Alfred Melters (1930 – 2021) Xanten verliert eine Vaterfigur

Xanten · Xantens Altbürgermeister und Ehrenbürger Alfred Melters ist am Wochenende im Alter von 90 Jahren gestorben. In Erinnerung bleibt ein Mensch, der offen, herzlich und humorvoll war. Eine Vaterfigur für die Stadt.

Bilder aus dem Leben von Alfred Melters
18 Bilder

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Foto: Christoph Reichwein (crei)/Reichwein, Christoph (crei)

Alfred Melters nannte den Kreuzgang des Xantener Doms einmal seinen Lieblingsplatz in der Stadt, seine Insel des Friedens. Zweimal wöchentlich halte er sich dort auf, berichtete der damals 80-Jährige im Jahr 2011. Zusätzlich suche er die Ruhe des Kreuzgangs, wenn wichtige Entscheidungen zu treffen seien – es waren einige in seinem Leben, allein in der Kommunalpolitik.

Über viele Jahrzehnte hat Melters die Entwicklung Xantens mitbestimmt, engagierte sich außerdem für Kirche, Krankenhaus, Karneval und Kultur. Für seine Verdienste verliehen ihm Rat und Bürgermeister Thomas Görtz vor wenigen Monaten die Ehrenbürgerschaft. Eine Auszeichnung, die bisher nur wenige Menschen aus Xanten bekommen haben. Außer Melters und einigen anderen natürlich auch Heinz Trauten, Xantens Stadtdirektor in den wichtigen 1970er, 1980er und 1990er Jahren, der 2017 gestorben ist. Zusammen mit anderen Weggefährten haben er und Melters damals Xanten von einer einfachen Kleinstadt zu einem beliebten Wohn- und Tourismusort am Niederrhein entwickelt.

Es war eine glückliche Fügung gewesen. Beide waren keine gebürtigen Xantener. Trauten stammte aus Essen, wechselte dann von Kaarst nach Xanten, wo er 1970 Stadtdirektor wurde. Melters war 1930 in Emmerich geboren worden, studierte in Münster Germanistik, Geschichte und Philosophie, machte an einem Gymnasium in Kleve das Referendariat und hatte dort auch eine Festanstellung sicher. Aber am Gymnasium in Xanten fehlte ein Deutschlehrer, und er sei vom dortigen Direktor bekniet worden, die Stelle anzunehmen, berichtete Melters später. Die Stadt reizte den damals jungen Mann, der sich so sehr für Geschichte interessierte. So zog Melters 1963 nach Xanten und blieb bis zu seinem Ruhestand 1995 Lehrer am Stiftsgymnasium.

Zunächst gehörte er zum „toegetrokken Pack“, wie er selbst sagte, also zu den Fremden. Aber eines Abends sei er „noch mal schnell ein Bierchen trinken gegangen“. Sein erster Ausgang in der neuen Stadt habe ihn ins Hotel van Bebber geführt. Dort hätten Xantener zusammengesessen, und schnell habe er dazugehört: weil er Plattdeutsch sprechen konnte. „Sie haben mich verstanden. Das Eis war gebrochen. Ich war angekommen.“ Ab 1966 war er Vorsitzender des Pfarrgemeinderates der St.-Viktor-Gemeinde, habe bald aber gemerkt: „Mir wurde bewusst, dass die reine Begeisterung für meine Stadt nicht ausreichte, dass ich sie selbst mitgestalten sollte.“ 1969 trat er in die CDU ein, von 1979 bis 1984 war er Vorsitzender des Stadtverbands. Schon vorher, 1974, war er in den Stadtrat gewählt worden. Er blieb Stadtverordneter bis 2009, also 35 Jahre. Davon war er zehn Jahre lang Bürgermeister der Stadt Xanten (1984 bis 1994) und weitere zehn Jahre stellvertretender Bürgermeister (1994 bis 2004).

Melters engagierte sich auch außerhalb der Politik. Er setzte sich unter anderem für die Dom-Musikschule ein, für die Propsteigemeinde St. Viktor, das St.-Josef-Hospital, das Siegfriedmuseum, den Karneval – und auch für den Archäologischen Park Xanten (APX). Melters war damals mit dem Erwerb der Flächen für die Colonia Ulpia Traiana betraut, eine Aufgabe, die allein gereicht hätte, „um ein Ehrenamtsleben voll auszufüllen“, sagte 2016 die stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, Karin Schmitt-Promny, als der Rheinlandtaler an Melters verliehen wurde. Sie nannte ihn ein Paradebeispiel des engagierten Bürgers, der sich für die Belange der Gesellschaft einsetzt und diese nach Kräften gestaltet. 2004 war er schon mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt worden. 2020 folgte die Ehrenbürgerschaft der Stadt Xanten. Eine große Feier konnte wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Bürgermeister Görtz überreichte ihm die Urkunde schließlich Ende Januar 2021 im kleinen Kreis, um die Verleihung „nicht auf die lange Bank zu schieben“, sagte Görtz. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellte.

Wie bei anderen Ehrungen dachte Melters damals weniger an sich und mehr an seine Weggefährten. „Es ist eine Ehre für mich und alle, mit denen ich diese lange Zeit zusammengearbeitet habe“, sagte er im Gespräch mit unserer Redaktion, als er gerade Ehrenbürger seiner Wahlheimat geworden war. Während des Telefonats sagte er auch: „Xanten ist meine Leidenschaft.“ Damit erklärte er sein unermüdliches Engagement für die Stadt. Bis zuletzt wurde er als Ratgeber geschätzt und mischte sich ein, wenn er sich um die Partei, die Stadt oder die Menschen sorgte. Dann bezog er öffentlich Stellung, zum Beispiel, als die Bürgermeisterkandidatur für die Xantener CDU zur Zerreißprobe wurde. Oder als der nächtliche Notarztstandort am Krankenhaus infrage gestellt wurde. „Ich sage meine Meinung, wenn ich es für nötig halte“, erklärte er kurz vor seinem 90. Geburtstag im vergangenen Jahr.

 „Xanten ist meine Leidenschaft“, sagte Alfred Melters einmal. Das Foto zeigt ihn Ende 2017.

„Xanten ist meine Leidenschaft“, sagte Alfred Melters einmal. Das Foto zeigt ihn Ende 2017.

Foto: Christoph Reichwein (crei)/Reichwein, Christoph (crei)
 Ende Januar überreichte Bürgermeister Thomas Görtz die Ehrenbürger-Urkunde an Alfred Melters (neben ihm seine Frau Katharina).

Ende Januar überreichte Bürgermeister Thomas Görtz die Ehrenbürger-Urkunde an Alfred Melters (neben ihm seine Frau Katharina).

Foto: Stadt Xanten
  Das Bild zeigt Alfred Melters im Grundschulalter.

Das Bild zeigt Alfred Melters im Grundschulalter.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)
 Weggefährten: Heinz Trauen (l.) und Alfred Melters.

Weggefährten: Heinz Trauen (l.) und Alfred Melters.

Foto: Fischer, Armin (arfi)/Fischer, Armin (afi)
 Porträtfoto von Alfred Melters aus den 1960er Jahren.

Porträtfoto von Alfred Melters aus den 1960er Jahren.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Zum Gespräch damals im Spätsommer 2020 kam er auf dem Fahrrad. Das war typisch für ihn. „Das Auto wird nur für den Einkauf aus der Garage geholt“, sagte er. Melters auf dem Fahrrad – es ist eines der Bilder, die in Erinnerung bleiben werden. Genauso wie sein verschmitztes Lachen. Er war ein offener, herzlicher und humorvoller Mensch. Jemand, der dafür war, dass man aufeinander zugeht und miteinander redet. Eine Vaterfigur für die Stadt.

(wer)
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