"Fans dürfen auch ruhig wieder mitmachen" DFB-Team von schlechter Stimmung in Gelsenkirchen überrascht

Gelsenkirchen · Das verkorkste WM-Jahr hat auch den Fans zugesetzt. In den beiden letzten Länderspielen des Jahres waren das Interesse und die Stimmung mau, obwohl die Nationalmannschaft auf und neben dem Platz ein anderes Gesicht zeigt.

Deutschland - Niederlande: das DFB-Team in der Einzelkritik
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Foto: dpa/Christian Charisius

Als die Oranje-Fans ihre Spieler nach dem Abpfiff lautstark feierten, hatten viele deutsche Anhänger ihrem Team bereits den Rücken gekehrt. Das historisch schlechte WM-Jahr belastet auch die Beziehung zwischen Nationalmannschaft und Fans, das wurde zum Abschluss am Montagabend in Gelsenkirchen nochmal deutlich.

"Heute war das sehr wenig", sagte der Dortmunder Marco Reus überrascht. Auch Toni Kroos gab zu, dass die Stimmung "schon mal besser war". Der Profi von Real Madrid ergänzte: "Wir müssen anscheinend dafür sorgen, dass sie wieder besser wird."

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„Ein Fußballjahr wie eine Ohrfeige“

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Foto: dpa/Friso Gentsch

Innerhalb des Teams ist man der Meinung, man habe zuletzt viel für die Fans geleistet. "Wir haben nach der WM ein paar Dinge verändert, auch was die Nähe zu den Fans betrifft. Wir haben uns in allen Spielen wirklich zerrissen. Ich denke, die Fans dürfen ruhig auch wieder mitmachen", sagte Thomas Müller.

So wie kurz nach der 2:0-Führung, als sogar die La Ola durch die Arena kreiste. "Da hatten wir die Zuschauer durch unsere Spielweise ein bisschen wachgeküsst", meinte Jubilar Müller nach seinem 100. Länderspiel.

Doch selbst der personelle und spielerische Neuaufbau konnte die Fan-Müdigkeit nicht ganz vertreiben. Auch mit einem öffentlichen Training in Berlin, einem Schul- und Vereinsbesuch in Leipzig und mehr Zeit für Autogramme ist das Problem allein nicht aus der Welt zu schaffen. Lediglich 42.186 Zuschauer kamen in Gelsenkirchen, in Leipzig waren es sogar nur 35.288. Die 8,5 Millionen TV-Zuschauer beim Spiel gegen die Niederlande sind auch keine Quote, bei der die Programmdirektoren jubelnd an die Decke springen.

"Man kann nicht erwarten, dass uns die Fans nach diesem Jahr die Bude einrennen", zeigte Bundestrainer Joachim Löw Verständnis. Auch Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff gestand den Anhängern zu, dass auch ihnen "das Jahr in den Knochen" steckt. Außerdem betonte Bierhoff, ein Spiel um 20.45 Uhr sei für den Stadionbesuch alles andere als förderlich.

Die TV-Anstalten allein verantwortlich zu machen, das tat aber niemand. Mittelfeldspieler Joshua Kimmich betonte sogar, die Mannschaft trage "allein die Schuld" an der Misere: "Mit besseren Leistungen können wir das ändern." Dafür braucht es aber ganz offensichtlich Zeit.

Vielleicht ist auch der Umzug in kleinere Stadien ein Teil der Lösung. Städte wie Rostock, Dresden oder Magdeburg würden die Nationalmannschaft mit offenen Armen empfangen und die kleineren Arenen problemlos füllen, glaubt Hermann Winkler. Der Präsident des Sächsischen Fußballverbandes will diesbezüglich "beim DFB weiter Druck" machen.

(sid/ako)
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