Konzert-Lesung in der Heilig-Geist-Kirche Geldern Beschämende Realität in Europa

Geldern · Mit einer Lesung machte der Verein Fair Rhein in der Heilig-Geist-Kirche Geldern auf die ausbeuterischen Bedingungen der Arbeitsmigranten in Süditalien aufmerksam.

 Dr. Reinhard Schmeer (l.) und Mitglieder des Klefor-Orchesters traten in der Heilig-Geist-Kirche auf.

Dr. Reinhard Schmeer (l.) und Mitglieder des Klefor-Orchesters traten in der Heilig-Geist-Kirche auf.

Foto: Manfred Austrup

In einer außergewöhnlichen Konzert-Lesung in der Heilig-Geist-Kirche standen die Ursachen der Flüchtlingsbewegung und das Schicksal der Ernte-Migranten auf süditalienischen Orangenplantagen im Mittelpunkt. Reinhard Schmeer, Vorsitzender von Fair Rhein – Verein zur Förderung des Fairen Handel(n)s am Niederrhein – las auf Einladung des Weltladens Geldern aus dem Buch von Prof. Dr. Gilles Reckinger „Bittere Orangen – Ein neues Gesicht der Sklaverei in Europa“.

In seiner Einleitung sprach er von einer beschämenden Realität, die sich in ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen, unwürdigen Lebensbedingungen, Ausgrenzung und Rassismus gegenüber den überwiegend vom afrikanischen Kontinent stammenden Migranten widerspiegele. Die Beschreibung des Schicksals einzelner Arbeiter, die in Camps, Zeltstädten, in verlassenen Häusern, Fabrikruinen oder im Freien unter katastrophalen hygienischen Verhältnissen untergebracht sind, führte den Besuchern vor Augen, wie würdelos das Leben auch in Europa sein kann. Schmeer brachte seine gut ausgewählten Textpassagen lebendig und einfühlsam den rund 70 Zuhörern nahe. Die Frage nach Perspektiven beantwortete er mit einem Hinweis unter anderem auf die Solidaritätskampagne „SOS Rosarno“, die mit den Kleinbauern und Mitgliedern von Genossenschaften kooperiert und Produktionsketten nach dem Prinzip des fairen Handels aufbaut.

Musikalisch eingerahmt wurden die Lesung von der Weltmusikformation Klefor, dem Klever Freundschaftsorchester. Flüchtlinge und „Einheimischlinge“, wie es der Organisator der Gruppe, Thomas Ruffmann formulierte, musizierten gemeinsam, um den gegenseitigen Respekt durch Begegnung zu fördern. Das Repertoire umfasste Lieder aus Süditalien, Griechenland, Armenien und Bulgarien. Beschwingt, heiter, bisweilen auch melancholisch nahm die Musik die Texte auf und ermöglichte es den Zuhörern, die „Schwere der Worte auszuhalten“, wie sich Pfarrerin Sabine Heimann von der evangelischen Kirche ausdrückte.

Am Ende konnten die Besucher Infomaterial zum Thema sowie fair und ökologisch produzierte Orangen aus Kalabrien mitnehmen.

(RP)
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