Fußball „Zecke“ ist der Liebling der Ex-Trainer

Sonsbeck · André Köhler spielte lange Jahre für Borussia Veen und den SV Sonsbeck. Später überzeugte er auch beim VfB Homberg in der Oberliga. Der heute 42-Jährige erinnert sich gerne an seine Karriere zurück. Inzwischen ist er als Trainer tätig.

André Köhler, hier im Jahr 2011 im Trikot des HSV Langenfeld, überzeugte durch seine Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor und seine Spielintelligenz. An die Duelle mit späteren Bundesliga-Profis erinnert er sich gerne. 
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André Köhler, hier im Jahr 2011 im Trikot des HSV Langenfeld, überzeugte durch seine Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor und seine Spielintelligenz. An die Duelle mit späteren Bundesliga-Profis erinnert er sich gerne. Archiv: Matzerath

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Wenn man Michael Hemmers, Willi Hermanns und auch Hans-Georg Mewes auf den heute 42-jährigen André „Zecke“ Köhler anspricht, gerate alle drei Ex-Trainer ins Schwärmen. Köhler, der unter anderem für den SV Sonsbeck, Borussia Veen und VfB Homberg spielte, machte sich als torgefährlicher Fußballer auf den Sportplätzen der Region einen Namen und wurde von den gegnerischen Abwehrreihen gefürchtet.

Der Dortmunder Jung zog bereits mit zwei Jahren mit seiner Familie aus seiner Heimat nach Rheinberg, wo er in der F-Jugend des TuS 08 die ersten fußballerischen Schritte unternahm. Ab der D-Jugend stürmte er für die Borussia aus Veen und bewies schon in jungen Jahren seine Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Als A-Jugendlicher bekam er eine Frühseniorenerklärung und durfte sein Können auch bei den Borussia-Senioren beweisen. Zu seinem damaligen Trainer Michael Hemmers hatte Köhler eine besondere Beziehung. „Ich habe selten so einen guten Fußballer gesehen und trainiert. Er war charakterlich, aber auch sportlich für jedes Team eine Bereicherung. Mit seinem Torabschluss sowie seiner Handlungsschnelligkeit konnte er überall überzeugen“, erinnert sich Hemmers zurück.

Auch sein nächster Veener Trainer, Willi Hermanns, förderte ihn und stand jederzeit bereit: „Ich habe damals meinen Zivildienst gemacht und konnte aufgrund meines Schichtdienst nicht immer beim Training sein“, sagt Köhler. „Will machte mit mir dann vormittags Einzeltraining. Das hat mir sehr geholfen und war nicht selbstverständlich“, sagt der heute 42-Jährige.

1999 sicherte sich dann der Nachbar SV Sonsbeck Köhlers Dienste, der den SVS in der ersten Saison mit 26 Treffern als Torschützenkönig in die Landesliga schoss. Trotz Aufstieg folgte Köhler seinem Ex-Trainer Michael Hemmers zum Bezirksligisten DJK Labbeck/Uedemerbruch, wo er nach sechs Spieltagen mit acht Treffern schon wieder oben die Torjägerliste anführte. Aber es kam zu einem kleinen Skandal. „Ich habe für großen Ärger zwischen Labbeck und Sonsbeck gesorgt. Nach knapp zwei Monaten bin ich wieder nach Sonsbeck zurück gewechselt. Das war damals als Vertragsamateur möglich“, blickt Köhler zurück.

Der Torjäger merkte, dass ihm der SV Sonsbeck und die Truppe fehlten. Labbecks Trainer Hemmers nahm seinen Schützling die Entscheidung nicht übel: „André war Student und konnte das Geld gut gebrauchen.“ Darauf folgten sechs Jahre im SVS-Trikot und 2004 der Aufstieg in die Verbandsliga unter Cheftrainer Hans-Georg Mewes. Der schaffte es, den „hitzigen“ Köhler in den Griff zu bekommen. „Schorsch machte vor dem ersten Spiel eine klare Ansage. Wer eine Gelbe Karte wegen Meckerns bekommt, wird direkt ausgewechselt. Nach 25 Minuten musste ich runter. Das war mir eine Lehre“, so Köhler.

Aber zu seinen Stärken gehörten auch sein Ehrgeiz und Eifer. „Ich trainierte häufig noch alleine mit dem Keeper weiter und übte Standards.“ In Sonsbeck bekam Köhler vom Teamkollegen Frank Holbeck den Spitznamen „Zecke“. „Das hatte wohl mit meinen langen Haaren zu tun“, sagt der BVB-Fan, der noch mit ehemaligen Mitspielern wie Heiner Gesthüsen oder Jörg Hahn in Kontakt steht.

2005 ging Köhler noch einen Schritt weiter und wagte das Abenteuer Oberliga beim VfB Homberg. Als Underdog spielte sich Köhler nicht nur in die Herzen der Fans. Er konnte auch seine Trainer Harry Copi und Rainer Vervölgyi überzeugen, ergatterte mit 26 Jahren direkt einen Platz in der Stammelf und erlebte zwei lehrreiche Oberliga-Jahre. „Im ersten Ligaspiel gegen den VfB Speldorf stellten mich die Trainer als linken Verteidiger auf“, so Köhler, der aber in diesem Spiel auch mit zwei Treffern glänzte. Vornehmlich agierte er danach meistens auf der Achterposition.

Mit zunehmendem Alter rückte der einstige Mittelstürmer dann immer weiter nach hinten, denn auch seine Spielintelligenz schätzten seine Trainer. Aber auf eine zweistellige Torausbeute kam Köhler dennoch in jeder Saison. Der klare Kreispokal-Sieg gegen den GSV Moers im Jahr 2006 und der Sieg im Niederrheinpokal gegen Rot-Weiß Oberhausen gehörten zu den schönsten Momenten in seiner Homberger Zeit. Aber auch die Duelle mit den späteren Profis Willi Landgraf (Alemannia Aachen II), Marvin Compper (Borussia Mönchengladbach II) und Sascha Mölders (MSV Duisburg II) waren besonders. „Willi Landgraf hat uns über die gesamte Spielzeit vollgelabert. Das war pure Comedy“, sagt Köhler.

Seine weiteren Stationen waren Viktoria Goch (Verbandsliga, 2007/2008), VfL Tönisberg (Landesliga, 2008-2010), HSV Langenfeld (Landesliga, 2010-2012) und SSV Berghausen (Bezirksliga, 2012-2014). Beruflich zog es ihn 2010 vom Niederrhein ins Rheinland. Nun arbeitet Köhler beim Landeskriminalamt in Düsseldorf.

Nach seinem Karriereende im Sommer 2014 dauerte es aber nur ein Jahr, bis er merkte, wie sehr ihm der Fußball fehlt. So stieg er 2015 beim SSV Berghausen als Co-Trainer an der Seite von Siggi Lehnert ein und blieb drei Jahre. Dort konnte er erste Einblicke ins Trainergeschäft sammeln, bis er wieder mehr Zeit seiner Frau und seinen Töchtern (ein und vier Jahre) widmen wollte.

Aber das ist seit November 2020 schon wieder Geschichte. Denn es kam das Angebot, als Cheftrainer in Berghausen zu arbeiten. „Ich habe gemerkt, dass mir der Ausgleich fehlte“, erklärt Köhler, der sich über die Aufgabe beim ambitionierten Bezirksligisten freut. „Ich möchte oben mitspielen und versuche, den Jungs eine offensive Ausrichtung zu vermitteln.“

Rückblickend ist André Köhler mit seiner sportlichen Laufbahn mehr als zufrieden. „Ich hatte das große Glück, in allen Mannschaften auf super Typen und motivierte Trainer zu treffen.“

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