Trainerwechsel als Chance Nadiem Amiris neuer Anlauf bei Bayer

Madrid · Der 25-Jährige stand bei Bayer Leverkusen auf dem Abstellgleis und galt als Wechselkandidat. Nun könnte Nadiem Amiri einer der Profiteure des Trainerwechsels sein – und der Personalsituation im Mittelfeld der Werkself.

 Nadiem Amiri steht seit 2019 bei Bayer Leverkusen unter Vertrag.

Nadiem Amiri steht seit 2019 bei Bayer Leverkusen unter Vertrag.

Foto: Bayer 04/Bayer 04 Leverkusen

Der Frust sitzt tief bei Nadiem Amiri. Anders sind seine Aussagen in einer Fußball-Talkshow des YouTubers „GamerBrother“ kaum zu erklären. Er sei von Bayer Leverkusens ehemaligen Trainer Gerardo Seoane „auf einmal komplett rasiert worden“, umschrieb der Mittelfeldspieler metaphorisch seinen Status als Ergänzungsspieler unter dem Schweizer. „Das war sehr, sehr hart. Jetzt bin ich umso glücklicher, dass der Trainerwechsel kam.“ Xabi Alonso lenkt jetzt die sportlichen Geschicke der Werkself – und der Spanier betont immer wieder, alle Spieler im Kader zu brauchen und den internen Konkurrenzkampf neu entfachen zu wollen.

Vor dem Champions-League-Spiel bei Atlético Madrid heute Abend (21 Uhr/Dazn) lobte der Trainer mit der ihm eigenen Mischung aus Deutsch und Englisch einmal mehr Amiris Leistung beim 2:2 gegen Wolfsburg. Die Einwechslung des gebürtigen Ludwigshafeners habe einen „guten Impact“ für Bayers Spiel gehabt. Tatsächlich brachte die Hereinnahme neuen Schwung in die Partie. Es ist gut möglich, dass Amiri in Madrid zum ersten Mal seit Dezember 2021 in Bayers Startelf steht.

Das liegt aber nicht nur am zarten Aufwärtstrend des 25-Jährigen, sondern auch an der Personalsituation. Die beiden zentralen Mittelfeldspieler Charles Aránguiz (Wadenprobleme) und Kerem Demirbay, der an einer nicht näher definierten Verletzung am Unterschenkel laboriert, sind nicht mit in Alonsos Heimatland geflogen, Positionskollege Exequiel Palacios ist zwar wieder fit, aber noch kein Kandidat für volle 90 Minuten. Für die Zentrale im bevorzugten 3-4-3 des Trainers bleiben also im Grunde nur Robert Andrich und Amiri.

Das ändert aber vorläufig nicht viel an der komplizierten Situation des fünffachen Nationalspielers. Im Sommer 2019 kam er für neun Millionen Euro von der TSG Hoffenheim ins Rheinland, unterschrieb bis 2024 und galt als Versprechen für die Zukunft. Unter dem damaligen Trainer Peter Bosz war er gesetzt, auch in der zweiten Saison unter der Regie des Niederländers ging es weiter bergauf. Seine stärkste Phase unter dem Bayer-Kreuz dürfte die Hinrunde 2020 gewesen sein. Die Werkself eilte von Sieg zu Sieg, war gar zwischenzeitlich Tabellenführer – und Amiri einer der Leistungsträger.

Doch in der Rückrunde begann der Niedergang. Bosz musste im März nach einem 0:3 bei Hertha BSC gehen und schon unter Interimscoach Hannes Wolf wurden die Einsatzzeiten des vielseitigen Mittelfeldspielers geringer. Als Seoane zur Saison 2021/22 übernahm, landete Amiri schnell auf dem Abstellgleis und wurde nur noch sporadisch eingesetzt. Im Winter folgte die Flucht zum CFC Genua – auf Leihbasis. Hätten die Italiener den Klassenerhalt in der Serie A geschafft, hätte eine Kaufpflicht gegriffen und das Kapitel Leverkusen wäre für ihn beendet gewesen. Es blieb jedoch beim Konjunktiv. Genua stieg ab, Amiri kehrte zurück und galt als Wechselkandidat, für den sich aber kein Abnehmer fand.

Alonso ist bei der Rückkehr in sein Heimatland froh über die Option. „Wir haben andere Möglichkeiten, im Mittelfeld zu spielen, zum Beispiel mit Nadiem“, sagte er am Dienstag mit Blick auf die Personalsituation „Beide Mannschaften haben Druck, für beide ist es wie ein Finale“, sagte der Coach. „Atlético ist sehr, sehr stark und verlangt uns viel ab. Wir brauchen Intensität, Aggressivität und 100 Prozent von jedem Spieler.“ Bayer braucht zudem unbedingt einen Sieg, um Madrid von Platz drei in der Gruppe zu verdrängen, der nach der Winterpause in die Europa League führen würde. Wenn der FC Porto nicht gegen Tabellenführer FC Brügge gewinnt (18.45 Uhr), würde ein Erfolg auch das Tor zum Achtelfinale der Champions League offenhalten.

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