Xantener Lehrer schlägt Alarm Corona sorgt für mehr Nichtschwimmer

Xanten · Gesamtschullehrer Ingo Geisler appelliert an die Eltern, mit ihren Kindern in den Ferien im Wasser zu trainieren. Weil die Bäder während der Pandemie geschlossen waren, gebe es Defizite. Intensivkurse in Xanten sind heiß begehrt.

 Die Zahl der Kinder, die nicht sicher schwimmen können, hat sich während der Pandemie erhöht.

Die Zahl der Kinder, die nicht sicher schwimmen können, hat sich während der Pandemie erhöht.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Seit Monaten wird Achim Haag nicht müde darin, auf ein bundesweites Problem als Folge der Pandemie hinzuweisen. Der Präsident der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) sagt, dass sich durch die Corona-bedingten Badschließungen die Zahl der Kinder, die nicht sicher schwimmen können, weiter erhöht habe. Diese Beobachtung kann Ingo Geisler nur bestätigen. Der 41-Jährige ist Sportlehrer an der Willi-Fährmann-Gesamtschule und hat nach Wiederöffnung im Xantener Hallenbad in den Jahrgangsstufen 5, 6 und 7 Schwimmen unterrichtet. Sein dringender Aufruf an die Eltern: „Geht unbedingt mit euren Kindern so oft wie möglich ins Wasser.“

Die Stadt, die Schwimmfreunde (SF) sowie das Freizeitzentrum Xanten (FZX) wollen die Eltern unterstützen und zudem einen weiteren Anstieg schwimmunfähiger Mädchen und Jungen stoppen. Sie bieten daher in den Sommerferien Intensivkurse an. Ingo Geisler, der auch Rettungsschwimmer ausbildet, hat große Defizite festgestellt: „Es gibt Kinder, die waren zwei Jahre nicht schwimmen. Die Defizite sind während der Corona-Zeit größer geworden. Bei der Ausdauer oder Technik gibt’s Nachholbedarf. Auf Schwimmabzeichen, die vor der Pandemie erlangt wurden, kann man sich nicht verlassen. Manche Eltern denken, dass Seepferdchen oder Bronze Sicherheit geben. Doch nach so einer langen Pause ist das nicht der Fall.“ Schulleiter Frank Pieper ergänzt: „Die Zahl der Nichtschwimmer ist schon vor Corona gestiegen. Für uns war klar, dass wir nach den Lockerungen sofort im Hallenbad Stunden blocken für den Schwimmunterricht.“

 Ingo Geisler, Sportlehrer an der Xantener Gesamtschule.

Ingo Geisler, Sportlehrer an der Xantener Gesamtschule.

Foto: SDX

Drei Crashkurse mit je zehn Einheiten für Kids ab fünf Jahren bieten die Schwimmfreunde vom 19. bis 30. Juli im Bad an der Heinrich-Lensing-Straße an – einen für Anfänger, einen zur Vertiefung der Technik und für die Kondition sowie einen als Wiederholung für Anfänger. Ratzfatz waren die Teilnehmerplätze weg. „Wir mussten etlichen Eltern absagen, was eigentlich nicht unsere Art ist. Wir planen, nach den Sommerferien weitere Anfängerkurse anzubieten“, meint der SF-Vorsitzende Herbert van Hall. Er sei immer wieder erstaunt, wie „schnell die Kinder aus der Übung kommen“.

Der Vorschlag, das Hallenbad in den großen Ferien zu öffnen, um abgebrochene Kurse zu beenden und Intensivkurse für Kindergartenkinder sowie Grundschüler anzubieten, sei aus den Reihen der Mitarbeiter gekommen, sagte Herbert van Hall. Normalerweise ist das Bad während der sechs Wochen geschlossen.

Auch bei den Intensivkursen für Anfänger im Becken im Naturbad der Xantener Südsee sei das Interesse sehr hoch, sagt FZX-Pressesprecher Andreas Franken. Es gibt ein spezielles Angebot des Freizeitzentrums in Kooperation mit der Sozialstiftung der Stadt. So stehen 32 vergünstigte Plätze in vier Kursen nur für Kinder aus Xanten zur Verfügung. Durch den Zuschuss der Stiftung sinken die Kosten für die zehn Einheiten auf 40 Euro. Für Berechtigte von Leistungen für Bildung und Teilhabe kann die Gebühr vollständig wegfallen. Es gebe noch freie Plätze, so Franken.

Ingo Geisler unterstreicht, wie wichtig eine frühzeitige Wassergewöhnung ist, um den Kindern die Angst zu nehmen. „Und jetzt, wo’s wieder möglich ist, sollten die Eltern mit ihnen regelmäßig zum Schwimmen Üben ins Hallen- oder Freibad gehen und nicht allein den Schulen die Verantwortung überlassen.“

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