Rede im Kolpinghaus Sigmar Gabriel: Ein Plädoyer für Europa

Kempen · Der Ex-Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) war Montag zu Gast im Kempener Kolpinghaus. Er sprach sich für ein starkes Europa und gegen jede Form von Rechtspopulismus aus.

 Ex-Außenminister Sigmar Gabriel (l.) mit (v.l.) der Landtagsabgeordneten Tanja Jansen aus Nettetal, Udo Schiefner und dem Kempener SPD-Vorsitzenden Stefan Kiwitz.

Ex-Außenminister Sigmar Gabriel (l.) mit (v.l.) der Landtagsabgeordneten Tanja Jansen aus Nettetal, Udo Schiefner und dem Kempener SPD-Vorsitzenden Stefan Kiwitz.

Foto: Norbert Prümen

Das waren noch goldene Zeiten für die SPD: Bei der Europawahl 2014 kamen die Genossen in Kempen auf satte 29,61 Prozent. An dieses Ergebnis glaubt auch der zuversichtlichste Sozialdemokrat nicht, wenn es am 26. Mai zu den Urnen geht und ein neues Europaparlament gewählt wird. Gestern Nachmittag begann im Kolpinghaus der Wahlkampf der SPD, und das mit einem echten Hochkaräter: Ex-Außenminister Sigmar Gabriel war zu Gast im Kolpinghaus und stimmte die rund 250 Besucher auf das manchmal so sperrige Thema Europa ein.

Der SPD-Politiker war nach einer halbstündigen Verspätung sofort auf Betriebstemperatur. Aufmerksam lauschten die Besucher Gabriels Plädoyer für Europa. Eine starke EU sei der Garant für eine Zukunft in Frieden, Sicherheit und Wohlstand. Es lohne sich, für ein soziales und demokratisches Europa zu kämpfen und den solidarischen Zusammenhalt innerhalb der Europäischen Union zu stärken. Schwer hatte Gabriel es nicht, stand doch das Gros der Besucher naturgemäß der SPD nahe. Europa sei viele Jahrhunderte lang von Krieg geprägt worden. „Meine Generation erlebt ein goldenes Zeitalter. Es sind keine paradiesischen Zustände, aber es wurde immer besser“, sagte Gabriel vor vollem Haus. Werde das so bleiben? Das sei durchaus nicht selbstverständlich. Die SPD setze sich für ein friedliches, demokratisches und gerechtes Europa ein. Die Herausforderungen seien groß: „Überall auf der Welt gibt es Veränderungen, besonders bei der Digitalisierung.“ Deren Plattformen beherrschten einige wenige große Unternehmen wie Facebook oder Google. „Dort findet die Wertschöpfung statt.“ Die SPD mache sich stark für Dinge wie soziale Mindeststandards und einen krisenfesten Euro. Diese und andere Ziele ließen sich nur mit einem starken Europa erreichen.

Der SPD-Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Udo Schiefner, der den Gast mit dem Auto vom Duisburger Hauptbahnhof abgeholte hatte, verwies auf die Gefahr durch Rechtspopulismus: „Hier geht es um die Gefährdung von Werten, für die wir als Sozialdemokraten gekämpft haben.“ Europa habe schon einiges erreicht. Man müsse sich nur einmal vor Augen führen, wie lange es hier keinen Krieg gegeben habe. Ein vereinigtes Europa müsse als Friedensmacht erhalten bleiben.

Unabhängig von Politik verriet ein ausgesprochen launig auftretender Sigmar Gabriel den Besuchern, warum er verspätet angekommen sei: „Ich musste mich heute Morgen noch um ein krankes Kind kümmern.“ Nach dem Ende der munteren Veranstaltung fand der Ex-Außenminister noch Zeit, sich in die Liste einzutragen, mit der Betriebsrat und Belegschaft von de Beukelaer darum kämpfen, die Schließung des Kempener Werks zu verhindern.

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