Barrierefreie Bushaltestellen So kommt der Ausbau in Xanten und Rheinberg voran

Serie | Alpen/Rheinberg/Sonsbeck/Xanten · Bei der Pflichtaufgabe, Bushaltestellen behindertengerecht umzubauen, liegen Xanten, Alpen, Sonsbeck und Rheinberg auf unterschiedlichem Niveau. Wer schon fortgeschritten ist und wer hinterherhinkt.

 Martin Gruneneberg vom Sonsbecker Bauamt zeigt die Pläne für den barrierefreien Ausbau der Bushaltestelle „Gerebernushaus“, an der er sitzt.

Martin Gruneneberg vom Sonsbecker Bauamt zeigt die Pläne für den barrierefreien Ausbau der Bushaltestelle „Gerebernushaus“, an der er sitzt.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Eine alte Holzbank und ein Schild mit Fahrplanhinweisen – aus mehr besteht die Bushaltestelle „Gerebernushaus“ in Sonsbeck – zumindest an der ortszugewandten Seite – nicht. Das soll sich bald ändern. Die Haltestelle wird nicht nur ausgebaut, bekommt ein gläsernes Häuschen, um auch bei Wind und Wetter geschützt zu sein. Geplant ist auch der barrierefreie Ausbau. Schließlich muss, wer auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen möchte, auch ungehindert einsteigen können. Schon aus rechtlichen Gründen.

Neun Jahre ist es her, dass das Personenbeförderungsgesetz in Deutschland alle Behörden verpflichtete, bis zum 1. Januar 2022 eine vollständige Barrierefreiheit im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu erreichen. Der Kreis Wesel hat als Basis hierfür in seinem Nahverkehrsplan 2017 sämtliche Bushaltestellen im Kreisgebiet in fünf Kategorien eingeteilt. Die Kategorien eins bis drei sollten bis zum Stichtag die Zielvorgaben erfüllen können. Für Haltestellen der Kategorie vier gilt, dass ein barrierefreier Ausbau möglichst zeitnah anzustreben sei. Haltestellen der Kategorie fünf bieten keinen Anlass für einen barrierefreien Ausbau, da sie nur in seltenen Einzelfällen genutzt werden. Hier sprechen somit letztlich wirtschaftliche Gründe gegen einen Ausbau.

In vielen Kommunen herrscht allerdings Nachholbedarf bei den Zielvorgaben. Davon ist auch die Gemeinde Sonsbeck nicht ausgenommen. Insgesamt 58 Bushaltestellen gibt es in Sonsbeck, für 32 ist die Gemeinde zuständig (sonst Straßen NRW). Neben der Haltestelle „Gerbernushaus“ auf beiden Straßenseiten sollen im Laufe dieses und des nächsten Jahres elf weitere Bushaltepunkte barrierefrei ausgebaut werden. Acht davon gehören der Kategorie drei an, sollten also schon seit Anfang 2022 barrierefrei sein (die anderen vier stehen in der Kategorie vier).

Nun soll es vorangehen: Die Pläne für das Dutzend in Sonsbeck sind fertig, zehn Entwürfe vom Rat freigegeben, für vier Bushaltestellen geht demnächst die Ausschreibung raus. Neben „Gerebernushaus“ werden die Haltestellen „Hochheideweg“ in Hamb zuerst ausgebaut, wie der stellvertretende Bauamtsleiter Martin Grunenberg sagt. Das bedeutet: Die Bordsteinkante wird auf 16 Zentimeter erhöht, um den schwellenlosen Einstieg in den Bus zu ermöglichen. Versehen wird das sogenannte Hochbord mit taktilen Leitstreifen in Form von Noppen am Boden, die sehbehinderten Menschen Orientierung geben sollen. Im Zuge des Ausbaus entstehen zudem fünf neue Wartehäuschen, alle beleuchtet und transparent. „So sieht der Busfahrer den Wartenden gut, und der muss keine Angst haben, dass jemand hinter dem Häuschen lauert“, erklärt Grunenberg.

Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr fördert die Baukosten zu 100 Prozent. Dennoch muss die Gemeinde in die eigene Tasche greifen. Denn die Planungskosten werden nur zu drei bis fünf Prozent gefördert. Im Sonsbecker Haushalt sind für die Gesamtumsetzung 413.000 Euro vorgesehen.

Was in Sonsbeck gerade erst in Angriff genommen wird, ist in Xanten schon weit fortgeschritten. Laut Personalamtsleiter Thomas Rynders existieren in Xanten nur zwei Haltestellen der Kategorie eins, am Bahnhof Xanten und an der Bahnhofstraße. Beide sind barrierefrei ausgebaut. Unter den 15 Haltestellen der Kategorie zwei sind elf barrierefrei, von den 42 Haltestellen der Kategorie drei sind aktuell 36 barrierefrei ausgebaut. Darüber hinaus sei Xanten auch über die Verpflichtung hinaus aktiv gewesen, so Rynders. Aus Kategorie vier sind 18 von 41 Haltestellen, in Kategorie fünf sind zehn von 53 Haltestellen barrierefrei. „Das Ausbauniveau in Xanten ist also sehr hoch“, betont Rynders.

Zeitgleich fügt er aber auch hinzu, dass der barrierefreie Umbau einiger Bushaltestellen aus Sicht der Kommune beispielsweise aufgrund beengter Verhältnisse technisch nicht realisierbar sei. Die Gründe seien dem Kreis Wesel mitgeteilt worden. Eine Entscheidung, ob an diesen Stellen die Pflicht aufgehoben wird, steht noch aus.

Und: „Einige Haltestellen werden aus wirtschaftlichen und bautechnischen Gründen in Verbindung mit ohnehin geplanten Straßenausbau- oder anderen Umbaumaßnahmen erst zu einem späteren Zeitpunkt umgebaut werden“, erklärt Rynders. „Bei einigen Haltestellen existieren gestalterische Bedenken, insbesondere im Bereich der Innenstadt. Auch hier sollen insoweit ganzheitliche Lösungen verfolgt werden.“

Diese Herausforderungen kennt man auch in Sonsbeck: Die Haltestelle „Neutorplatz“ beispielsweise ist als einzige der Kategorie eins zugeordnet, soll also dringend barrierefrei ausgebaut werden. Der Platz soll perspektivisch aber komplett umgestaltet werden. „Es macht also wenig Sinn, die Haltestelle dort jetzt umzubauen, und in ein paar Jahren muss man es wieder zurücknehmen“, erklärt Grunenberg.

Ein Problemkind ist zudem die Hochstraße. Da gibt es mit „Ploheide“ und „Post“ in beide Fahrtrichtungen vier Bushaltestellen, die auf der Agenda stehen. „Dort ist es aber sehr knifflig, geeignete Standorte für die Hochbords zu finden“, sagt Grunenberg. Mal verhindern Querungshilfen, mal die vielen Hauseinfahrten den Anstieg des Bordsteins. Da müsse ein grundlegendes Konzept erstellt werden, so Grunenberg.

„Modernisierung von Bushaltestellen“, das bedeute in der Gemeinde Alpen hauptsächlich der Austausch von Wartehallen, sagte André Enge, Leiter des Fachbereichs Bauen, Planen und Umwelt. „Auf diesem Wege erneuern wir die Wartehallen sukzessive schon seit Jahren. Darüber hinaus gibt es einige wenige Haltestellen, die im Nahverkehrsplan des Kreises mit einem Ausbaubedarf gekennzeichnet sind.“ Die größte daraus resultierenden Maßnahmen sollen im Zuge einer Stadtumbaumaßnahme realisiert werden.

Planung für berrierefreie Bushaltestelle  Martin Gruneneberg zeigt den Grundriss der Bürgersteig / Einstieg kommt auf Bushöhe das Häuschen ist für RollstuhlfahrerInnen zugänglich Haltestelle Haus Gerebernus

Planung für berrierefreie Bushaltestelle Martin Gruneneberg zeigt den Grundriss der Bürgersteig / Einstieg kommt auf Bushöhe das Häuschen ist für RollstuhlfahrerInnen zugänglich Haltestelle Haus Gerebernus

Foto: Ostermann, Olaf (oo)
Umsteigen ÖPNV Themenwochen

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Foto: grafik

Auch in Rheinberg werden die Bushaltestellen nach Bedarf modernisiert. „Das heißt vor allem, dass sie barrierefrei umgebaut werden“, sagt Dieter Paus, Technischer Beigeordneter der Stadt Rheinberg. Vor allem müsse die Einstiegshöhe so angepasst werden, dass etwa Menschen mit Rollatoren die Busse gut erreichen können. Modernisiert worden seien zuletzt die Haltestellen „Douffsteg“ in Borth, „Alpener Straße“ in Millingen und „Kuhdyk“ in Orsoyerberg. Gelegentlich komme es auch zu Vandalismus-Fällen, dann müsse die Stadt zerschlagene Scheiben in den Wartehallen ersetzen oder Farbschmierereien entfernen. Dieter Paus: „Für die Finanzierung der Wartehäuschen gibt es einen Fördertopf.“ Ansonsten bestreitet die Stadt die Kosten aus der Haushaltsposition „Straßenerhaltung“.

(beaw/up)
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