Amphitheater und Militärlager Auch Xantens zweites Welterbe soll attraktiver werden

Xanten · Wo heute Birten ist, war früher eines der größten Militärlager der Römer. Erhalten geblieben ist das Amphitheater, das immer noch eine Spielstätte ist. Die ganzen Ausmaße des Legionslagers sind dagegen nicht zu erleben. Das soll sich ändern. Aber ein zweiter APX ist nicht geplant.

 Das Amphitheater in Birten: Dafür liegt ein Gestaltungskonzept vor. Die Pläne sollen mit Hilfe von Fördermitteln finanziert werden. Ein erster Antrag wurde jedoch nicht berücksichtigt.

Das Amphitheater in Birten: Dafür liegt ein Gestaltungskonzept vor. Die Pläne sollen mit Hilfe von Fördermitteln finanziert werden. Ein erster Antrag wurde jedoch nicht berücksichtigt.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Die Urkunde sieht unscheinbar aus, sie kann schnell übersehen werden. Das wäre schade, denn sie wird selten verliehen. Bisher erst 1154 Mal auf der gesamten Erde, wie die Unesco berichtet. Von ihr stammt die Urkunde, sie erklärt damit etwas zum Welterbe, weil es von Bedeutung für die gesamte Völkergemeinschaft ist. Aber sie verpflichtet den Empfänger damit auch: Er hat das Welterbe zum Wohle der gesamten Menschheit zu schützen. So steht es auf dem Papier.

Eine solche Urkunde hängt nun im Archäologischen Park (APX). Xantens Bürgermeister Thomas Görtz überreichte sie am Freitag an APX-Leiter Martin Müller, nachdem er sie selbst vor drei Wochen erhalten hatte – und nicht nur er: In Bonn wurde die Urkunde an Vertreter aller Kommunen und Kreise in NRW übergeben, in denen sich Fundorte des Niederrheinischen Limes befinden. Denn die frühere Grenze zwischen dem römischen Imperium und Germanien ist im Juli von der Unesco zum Welterbe erklärt worden.

 Urkunden-Übergabe (v.l.): Römermuseumsleiter Christoph Eger, Bürgermeister Thomas Görtz und APX-Leiter Martin Müller.

Urkunden-Übergabe (v.l.): Römermuseumsleiter Christoph Eger, Bürgermeister Thomas Görtz und APX-Leiter Martin Müller.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Xanten hat deshalb seit Sommer sogar zwei Welterbe-Stätten: die römische Stadt Colonia Ulpia Traiana (CUT) und das Legionslager Vetera Castra auf dem Fürstenberg. Zusammen mit 42 weiteren zivilen und militärischen Anlagen bildeten sie in den ersten Jahrhunderten nach Christus die etwa 400 Kilometer lange römische Grenze zu Germanien. Von der einen Welterbe-Stätte in Xanten ist heute noch viel zu sehen: Auf dem Gelände der CUT wurde der APX errichtet. Einige Bauwerke der römischen Stadt wurden ganz oder teilweise rekonstruiert.

Von der anderen Welterbe-Stätte dagegen, dem 60 Hektar großen Vetera Castra, ist kaum noch etwas erhalten geblieben, bis auf das Amphitheater in Birten. Dort treten auch heute noch Musiker, Schauspieler, Comedians und andere Künstler auf. Dass aber auf dem Fürstenberg einmal eines der größten Militärlager des römischen Weltreichs lag, in dem mehr als 10.000 Soldaten stationiert waren, muss man schon wissen – sehen kann man es nicht. Von den Verwaltungsbauten, Krankenhäusern und Soldatenunterkünften ist oberirdisch nichts übrig geblieben.

Sie sollen auch nicht wieder aufgebaut werden. Jedoch soll das Welterbe auf dem Fürstenberg in Zukunft besser präsentiert werden, wie Müller und Görtz sagten. Konkrete Pläne gebe es bisher schon für das Amphitheater, für das Militärlager zwar noch nicht, aber dafür gebe es auch schon einige Ideen. „Wir sind noch in der Findungsphase“, sagte Müller. Denkbar seien zum Beispiel Informationsstände, um mehr als bisher zu erklären, „was hier einmal stattgefunden hat“. Der APX sei dafür nicht zuständig, wolle die Stadt aber dabei unterstützen. Er könne sich auch vorstellen, dass es einen Shuttle-Dienst vom APX zum Fürstenberg gebe und während der Fahrt die Geschichte des Militärlagers erklärt werde. Müller machte aber auch deutlich, dass auf dem Fürstenberg „kein zweiter Archäologischer Park“ geplant ist.

Für das Amphitheater liegen dagegen die Pläne schon in der Schublade, wie Görtz berichtete. Die Verwaltung hatte 2018 und 2019 ein Gestaltungskonzept entwickeln lassen. Demnach soll die historische Spielstätte saniert und aufgewertet werden, um „seiner herausragenden historischen Bedeutung“ wieder besser gerecht zu werden. Und es sei ein „absolut herausragendes Monument römischer Militärgeschichte, wie man es so gut erhalten sonst nirgendwo findet“, sagte Müller.

Das Gestaltungskonzept wurde auch schon 2020 vom Stadtrat einstimmig angenommen. Daraufhin beantragte die Verwaltung dafür Fördermittel aus dem Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus 2021“. Aber Xanten sei bei der Vergabe der Gelder nicht berücksichtigt worden, berichtete die Verwaltung. Sie schlägt deshalb vor, dass es noch einmal versucht wird, zumal der Welterbe-Titel zwischenzeitlich verliehen wurde. Der neue Fördermittelantrag muss aber vom Stadtrat noch beschlossen werden. Deshalb steht das das Amphitheater auf der Tagesordnung der Stadtratssitzung am Dienstag, 7. Dezember.

(wer)
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