färbte, hat sie in einigen ihrer Acrylbilder festgehalten.

Etwa bei „Flüssige Schlacke“, wo das glühend heiße Inferno hinter blaugrauen Fabrikmauern angedeutet wird. In „Rhein Orange“ nimmt sie diesen Farbton bei der Abbildung eines Stahlkunstwerks bei Homberg wieder auf. Im Bild „Haldenlandschaft“, das im Zusammenhang mit Essen als Kulturhauptstadt 2010 entstand, hat sie zu den schwarzen Kohlebergen Bäume als Symbol für die wieder Raum gewinnende Natur und Goldklumpen als Symbol für den Reichtum durch den Bergbau gestellt. Speziell für die Straelener Ausstellung entstand die leicht verfremdete Ansicht des Gasometers in Oberhausen. Auch hier glüht der Himmel in Orange.

Am Baldeneysee ist Dea Tils aufgewachsen, und dort lebt sie immer noch. „Damals waren da noch zwei Zechen in Betrieb, und der Weg zum See führte über das Zechengelände“, beschreibt sie die Situation in der damals noch eher ländlich geprägten Gegend.

Der Titel ihres Ölbilds „Erinnerungen an die Kohle“ gibt die Leitlinie ihrer Arbeiten vor. Sie kombiniert das Schwarz-Weiß-Foto eines Mannes, der Kohle in eine Schubkarre schaufelt, mit ihren vorwiegend düsteren Farben, die wiederum Bezug auf die Kohle nehmen. In „Erinnerungen an Ausflug zum See“ schildert sie bunt ihren gewohnten Weg zum Wasser. „Erinnerungen an Farben der Zeche“ hat als ein Element eine Schwarz-Weiß-Aufnahme jenes Zechenhauptgebäudes, mit Ölfarben garniert. Und „Erinnerungen an Zechenraum“ zeigt die alte Waschkaue, einen Bergmann auf dem Foto Grau in Grau. Den leuchtend bunten Kontrast hat Dea Tils mit der Natur gemalt, die von draußen in den tristen Industrieraum drängt.

Arnhild Koppel hat in den Räumen einige kleine „Landmarken“ aus Stahl postiert, die mit Titeln wie „Es lodert noch“ und „Glück auf, zu“ an bessere Zeiten des Bergbaus erinnern. Einige ältere Werke hat sie übermalt, hat Industrie-Kathedralen mit Beton gesprenkelt. „Durch das Einerlei moderner Betonbauten geht auch die Identität des Ruhrgebiets in der Architektur verloren“, erklärt sie. Das Bild „Fenster zur Backstube“ ist eine Reminiszenz an verbotene Entdeckungstouren auf Hinterhöfe. Im größten Bild der Ausstellung, „Un-Ruh(r)-Gebiet“, hat sie 2017 Wehmut und Entschlossenheit bei ihrem Abschied aus dem Ruhrgebiet verarbeitet. 2017 entstand auch Arnhild Koppels „Grubengold“. Das sei das Jahr gewesen, als im Ruhrgebiet die letzte Zeche schloss, so die Künstlerin rückblickend. Die Kohlenstücke für dieses Objekt bekam sie mit einiger Mühe bei eihem Händler aus Gelsenkirchen. „Und diese Kohle kam nicht aus dem Pott, die kam aus Polen.“

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